Cottbus/Mannheim. Das Lebenszeichen von Cottbus hätten die Profis des SV Waldhof vielleicht gerne noch ein bisschen länger vor den eigenen Anhängern ausgekostet, doch dann musste alles ziemlich zügig gehen. Der Bus wartete schon für die Fahrt nach Berlin. Von dort ging es dann mit dem Flugzeug zurück in die Kurpfalz. Es sollte keine wertvolle Zeit für Regeneration und weitere Pflegemaßnahmen bei einer langen Fahrt in die Nacht vertan werden, die „Buwe“ sollten am Montag wieder halbwegs erholt am Alsenweg in die neue Woche starten können.
Dieser kurzfristig angesetzte Trip über den Luftweg hat sicher ein paar zusätzliche Euro gekostet, doch beim SVW wird derzeit offenbar nichts unversucht gelassen, um dem drohenden Sturz in die Regionalliga zu entgehen. Nach Informationen dieser Redaktion gab es für alle Beteiligten sogar eine verdoppelte Siegprämie. Und mit Blick auf den 4:2-Sieg in der Lausitz vom Sonntagnachmittag hat sich diese Kosten-Nutzen-Rechnung zunächst einmal ausgezahlt.
Mit Blick auf die Tabellensituation ist zwar noch nichts gewonnen, doch Selbstbewusstsein sollten die Mannheimer aus dem couragierten Auftritt beim FC Energie auf jeden Fall gezogen haben. „Klar, das gibt Körner und Kraft. Daran müssen wir uns weiter hochziehen“, sagte Sportgeschäftsführer Gerhard Zuber, der dem Team ein großes Kompliment machte. „Die Truppe hat sich richtig gewehrt. Jetzt ist Crunchtime und die Jungs, die jetzt performen, werden in ihrer Entwicklung extrem weiterkommen. Die können mit Druck umgehen. Das ist richtig top“, erinnerte Zuber nicht nur an die Ausgangsposition nach den Ergebnissen vom Samstag, sondern auch an den Spielverlauf selbst.
Mannheimer Nehmerqualitäten gleich zu Beginn
Dabei konterten die Mannheimer den frühen Tiefschlag zum 0:1 durch Henry Rorig (7. Minute) unmittelbar durch den Treffer von Felix Lohkemper (8.), legten mit dem Doppelpack von Kennedy Okpala (29./52.) nach und ließen sich nach dem 4:1 durch Henning Matriciani (62.) auch nicht mehr durch den fragwürdigen Foulelfmeter für Cottbus irritieren, den Tolcay Cigerci zum Endstand verwandelte (65.).
Besonders der erst 20-jährige Okpala, der seine zweifellos vorhandene Energie in der laufenden Saison nicht immer in die passenden Bahnen lenken konnte und bis vor zwei Wochen keine große Rolle mehr spielte, trumpfte tief im Osten ganz groß auf. Erst blieb er nach dem sehenswerten Pass des wieder frischer wirkenden Arianit Ferati allein vorm starken Cottbus-Keeper Elias Bethke eiskalt, dann marschierte er einfach durch die unsortierte Energie-Abwehr und traf zum 3:1.
„Ich hab‘ mir dann einfach gedacht, lauf durch die Mitte“, sagte Okpala hinterher grinsend. Der Youngster scheint die entsprechende Lockerheit im Abstiegskampf gepachtet zu haben.
Von Trainer Dominik Glawogger gab es deshalb natürlich ein Lob, doch der junge Coach wollte die reife und ebenso geschlossene Leistung seiner gesamten Mannschaft nicht unterbewertet wissen. „Kennedy weiß genau, was er an seiner Truppe hat. Die Jungs haben ihn heute überragend mit Bällen gefüttert“, sagte Glawogger, der mit seinem neuen Club im vierten Spiel endlich den so sehnlich erhofften ersten Sieg feierte.
Dieser könnte noch von ganz besonderem Wert sein, denn in die letzten beiden Spieltage gehen die Mannheimer als eines von drei punktgleichen Teams nun wegen der besten Tordifferenz als Fünfzehnter von der Poleposition ins Rennen gegen den letzten Abstiegsplatz – und am Freitag nehmen sich die direkten Mitkonkurrenten Borussia Dortmund II (16.) und VfB Stuttgart II (17.) gegenseitig die Punkte. „Das ist knackig“, kommentierte Sportchef Zuber diesen dramatischen Dreikampf gegen die Viertklassigkeit.
Rechnen sollen nur die Fans
Was das für mögliche Konstellationen ergeben könnte, wollen sie beim Waldhof aber weiter den Außenstehenden überlassen. Klar ist lediglich, dass die Mannheimer am besten gleich noch einen Sieg holen, um die Weichen auf ein weiteres Jahr 3. Liga zu stellen. Dass nun am Samstag ausgerechnet Tabellenführer Dynamo Dresden in Mannheim den am Samstag verpassten Aufstieg klarmachen will, beschäftigt die Blau-Schwarzen im offiziellen Sprachgebrauch dabei nur am Rande.
„Wir machen uns vor keiner Mannschaft in die Hose. Wir spielen da vor vollem Haus und darauf freuen wir uns unheimlich, weil wir wissen, da kommen Punkte her“, sagte Okpala vor dem Gang in die Kabine, vor der auch der gut gelaunte Präsident Bernd Beetz und an seiner Seite der schon zuletzt mehrfach präsente Düsseldorfer Spielerberater Thorsten Weck warteten. Ob dieser nun als Berater der Familie Beetz fungiert oder lediglich unter die Rubrik „guter Bekannter“ fällt – darüber darf weiter munter spekuliert werden. Doch auch das wird sich bestimmt entsprechend manifestieren, wenn in spätestens zwei Wochen klar ist, in welcher Liga der SV Waldhof in der nächsten Spielzeit am Ball ist.
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