Handball

Darum sind die Rhein-Neckar Löwen trotz Knorr-Knall und Krise optimistisch

Die Rhein-Neckar Löwen sind Vorletzter in der Rückrundentabelle der Handball-Bundesliga. Trainer Sebastian Hinze ist dennoch optimistisch, spricht von einer "guten Entwicklung". Hat er recht?

Von 
Marc Stevermüer
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Wie lange wird Sebastian Hinze (links) noch die Taktik mit Juri Knorr besprechen? © Michael Ruffler/Pix

Mannheim. Ob ein Glas halb voll oder halb leer ist, lässt sich nicht immer genau sagen. Es kommt auf die Perspektive an. Der Optimist entscheidet sich stets für die positive Herangehensweise. So wie es auch Sebastian Hinze macht. „Ich finde, dass wir wirklich eine gute Entwicklung in den vergangenen Wochen genommen haben“, sagt der Trainer der Rhein-Neckar Löwen. Es sind Worte, die ein wenig verblüffen.

Es droht eine Minuskulisse

Doch wenn man so will, geben ihm die Zahlen sogar recht. Sieben der vergangenen elf Begegnungen gewannen die Badener zuletzt. Allerdings fünf davon in der European League. Was nicht einfach so verschwiegen werden darf. Zumal es ja auch noch eine ganz andere Statistik gibt: die Rückrundentabelle der Bundesliga. Und in dieser stehen die Löwen auf dem vorletzten Platz. Schlechter ist nur noch der Bergische HC. Mit dem es die Mannheimer am Freitag (20 Uhr/live bei Dyn) in der SAP Arena zu tun bekommen.

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Den Löwen droht gegen den BHC eine Minuskulisse. Bislang wurden keine 5000 Karten verkauft. Was sicherlich zum Teil am nicht sonderlich attraktiven Gegner liegt. Und auch an der späten Terminierung, wie die Badener glauben. Erst vor knapp zwei Wochen stand fest, wann die Nachholpartie ausgetragen wird. Doch letztendlich - sieben Siegen in elf Spielen zum Trotz - dürfte eben auch der vorletzte Platz in der Rückrundentabelle ein ausschlaggebender Punkt sein. Es ist gerade einfach nicht sonderlich attraktiv, sich die Löwen anzusehen. Denn in der Bundesliga, dem Kerngeschäft, ist der Pokalsieger neben dem BHC die größte Enttäuschung der Saison, die selbst mit der European League maximal noch aufzuhübschen, aber bestimmt nicht mehr zu retten ist. Was übrigens auch die Spieler wie etwa Kapitän Patrick Groetzki so sagen.

"Müssen Spiele gewinnen, dann kommt die Sicherheit zurück"

Tief in seinem Innersten weiß Hinze das natürlich ebenfalls. Weshalb er bei allem angeblichen oder tatsächlichen Fortschritt auch davon spricht, „dass ich erzählen kann, was ich will. Wir müssen Spiele gewinnen und dann kommt die Sicherheit zurück.“

Genau das hatte man nach drei Siegen in Folge allerdings schon in der Begegnung bei der HSG Wetzlar erwartet, ehe am Sonntag in Mittelhessen der nächste Rückfall folgte. Wenn auch ohne kollektiven Zusammenbruch - so wie man ihn zu Beginn dieses Jahres mehrfach sah. „Es ist schön, dass wir wieder zurückgekommen sind und es am Ende aufs Spielglück ankommt“, meint Hinze mit Blick auf die Phase direkt nach dem Seitenwechsel, als sich seine Mannschaft einen 0:3-Lauf zum 12:15 fing und wieder ausglich: „Aber am Ende wollen wir nicht in die Situation ankommen, dass es auf Abpraller und Spielglück ankommt.“

Erst recht nicht gegen den Bergischen HC, der in diesem Kalenderjahr noch gar keine Punkte gesammelt hat und sich in höchster Abstiegsgefahr befindet. Was auch Hinze nicht kalt lässt. Schließlich geht es gegen seinen Ex- und Heimatclub.

Löwen-Trainer spielt gegen Verein aus frührerer Heimat

„Das ist der Verein, in dem ich aufgewachsen bin“, sagt der Löwen-Trainer und gibt zu, die Spiele des BHC „anders“ zu verfolgen als die Partien der restlichen Konkurrenz. Dann sei er „immer noch Fan“ und wünsche dem Club den „maximalen Erfolg“. Wenn es eben nicht gerade gegen Löwen geht, mit denen ausgerechnet Hinze seine große Liebe noch näher in Richtung Abgrund drängen kann.

Möglicherweise wird Kapitän Groetzki nach seiner Fußverletzung in den Kader zurückkehren. Keine Option ist hingegen Uwe Gensheimer. Nachdem es Anfang März noch recht gut beim Linksaußen nach schwerer Knie-Verletzung ausgehen hatte, ist Gensheimer nun laut Hinze „vom Mannschaftstraining ein Stück weit entfernt“. Auch Gustav Davidsson ist nach seinem Handbruch noch keine Option, zudem bangen die Mannheimer um Olle Forsell Schefvert. Für ihn stünde Andreas Holst Jensen als Ersatz parat, nachdem der Däne in den vergangenen Wochen gar nicht mehr zum Zug gekommen war.

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Auf jeden Fall dabei sein wird Spielmacher Juri Knorr, dessen Abschied bei den Löwen naht. Auf die Frage, wie groß die Hoffnung sei, dass der 23-Jährige noch bleibt, antwortete Hinze: „Juri ist erstmal ein Spieler, der eine Vertragskonstellation hat und mit dem wir gerne zusammenarbeiten.“ Knorr ist bis 2026 an die Löwen gebunden, kann den Club nach Informationen dieser Redaktion aber 2025 dank einer Ausstiegsklausel verlassen. Laut „Bild“ will Knorr spätestens nach Vertragsende in Mannheim zum dänischen Topclub Aalborg wechseln.

Der Knorr-Knall hat „gar keine Unruhe“ ins Team gebracht

Hinze betont, dass die Diskussionen um die Zukunft des Spielmachers, der eigentlich eine zentrale Rolle im oft betonten und 2022 ausgerufenen Fünfjahresplan einnehmen sollte, „gar keine Unruhe“ in die Mannschaft gebracht hätten: „Wir trainieren fleißig. Ich mache meinen Job. Die Jungs machen ihren Job. Juri macht seinen Job.“ Es fragt sich eben nur, wie lange der Nationalspieler seine Arbeit noch in Mannheim verrichtet.

Der frühere Handball-Nationalspieler Stefan Kretzschmar könnte auf jeden Fall einen Wechsel von Knorr ins Ausland nachvollziehen. „So wie er als Mensch ist und was er gerne im Leben hätte und erwartet, ist der Schritt absolut nachvollziehbar. Der Druck, den er hat, sowohl in der Nationalmannschaft als auch bei den Löwen, ist für ihn, so wie er sein Leben leben möchte, zu groß“, sagte Kretzschmar beim Streamingdienst Dyn und ergänzte: „Er ist der Spieler, um den sich alles dreht. Er ist der Spieler, der den meisten Druck verspürt, der unterm Brennglas beobachtet wird, der die meiste Kritik kassiert. Ich glaube, das ist alles zu viel. Das will er alles nicht.“

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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