Podcast "Ein Platz an der Sonne"

"MM"-Podcast: Mannheimer Unternehmen profitierte vom Raubbau in Kolonien

Kolonialismus in Mannheim: Ein Mannheimer erzählt in Folge 2 des „MM“-Podcasts "Ein Platz an der Sonne", wie sich das Unternehmen seiner Familie bei der Holzgewinnung im Kongo bereicherte und wie er heute darüber denkt

Von 
Viktoria Reich
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Rainer Wagenmanns Familie pendelte wegen der Geschäfte seines Vaters zwischen Mannheim und dem Kongo. © Viktoria Reich

Mannheim. Vor über 50 Jahren, 1972, erschien „Die Grenzen des Wachstums“, der erste Bericht des Club of Rome. Eine Expertenkommission, die sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit einsetzt und damit auch für Ökosysteme, wie den tropischen Regenwald. Heute ist für die meisten eindeutig, dass der Regenwald einer der wichtigsten Bestandteile der planetaren Kreisläufe ist, die Leben überhaupt erst möglich machen.

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Mannheimer Unternehmer gründete Holzgewinnungswerk im Kongo

Nach dem Zweiten Weltkrieg aber war das längst nicht so. Während der Zeit des Wirtschaftswunders geht man davon aus, dass der Regenwald unzerstörbar ist. Die tropischen Wälder gerieten ins Visier der industrialisierten Welt, die ihren rasant ansteigenden Bedarf an Holz decken musste. Aus den Kolonien importierten Frankreich, England, Spanien und Deutschland massenweise Holz. Die Hälfte der deutschen Türen waren damals aus dem tropischen Limba-Holz gefertigt.

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Um die große Nachfrage zu stillen, gründete ein Mannheimer Unternehmer ein Holzgewinnungswerk im Kongo. Rolf Wagenmann ist ein findiger Unternehmer. Während die deutschen Wälder fast komplett abgeholzt sind und das Holz immer knapper wird, bedienen er und seine beiden Geschäftspartner sich einfach in der französischen Kolonie.

Die Folgen von „Ein Platz an der Sonne“

Folge 1 „Leerstelle“ ab 20. Juni 2024: Philomène ist in Kamerun geboren und aufgewachsen. Mittlerweile arbeitet sie in Mannheim. Trotz einer glücklichen Kindheit überschattet etwas ihre Familiengeschichte. Es hat mit der Kolonialzeit zu tun: Da gibt es eine Leerstelle, die die Deutschen hinterlassen haben – und die sich nicht schließen lässt.

Folge 2 „Ein Haus voll Afrika“ ab 27. Juni 2024: In den 1920ern gibt es in der Mannheimer Oststadt eine Industriellen-Villa. Bis unters Dach stapeln sich Felle, Holzmasken, Stoßzähne, Gewehre und Speere. Woher kommen all diese Dinge – und was hat das Unternehmen Luschka und Wagenmann damit zu tun?

Folge 3 „Alles nur geklaut“ ab 4. Juli 2024: Im Februar 1897 überfallen britische Soldaten Benin City und plündern den Königspalast. Die Benin-Bronzen verkaufen sie in ganz Europa – und so finden sie auch ihren Weg nach Mannheim. Die Reiss-Engelhorn-Museen stehen heute vor einem ethischen und moralischen Dilemma. Wie damit umgehen?

Folge 4 „Die Siedler von Rheinau-Süd“ ab 11. Juli 2024: Im Mannheimer Stadtteil Rheinau-Süd gab es jahrelang Streit über vier Straßennamen: die Gustav-Nachtigal-Straße, die Leutweinstraße, die Lüderitzstraße und den Sven-Hedin-Weg. Warum haben sich die Siedler so lange gegen die Umbenennung gesträubt?

Für den Rohstoff muss er kaum bezahlen, und die Arbeitskräfte sind günstig. Zwischen 1950 und 1980 verschwinden jährlich elf Millionen Hektar Regenwald, so viel wie die gesamte Waldfläche Deutschlands. Und Rolf Wagenmann bekommt dafür sogar noch eine staatliche Förderung.

Niederlassung der Mannheimer Firma im Mayombe-Gebirge

Wagenmann errichtet im zentralafrikanischen Mayombe-Gebirge eine Niederlassung seiner Mannheimer Firma, neben Gabun und Kamerun. Heute ist es ein Biosphärenreservat. Zwischen Gebirgsketten und dichtem Regenwald baut er kleine Holzhütten für die Mitarbeiter, eine Schule für die Kinder. Dort wohnen 3000 Menschen. Er verlegt Schienen in den Wald, um das Holz effizienter transportieren und noch mehr aus den Kolonien fördern zu können. Sein Sohn, Rainer Wagenmann, der später auch in die Firma einsteigt, erinnert sich: „An dem Fluss haben sie sogar noch Gold entdeckt“.

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Im Podcast „Ein Platz an der Sonne“ erzählt er von seiner Zeit in Zentralafrika. Davon, wie die Familie zwischen Mannheim und dem Kongo pendelt, von riesigen Bäumen, die in den Himmel ragen, und tropischer Hitze, die einem in die Hosenbeine kriecht. Und er spricht darüber, was er heute über die Vergangenheit seines Unternehmens denkt.

Was eine alte Villa in der Mannheimer Oststadt, Tigerfelle, Elefantenstoßzähne und die Benin-Bronzen damit zu tun haben, erzählen wir ab 27. Juni in Episode 2 von „Ein Platz an der Sonne“.

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