Software

Kritik nach jüngster SAP-Gehaltsrunde

Die Gehaltsrunden beim Walldorfer Softwarekonzern SAP sorgen oftmals für Wirbel. So auch dieses Mal. Um was es geht - und an was sich Arbeitnehmervertreter stören

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Alexander Jungert
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SAP koppelt die jährliche Gehaltserhöhung stärker an die individuelle Leistung. © dpa

Die Beschäftigten von SAP erhalten laut IG-Metall-Gruppe „Pro Mitbestimmung“ rückwirkend zum 1. Januar im Durchschnitt 2,7 Prozent mehr Gehalt. Alles andere als zufrieden damit ist Eberhard Schick, Betriebsratsvorsitzender der SAP SE. Er spricht von einem „erneuten Tiefschlag“ für die Belegschaft, zumal der Konzern erst am Mittwoch „sehr gute Zahlen“ für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt habe. „Man hat fast den Eindruck, die Diskussion um die Office-Pflicht sollte die enttäuschende Gehaltsrunde überdecken.“ Der Betriebsrat der SAP SE hatte im Vorfeld eine Gehaltserhöhung von wenigstens fünf Prozent gefordert. Heike Schaaf, Betriebsratsmitglied bei SAP Deutschland, ergänzt: „Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Kolleginnen und Kollegen morgen gerne zur Arbeit ins Büro kommen.“

Zudem zahlt SAP 1500 Euro Inflationsausgleichsprämie, die jedem Beschäftigten steuer- und abgabefrei zukommt. Auch damit ist „Pro Mitbestimmung“ unzufrieden. SAP liege weit hinter dem Abschluss der IG Metall in der Metall- und Elektroindustrie vom vergangenen Jahr, heißt es in einer Mitteilung.

Strukturerhöhung fällt weg

Die jüngste Gehaltsrunde ist am Donnerstagnachmittag mit der Belegschaft in Walldorf besprochen worden. Von SAP selbst gibt es keine offizielle Stellungnahme zu den Details. Die Gehaltsrunden beim Walldorfer Softwarekonzern sorgen oftmals für Wirbel, immer wieder gibt es Kritik von Arbeitnehmervertretern, die Erhöhung falle zu gering aus. Als Außenstehender muss man wissen: Die gesamte Vergütung der SAP-Beschäftigten speist sich aus mehreren Töpfen - Grundgehalt, Boni, Aktienbeteiligungsprogramme sowie Prämien.

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Bei der vergangenen Gehaltsrunde hatten Beschäftigte durchschnittlich 3,7 Prozent mehr Geld bekommen. Eine Komponente, die sogenannte Strukturerhöhung, entfällt dieses Jahr mit der neuen Betriebsvereinbarung. Bisher war die Strukturerhöhung unabhängig von der Leistung gezahlt worden. Sie machte in der Regel rund die Hälfte der durchschnittlichen jährlichen Gehaltserhöhung aus.

Die konkrete Erhöhung für jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter legt das Management nach Leistungseinschätzung individuell fest. Dabei soll ein weiterentwickeltes Bewertungssystem helfen. Dass Beschäftigte stärker nach Leistung bezahlt werden sollen, gehört zum neuen Kurs des Managements. Vorstandssprecher Christian Klein will wieder eine stärkere Leistungskultur bei SAP etablieren. Auch die Entlohnung müsse sich an Leistung orientieren, bekräftigte Klein kürzlich im Gespräch mit dieser Redaktion.

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Die Strukturerhöhung spielt derzeit eine wichtige Rolle bei Verfahren vor dem Mannheimer Arbeitsgericht. Dort klagen mehr als 30 Vorruheständler von SAP, weil sie für 2023 eine niedrigere Strukturerhöhung erhalten hatten als die „aktive“ Belegschaft. Da es für dieses Jahr keine leistungsunabhängige Strukturerhöhung gibt, gehen die Vorruheständler 2024 leer aus. „Die SAP-Beschäftigten im Vorruhestand beziehungsweise in passiver Alterszeit nehmen definitiv nicht an der Gehaltsrunde teil“, heißt es von „Pro Mitbestimmung“. Die Gruppe spricht klar von „Nullrunde“.

Für Unruhe sorgt derzeit auch, dass Beschäftigte weniger von zuhause aus arbeiten und wieder öfter ins Büro kommen sollen - an drei Tagen die Woche. Der Betriebsrat der SAP SE erwartet, dass das Management „die Ankündigung zur Office-Pflicht noch einmal überdenkt“.

Redaktion berichtet aus der regionalen Wirtschaft

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