Software

Teurer Umbau drückt auf das Ergebnis von SAP

Der Walldorfer Softwarekonzern SAP bleibt dank einer hohen Nachfrage nach Cloudprodukten auf Wachstumskurs. Für höhere Kosten sorgt allerdings der gestiegene Aktienkurs

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Alexander Jungert
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© Uwe Anspach/dpa

Walldorf. Der Walldorfer Softwarekonzern SAP startet mit einem Verlust von rund 800 Millionen Euro ins neue Jahr. Grund ist der Abbau von weltweit rund 8000 Arbeitsplätzen, um sich stärker auf Künstliche Intelligenz (KI) auszurichten - für die Stellenstreichungen hat SAP insgesamt rund 2,2 Milliarden Euro zurückgestellt. Das ist mehr als bislang erwartet.

Trotzdem ist Vorstandssprecher Christian Klein guter Dinge: „Wir hatten einen großartigen Start in das Jahr 2024 und sind zuversichtlich, unsere Ziele für das Jahr zu erreichen“, sagt er laut Mitteilung.

Das sind die Gründe für die höheren Kosten bei SAP

Der Dax-Konzern steigerte den Umsatz um acht Prozent auf etwas mehr als acht Milliarden Euro. Wichtigster Faktor war das Cloudgeschäft mit einem Plus von 24 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte Betriebsergebnis stieg verglichen mit dem Vorjahresquartal um 16 Prozent auf 1,53 Milliarden Euro. Das Restrukturierungsprogramm gehört zu den Sondereffekten.

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Die Aufwendungen dafür fallen um 200 Millionen Euro höher aus als gedacht. Nach Angaben von Finanzchef Dominik Asam hat das zwei Gründe: Erstens haben in den USA mehr Beschäftigte das freiwillige Vorruhestandsprogramm angenommen. Und zweitens liegt es ausgerechnet am gestiegenen Aktienkurs von SAP. Denn dadurch müsse der Konzern ausscheidenden Mitarbeitern mehr für ihre Aktienoptionen zahlen, so Asam. Der Aktienkurs liegt momentan deutlich über der 170-Euro-Marke; vor einem Jahr stand er noch um die 120 Euro.

Bald könnten die Konditionen bei SAP Deutschland stehen

Gut möglich, dass die gesamten Rückstellungen von 2,2 Milliarden Euro noch steigen. Denn die genauen Konditionen von Freiwilligenprogrammen, wie sie etwa in Deutschland angeboten werden, hat das Management noch nicht mit den Sozialpartnern vereinbart. Nach Informationen dieser Redaktion sollen die Ergebnisse aber bald stehen.

In Deutschland fallen voraussichtlich 2600 Stellen weg. Vor allem ältere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dürften den Softwarekonzern verlassen. Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE, hatte vor Kurzem dem Magazin „Capital“ gesagt: „SAP zahlt mit rund 1,5 Monatsgehältern pro Betriebsjahr so großzügige Abfindungen, dass es schon dumm wäre zu bleiben.“

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SAP hatte Anfang des Jahres angekündigt, rund 8000 Stellen abzubauen, um sich stärker auf Wachstumsfelder wie Künstliche Intelligenz (KI) zu konzentrieren und die Kosten zu senken. Es ist geplant, bis Ende des ersten Quartals 2025 alles unter Dach und Fach zu bringen. Gleichzeitig will das Unternehmen investieren und das Jahr 2024 „mit stabilen Mitarbeiterzahlen beenden“.

Analyst Johannes Schaller von der Deutschen Bank attestiert dem Walldorfer Softwarekonzern in einer ersten Reaktion gute Ergebnisse. Die Wachstumsbeschleunigung im Cloud-Geschäft gehe weiter, schreibt er. Ähnlich urteilt Analyst James Goodman von Barclays: Der Auftragsbestand im Cloudgeschäft zeige, dass bei den Walldorfern alles im Lot sei.

Dass der teure Umbau zunächst auf das Ergebnis drückt, hat auch den Anlegern an der Börse die Laune nicht verhagelt. Schließlich rechneten sie damit. Zudem sind die Erwartungen gut, das Management bestätigt die Jahresprognose.

Am Dienstagnachmittag lag der Aktienkurs von SAP mit mehr als vier Prozent im Plus.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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