Mannheim. Weite Steppen, Wüste und Schluchten – wenn Alexander Mißbach von seinem Heimatland Kasachstan erzählt, dann leuchten seine Augen. Der Verteidiger des Fußball-Oberligisten VfR Mannheim kam als Dreijähriger mit seinen Eltern nach Deutschland. Doch die Verbindung zu Kasachstan bleibt.
Erstklasige Ausbildung im Juniorenbereich
„Die Landschaft ist natürlich sehr schön. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich meine Großmutter wieder besucht, die noch auf dem Land lebt“, sagt Mißbach, der am Freitag seinen 32. Geburtstag feierte und einen Vergleich zu Deutschland zieht: „Die großen Städte in Kasachstan sind wie hier, aber auf dem Land ist alles noch nicht so modern. Man lernt da schon zu schätzen, was man hier in Deutschland hat. Andererseits fand ich es auch mal entspannend, wenn der Handyempfang nicht gut ist.“
Das Nationaltier Kasachstans ist der Steppenadler. Er repräsentiert das Streben nach hohen Zielen und einer nachhaltigen Zukunft. Irgendwie passt das auch zu Mißbach beim VfR. Als Defensivspieler ist er dafür zuständig, dass die gegnerischen Angreifer ausgeschaltet werden – Mißbach als der Jäger. Zugleich steht der Defensivmann somit als einer der Garanten dafür, dass die Mannheimer erfolgreich sind. Denn: Offensive gewinnt Spiele, Defensive Meisterschaften.
Nach sieben Spielen in der Oberliga Baden-Württemberg steht der VfR derzeit ganz oben. Mit dem 2:1 (0:1)-Erfolg über den Regionalliga-Absteiger 1. Göppinger SV verteidigten die noch ungeschlagenen Rasenspieler die Tabellenspitze.
„Es ist diesmal ein anderes Szenario gewesen. Wir mussten nach drei Minuten einen Rückstand einstecken – das hatten wir noch nicht so oft, seitdem ich hier bin. Aber die ganze Mannschaft hat sich von dem Gegentreffer nicht beeindrucken lassen. Unser Sieg war am Ende verdient“, sagt Mißbach. VfR-Kapitän Alexander Esswein und Pasqual Pander drehten mit ihren Treffern die Partie. Und in der Abwehr hielten Mißbach und Co. bis zum Schluss dicht.
Wieder näher bei der Familie
Im Sommer kam der Defensivspezialist, der im Hunsrück in einem Dorf nahe des Flughafens Hahn aufgewachsen ist, zum VfR – mit der Empfehlung von über 200 Regionalligaspielen. „Ich habe in der Jugend bei Hassia Bingen gespielt, dann kam die Zeit beim 1. FC Kaiserslautern, Schalke 04 und MSV Duisburg“, zählt Mißbach seine Juniorenstationen auf. Eine erstklassige Ausbildung.
Als Aktiver trug der beidfüßige Verteidiger das Trikot des Goslarer SC, Fortuna Düsseldorf, TSV Steinbach Haiger, TuS Erndtebrück und Hessen Kassel. „Irgendwann habe ich gemerkt, dass es für ganz oben im Fußball nicht reicht. Ich wollte aber weiter höherklassig spielen, habe dann ein BWL-Studium nebenbei in Siegen abgeschlossen.“
Der 32-Jährige wollte bei einem ambitionierten Verein spielen und auch Zeit haben, sich beruflich weiterzuentwickeln. Da sei die Rhein-Neckar-Region sehr attraktiv, sagt Mißbach, der außerdem wieder näher bei seiner Familie sein wollte: „Der VfR ist eine gute Adresse. Das Gesamtpaket passt. Ich wohne in Hirschberg, in den Hunsrück fahre ich nur noch ein bisschen mehr als eine Stunde. Vorher waren es drei.“
Mißbach arbeitet nebenbei für eine Steuerkanzlei. „In Kassel ist der Hauptsitz, ich mache das aber die meiste Zeit im Homeoffice“, sagt er und verrät: „Ich schaue mich derzeit beruflich im Umkreis um. Ich würde gerne hier eine Stelle im Finanzbereich oder Controlling finden. Das wäre gut.“
Ein absoluter Leistungsträger
Der Verteidiger hat bislang alle sieben Oberliga-Partien des VfR absolviert und war auch in den Pokalspielen in der Mannheimer Stammelf. „Spielerisch sind wir sehr gut, wir haben tolle Leute im Kader. Aber solch eine Saison ist natürlich lang. Wenn wir die Grundtugenden auf den Platz bekommen, werden wir schwer zu schlagen sein“, legt sich Mißbach fest. Allerdings weiß er um die Konkurrenz: „Göppingen hat uns richtig gefordert. Der 1. CfR Pforzheim im Pokal war auch sehr gut. Und jetzt spielen wir beim VfR Aalen, der ebenfalls zu den Top-Teams gehört.“
Beim VfR ist man froh, dass der Routinier sich im Sommer für den Club entschieden hat. „Alex übernimmt Verantwortung und hat unsere Defensive sofort verstärkt. Er ist präsent, zweikampfstark und bringt Ruhe ins Spiel – genau das, was wir gesucht haben“, lobt der Sportliche Leiter Hakan Atik.
Nach dem Sieg gegen Göppingen gab VfR-Coach Marcel Abele seiner Mannschaft zwei Tage frei. „Am Montag könnte ich ins Büro nach Kassel fahren – ist halt ein langer Weg. Mal schauen“, wirkt Mißbach noch unschlüssig, was er mit der Zeit macht. Vielleicht wird er aber auch wieder von den weiten Steppen Kasachstans träumen – und so Kraft für die nächsten harten Aufgaben mit dem VfR Mannheim tanken.
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