Mannheim. Forderung nach Restitution, also der Rückgabe von geraubten Objekten aus der Kolonialzeit sind nicht neu. Eigentlich gab es diese Forderungen, seit Gegenstände oder Gebeine aus den Kolonien entwendet und nach Europa verschleppt wurden. Doch das Rückgabeverlangen aus den afrikanischen Ländern wurde von den Europäern jahrelang ignoriert.

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Bereits in den 30ern gab es erste Rückforderungen aus dem Königreich Benin, dem heutigen Nigeria. Doch anstatt die geraubten Gegenstände zurückzugeben, boten die staatlichen Museen von Berlin, dem Herrscher damals eine Kopie zum Kauf an.
Jahrelange Debatten über Resitution von Kulturgütern
Inzwischen zeigen jahrelange Debatten Wirkung: Am 1. Juli 2022 wurde in Berlin eine Erklärung unterzeichnet, wie deutsche Museen das Eigentum an den Benin Bronzen zurückgeben könnten - an den Staat Nigeria.
Im Jahr 2022 fliegt eine Regierungsmaschine nach Abuja, der Hauptstadt Nigerias. An Board befinden sich 20 Benin Bronzen. Die Köpfe aus Bronze, die Stoßzähne und die Masken, sollen zurück an den Ort, wo sie vor über 120 Jahren von den Briten geraubt wurden. Offiziell, um dort den Sklavenhandel zu beenden, stellten die Briten 1897 eine sogenannte Strafexpedition zusammen.
Die hoch bewaffneten Truppen eroberten das Königreich Benin, verwüsteten die Hauptstadt und plünderten den Palast. Dabei wurden auch die mehreren tausend Benin-Bronzen gestohlen und nach Europa verschifft. Die Rückgabe war der symbolische Höhepunkt eines langwierigen Restitutionsprozesses.
Über die moralischen Fragen der Kunstrestitution
Und in Mannheim? Da lagern noch immer rund 11 000 Artefakte in den afrikanischen Sammlungsbeständen der Reiss-Engelhorn-Museen, und darum geht es in dieser Folge des Podcasts „Ein Platz an der Sonne“. Nelly Friedland, die Direktorin der ethnologischen Sammlung gibt Einblicke, wie die Bronzen eigentlich nach Mannheim gelangt sind, wie man erkennt, woher ein Stoßzahn kommt und wie die Geschichte der Bronzen weitergeht. Sollen die Skulpturen außerdem in Nigeria wieder im Museum landen?
Die Folgen von „Ein Platz an der Sonne“
Folge 1 „Leerstelle“ ab 20. Juni 2024: Philomène ist in Kamerun geboren und aufgewachsen. Mittlerweile arbeitet sie in Mannheim. Trotz einer glücklichen Kindheit überschattet etwas ihre Familiengeschichte. Es hat mit der Kolonialzeit zu tun: Da gibt es eine Leerstelle, die die Deutschen hinterlassen haben – und die sich nicht schließen lässt.
Folge 2 „Ein Haus voll Afrika“ ab 27. Juni 2024: In den 1920ern gibt es in der Mannheimer Oststadt eine Industriellen-Villa. Bis unters Dach stapeln sich Felle, Holzmasken, Stoßzähne, Gewehre und Speere. Woher kommen all diese Dinge – und was hat das Unternehmen Luschka und Wagenmann damit zu tun?
Folge 3 „Alles nur geklaut“ ab 4. Juli 2024: Im Februar 1897 überfallen britische Soldaten Benin City und plündern den Königspalast. Die Benin-Bronzen verkaufen sie in ganz Europa – und so finden sie auch ihren Weg nach Mannheim. Die Reiss-Engelhorn-Museen stehen heute vor einem ethischen und moralischen Dilemma. Wie damit umgehen?
Folge 4 „Die Siedler von Rheinau-Süd“ ab 11. Juli 2024: Im Mannheimer Stadtteil Rheinau-Süd gab es jahrelang Streit über vier Straßennamen: die Gustav-Nachtigal-Straße, die Leutweinstraße, die Lüderitzstraße und den Sven-Hedin-Weg. Warum haben sich die Siedler so lange gegen die Umbenennung gesträubt?
Dazu erzählt Nicole Amoussou die bewegende Geschichte von ihrer Ankunft in Deutschland und dem schmerzhaften Besuch in einem ethnologischen Museum. Die Anti-Rassismustrainerin berät deutsche Behörden im Kampf gegen Rassismus und hat jede Menge Arbeit.
Dort kann man den Podcast hören
Denn es geht auch um materielle und moralische Fragen, um die Aufarbeitung des Unrechts der Vergangenheit und darum, wie viel koloniales Denken noch heute in dem Umgang mit den afrikanischen Ländern steckt: Denn wer sagt eigentlich, dass die Kunstschätze ins Museum gehören?
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