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Was zum Abgang von Juri Knorr von den Rhein-Neckar-Löwen bekannt ist

Die Rhein-Neckar Löwen bestätigen, dass Juri Knorr den Club verlassen will. Das wirft Fragen auf. Wir liefern Antworten

Von 
Marc Stevermüer
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Juri Knorr möchte die Rhein-Neckar Löwen 2025 verlassen. © Pix

Mannheim. Es dauerte etwas. Zumindest brauchten die Rhein-Neckar Löwen länger als Handball-Bundestrainer Alfred Gislason, um den baldigen Abschied von Juri Knorr beim Bundesligisten zu bestätigen. Am Dienstag teilte der Club nun mit, dass der Spielmacher den zweifachen Pokalsieger im Sommer 2025 verlassen will. Wie von dieser Redaktion zuvor exklusiv berichtet, kann der 23-Jährige dann dank einer Vertragsklausel aus seinem bis 2026 datierten Arbeitspapier aussteigen. Wir geben einen Überblick über den Stand der Dinge:

Was sagen die Verantwortlichen der Löwen?

„Juri hat uns schon vor ein paar Wochen davon in Kenntnis gesetzt, dass er sich im Sommer 2025 gerne sportlich verändern möchte“, wird Geschäftsführerin Jennifer Kettemann in einer Vereinsmitteilung der Mannheimer zitiert. Ansonsten möchten sich die Verantwortlichen nicht ausführlicher äußern. Vor dem Bundesliga-Heimspiel am Donnerstag (19 Uhr/live bei Dyn) gegen die MT Melsungen fiel auch die übliche Pressekonferenz aus. Ein Zufall? Es wirkt zumindest unglücklich.

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Marc Stevermüer
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Warum brauchten die Löwen nach den ersten Medienberichten so lange, um etwas zu bestätigen, über das sie schon „vor ein paar Wochen in Kenntnis“ gesetzt wurden?

Man kann darüber nur spekulieren. Es wirkte allerdings ebenfalls recht unglücklich, dass Trainer Sebastian Hinze in der vergangenen Woche davon sprach, dass es sich bei der Personalie Knorr um „Gerüchte“ handele und die Debatten um dessen Zukunft kein großes Thema in der Kabine gewesen seien. Denn ganz anders lauteten die Worte von Kapitän Patrick Groetzki. Der sagte am Freitag nach dem 35:29-Sieg über den Bergischen HC. „Natürlich war das ein Thema unter der Woche innerhalb der Mannschaft. Juri hat auch seinen Teil dazu gesagt vor uns“, gewährte Groetzki einen Einblick ins Innenleben des Teams.

Was könnten die Gründe sein, warum Knorr wechseln möchte?

So lange er das nicht selbst sagt, kann auch darüber nur spekuliert werden. Die Worte von Groetzki legen aber den Schluss nahe, dass Knorr der Hype um seine Person zu viel wird. Als „Retter des deutschen Handballs“, als „Messias“ und als „Erlöser“ wurde der 23-Jährige schon bezeichnet. Doch wenn es schlecht für die Nationalmannschaft lief, konzentrierte sich viel Kritik auf Knorr. „Es fehlt ein bisschen die Mitte, die sachliche Einordnung. Und zwar in beide Richtungen“, sagte der Spielmacher vor einem Jahr im Interview mit dieser Redaktion. Fest steht: Der Rückraummann steht extrem im Fokus, muss sowohl bei den Löwen als auch im Nationalteam viel Verantwortung tragen.

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Rudolf Schiffmann und Maximilian Wendl
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Jim Gottfridsson, schwedischer Ausnahmespieler in Diensten des Erstligisten SG Flensburg-Handewitt, kann den bisweilen sehr kritischen Umgang mit Knorr nicht verstehen: „Ihr Deutschen solltet froh sein, so einen Weltklasse-Spielmacher zu haben.“

Der Schweizer Andy Schmid, Knorrs legendärer Vorgänger beim Mannheimer Bundesligisten, hoffte noch vor der EM im Januar, dass sein junger Nachfolger bei den Löwen in Deutschland „nicht mit Erwartungen überfrachtet wird“ und dem Druck standhält, dem „ihm die Öffentlichkeit manchmal zu Unrecht auferlegt“. So ganz ging dieser Wunsch nicht in Erfüllung.

Wie fielen die Reaktionen auf Knorrs Wechselwunsch aus?

Ausnahmslos positiv. „Falls es so kommen sollte, dass er uns verlässt, muss ich ehrlich sagen, da habe ich Verständnis. Weil es schon viel ist, was jeden Tag auf ihn einprasselt“, sagte Löwen-Kapitän Groetzki.

