Walldorf. Und wieder gibt es Ärger mit der jährlichen Gehaltsrunde bei SAP. Rückwirkend zum ersten Januar erhalten die SAP-Beschäftigten im Durchschnitt 2,4 Prozent mehr Gehalt.
Auch Sicht von Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE, ist das unbefriegend: SAP habe diese Woche sehr gute Zahlen vorgelegt und den Gewinn erneut deutlich gesteigert. „Eine Erhöhung von im Mittel lediglich 2,4 Prozent wird die Belegschaft nicht dazu motivieren, die durch den Abgang so vieler erfahrener Kolleg:innen entstandenen Lücken zu stopfen,“ sagt Schick laut Mitteilung. SAP hat ein großes Stellenabbau-Programm hinter sich. „Dazu kommen die ehrgeizigen Ziele unseres Vorstands, in diesem Jahr bei 37 Milliarden Euro Umsatz 10 Milliarden Euro Gewinn zu machen.“
SAP-Betriebsrat hatte fünf Prozent gefordert
Auch Claus Oberle, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei der SAP Deutschland übt Kritik: „Eigentlich müssten jetzt viele gut dotierte Stellen frei werden. Aber mit einem Beförderungsbudget von maximal 0,3 Prozent muss man annehmen, dass auch hier wieder gespart wird.“ Der Betriebsrat der SAP SE hatte im Vorfeld eine Gehaltserhöhung von mindestens 5 Prozent gefordert.
„Aus unserer Sicht als Gewerkschaft ist das ein mehr als unzureichendes Ergebnis für die Beschäftigten bei SAP“, sagt auch Julia Wegner, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall in Heidelberg.
Die Gehaltsrunden beim Walldorfer Softwarekonzern sorgen oftmals für Wirbel, immer wieder gibt es Kritik von Arbeitnehmervertretern, die Erhöhung falle zu gering aus. Als Außenstehender muss man wissen: Die gesamte Vergütung der SAP-Beschäftigten speist sich aus mehreren Töpfen – Grundgehalt, Boni, Aktienbeteiligungsprogramme sowie Prämien. Auch die konkrete Erhöhung legt das Management nach Leistungseinschätzung individuell fest.
SAP-Personalchef Müller verweist auf zahlreiche zusätzliche Benefits
Daniel Müller, Personalchef Deutschland der SAP, verweist als Reaktion auf die Kritik auf darauf, dass es bei dem Software-Konzern eben nicht nur auf das Grundgehalt ankomme. Durch die Anpassung der Grundgehälter erhöhten sich auch die Zuschüsse etwa zu den Mitarbeiteraktien oder zur betrieblichen Altersvorsorge, sagt Müller. Außerdem biete die SAP ein umfangreiches Benefits-Paket, zum Beispiel mit „einer attraktive Firmenwagen-Richtlinie“.
SAP-Chef Klein spricht von einschneidendem Kulturwandel
Unmut in der Belegschaft gab es schon in den vergangenen Monaten, weil SAP die Kriterien für die Leistungsbeurteilung verschärfen will. Zudem will der Vorstand deutlich strengere Regeln für Homeoffice - was zu gerichtlichen Auseinandersetzungen mit dem Betriebsrat geführt hat. SAP-Vorstandschef Christian Klein spricht im Interview mit dieser Redaktion von einem einschneidenden „Kulturwandel.“
2024 liefen die Geschäfte gut für SAP: Im Gesamtjahr 2024 konnte SAP den Umsatz aus dem fortgeführten Geschäft um zehn Prozent auf 34,2 Milliarden Euro ausbauen. Unter dem Strich blieben mit 3,15 Milliarden Euro aber nur rund die Hälfte des Gewinns aus dem Vorjahr übrig. Für den Abbau Tausender Stellen hatte SAP 2024 mehrere Milliarden Euro an Einmalkosten aufgewendet. Das Programm soll im ersten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein.
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