Energie

Grosskraftwerk Mannheim legt zwei von vier Blöcken still

Diese Entscheidung kommt überraschend: In einem Jahr soll im GKM nur noch die Hälfte der Anlagen regulär Strom und Fernwärme liefern. Dennoch dürften die stillgelegten Blöcke in Mannheim noch viele Jahre laufen.

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Martin Geiger
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Aus vier mach zwei: In zwölf Monaten soll nur noch die Hälfte der aktuell laufenden GKM-Blöcke regulär am Netz sein. © Manfred Rinderspacher

Mannheim. Erst hat es ziemlich lange gedauert, bis die Entscheidung getroffen wurde – und nun wird sie ziemlich schnell wieder revidiert: Das Grosskraftwerk Mannheim (GKM) wird seinen Block 7, der erst Ende Januar wieder regulär in Betrieb genommen worden war, in etwa zwei Monaten erneut stilllegen.

Das berichtet der Vorstand nach einer Sondersitzung des Aufsichtsrats. Demnach gibt es dafür zwei Gründe: Die akute Gefahr eines Gasmangels herrsche in Deutschland nicht mehr. Und die vergangenen zwei Monate des regulären Betriebs hätten gezeigt, dass sich dieser wirtschaftlich nicht lohne. Denn die Strompreise im Großhandel seien deutlich niedriger als erwartet gewesen.

Als Reservekraftwerke wichtig

Das bedeutet, dass die Anlage dann wieder – wie zuvor bereits seit 2020 – als Reservekraftwerk genutzt wird. Als solches muss sie stets betriebsbereit sein, darf jedoch nur Strom erzeugen, wenn der Betreiber des Übertragungsnetzes dies als notwendig für die Netzstabilität erachtet.

Das Grosskraftwerk Mannheim. © Manfred Rinderspacher

Das GKM bleibt für den Betrieb verantwortlich, muss also auch das Personal stellen. Darum betont der Vorstand, dass die Entscheidung „keinerlei Auswirkungen“ auf die Situation der Beschäftigten oder die Versorgungssicherheit habe. Die GKM-Bilanz beeinflusst es jedoch, denn es erhält die Kosten für den Reservebetrieb erstattet – von den Stromkunden über die Netzentgelte.

Warten auf fertige "Stromautobahn"

Bis April 2025 ist Block 7 bislang als systemrelevant eingestuft. Beim GKM geht man jedoch davon aus, dass dieser Zustand vermutlich zumindest bis 2028 anhalten wird. Denn erst dann sind voraussichtlich die großen „Stromautobahnen“ fertig, die benötigt werden, um den vor allen Dingen in Norddeutschland erzeugten Windstrom in den Süden zu leiten, wo er gebraucht wird.

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Entsprechend ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass auch die zweite Anlage, die das GKM innerhalb des kommenden Jahres stilllegen will, als systemrelevant eingestuft und als Reservekraftwerk genutzt wird. Und das früher als angedacht.

Denn Block 8, der aufgrund des Kohleausstiegs eigentlich Ende Mai 2024 vom Netz gehen sollte, wird nun knapp zwei Monate eher abgeschaltet. Auch aus wirtschaftlichen Gründen: Voraussichtlich wird er im nächsten Frühjahr nicht mehr zur Fernwärmeerzeugung benötigt. Und die Strompreise sind den Prognosen zufolge nicht hoch genug, um Gewinne zu erzielen.

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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