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Marc Stevermüer
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Ähnlich äußerte sich Ex-Bundesliga-Trainer Martin Schwalb. „Sollte Juri nach Aalborg gehen, halte ich das für eine sehr gute Entscheidung. Ich glaube, es war für ihn ein bisschen zu viel in den letzten ein, zwei Jahren - den deutschen Handball allein retten zu müssen. So hat es sich manchmal angefühlt“, sagte er im Podcast „Erste 7“.

Und Bundestrainer Alfred Gislason meinte: „Er geht zu einem Verein, der Champions League spielt. Er hat sicherlich weniger Druck auf seinen Schultern.“

Was sagt Knorr selbst?

Der 23-Jährige lässt sich ebenfalls in einer Vereinsmitteilung zitieren: „Seitdem ich bei den Löwen bin, reden wir genauso offen und ehrlich miteinander, wie ich mir das wünsche. Das war auch bei diesem Thema so“, sagte Knorr. Er möchte sich von nun an „mit der Mannschaft auf das Sportliche“ konzentrieren: „Wir haben noch ehrgeizige Ziele für den Rest der Saison. Was dann ab Sommer 2025 passiert, können wir besprechen, wenn es etwas Konkretes zu besprechen gibt.“

Gibt es für den Sommer 2025 schon etwas Konkretes?

Die „Bild“ berichtet, Knorr werde sich dem dänischen Erstligisten Aalborg anschließen. Dass der 23-Jährige Interesse an einem Wechsel ins Ausland hat, ist hinlänglich bekannt. Zuletzt wurde immer wieder der ruhmreiche FC Barcelona als möglicher Interessent genannt, da Knorr bereits ein Jahr in der Jugend für die Katalanen spielte. Doch der katalanische Traditionsverein hat mit großen finanziellen Problemen zu kämpfen und kann einen Transfer dieser Größenordnung momentan nicht stemmen. Im Gegensatz zu Aalborg.

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Die Möglichkeiten bei den Dänen reizen auch den deutschen Trainer Maik Machulla, der ab Sommer in Aalborg übernimmt. Bedarf an einem Rückraum-Rechtshänder - wie Knorr es ist - haben die Skandinavier ebenfalls. Der dreifache Welt-Handballer Mikkel Hansen kündigte gerade erst an, seine Laufbahn in diesem Sommer zu beenden.

Wie wahrscheinlich ist ein Wechsel schon im Sommer 2024?

Das hängt immer von zwei Fragen ab. Nämlich von der nach dem Preis. Und von der nach dem Ersatz. In Dänemark kursieren Gerüchte, dass Aalborg bereit sei, für einen sofortigen Wechsel eine Million Euro zu bezahlen. Zum Vergleich: Als bislang teuerster Transfer gilt der Wechsel von Weltstar Nikola Karabatic vom FC Barcelona zu Paris Saint-Germain. Die Franzosen sollen 2015 etwa zwei Millionen Euro bezahlt haben.

Man kann davon ausgehen, dass die Löwen bei einer hohen sechsstelligen Summe zumindest ins Grübeln kommen. Zumal von diesem Geld auch ein Nachfolger bezahlt werden könnte.

Wer könnte bei den Löwen auf Knorr folgen?

Nach Informationen dieser Redaktion haben sich die Mannheimer bereits nach Manuel Zehnder erkundigt. Der Schweizer steht aktuell für den ThSV Eisenach auf dem Feld, ist aber nur vom HC Erlangen ausgeliehen. Wie die Franken im Sommer 2023 bekannt gaben, verlängerten sie damals den Vertrag des Spielmachers „langfristig“. In Branchenkreisen ist von 2026 die Rede.

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Angesprochen auf Zehnders Zukunft, sagte Erlangens Sportdirektor Raúl Alonso gegenüber dieser Redaktion: „Wir haben mit Manuel einen Vertrag und planen mit ihm in der nächsten Saison. Die Leihe nach Eisenach war für uns kein Geschäft, sondern Teil einer langfristigen Kaderplanung. Manuel zeigt in dieser Saison viele gute Leistungen und es freut uns sehr, dass die Idee mit der Leihe nach Eisenach so gut funktioniert hat.“ Und wenn nun aber noch ein unmoralisches Ablöseangebot vorgelegt werden würde? Die Antwort darauf sei „hypothetisch“, betonte Alonso.

Preiswerter und im Sommer 2025 sogar ablösefrei zu haben wäre der deutsche Nationalspieler Luca Witzke. Der Mittelmann vom SC DHfK Leipzig war zuletzt lange verletzt. Ihm wird allerdings nachgesagt, eine neue Herausforderung suchen zu wollen. Und laut „Bild“ soll in seinem Vertrag ebenfalls eine Ausstiegsklausel verankert sein und einen Wechsel für eine Ablösesumme von etwa 100 000 Euro in diesem Sommer ermöglichen.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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