Cottbus/Mannheim. Eine altbekannte Trainerfloskel lautet, dass man nicht auf die Konkurrenz schaut, sondern lieber „bei sich selbst bleibt“ und versucht, nur das zu beeinflussen, was man eben selbst beeinflussen kann. In der Regel ist das bestimmt ein ganz passendes Rezept. Doch so, wie sich die Lage in der 3. Liga an den letzten drei Spieltagen gerade zuspitzt, ist das zum aktuellen Zeitpunkt sicher nur die halbe Wahrheit.
Entsprechend werden auch die Verantwortlichen von Energie Cottbus und dem SV Waldhof die Ergebnisse vom Samstagnachmittag wahrgenommen haben, bevor es am Sonntag (13.30 Uhr) im Cottbuser „Stadion der Freundschaft“ zum direkten Aufeinandertreffen beider Teams kommt. Und die Erfolge des VfB Stuttgart II (2:1 gegen Aachen) und des 1. FC Saarbrücken (4:3 gegen den SC Verl) haben den Druck auf den SVW und Cottbus nochmals immens erhöht.
So benötigt der Waldhof nicht weniger als einen Sieg in der Lausitz, um am Sonntagnachmittag den ersten Abstiegsplatz wieder zu verlassen – und auch Cottbus hat nach einer lange fabelhaften Saison plötzlich etwas zu verlieren: Den Relegationsrang Richtung 2. Liga nimmt seit Samstagabend nun Saarbrücken ein, Aufsteiger Energie braucht daher ebenfalls die drei Punkte, um sich diese Möglichkeit zum Durchmarsch weiter zu erhalten.
Wer geht mit dem brutalen Druck besser um?
Entsprechend geht es am Sonntag auch darum, wer mit diesem brutalen Druck besser umgeht. Für Energie-Coach Claus-Dieter Wollitz ist das allerdings eine müßige Diskussion. „Wenn du solchen Situationen nicht standhalten kannst, bist du eben nicht für Top-Fußball gemacht“, sagte Wollitz bei der Abschluss-Pressekonferenz vor dem Waldhof-Spiel. Seine Zuversicht zieht der 59-Jährige nicht zuletzt aus der Situation, vor mindestens 14.000 Energie-Fans antreten zu können: „Wenn es uns da wieder gelingt, den Rasen richtig anzuzünden, will ich die Mannschaft erst mal sehen, die unter diesen Bedingungen bestehen kann. Was will man denn noch als Motivation?“
Das Problem: Zuletzt ist es Cottbus immer seltener gelungen, diese Wucht zu entfachen. Die lange Zeit beste Umschaltmannschaft der Liga konnte in den vergangenen fünf Spielen nur einen Sieg einfahren, die Tabellenführung ging am 26. Spieltag verloren und nun droht sogar der Verlust des Relegationsplatzes. Der mediale Umgang damit geht Wollitz sichtlich auf die Nerven.
„Da wird versucht, eine Erfolgsgeschichte kaputtzureden“
„Am Anfang konnten wir über Wasser gehen, jetzt müssen wir wohl schon froh sein, wenn wir den Kopf über Wasser halten können“, fasst Wollitz die transportierte Stimmung zusammen. „Da wird versucht, eine Erfolgsgeschichte kaputtzureden. Eine negative Diskussion ist eben immer interessanter und das Gute ist eben nichts mehr wert, wenn es mal noch besser war“, sagt Wollitz, der die bisherige Spielzeit des Aufsteigers noch immer als eine „unfassbare Erfolgsgeschichte“ bezeichnet.
Dass das letzte Kapitel dieser außergewöhnlichen Story womöglich kein Happy End bereithält, wäre eine bittere Pointe für die Ostdeutschen, Wollitz baut mit Gründen aber schon einmal für den schlimmsten Fall vor: Verletzungssorgen bei Leistungsträgern, dadurch gestörte Automatismen und zuletzt wie beim 1:1 in Unterhaching nun auch noch individuelle Fehler, die eben dem Gegner oft das erste Tor bescherten. Eine ungewohnte Situation für die Cottbuser, die meistens selbst davon profitierten, früh in Führung zu gehen und darauf jede Menge Euphorie aufzubauen.
„Wir konnten oft aus der ersten Chance gleich ein Tor im richtigen Moment machen. Diese Effizienz ist uns etwas verloren gegangen, was die Spiele natürlich verändert. Der Gegner gibt uns das nun nicht mehr“, blickt Wollitz auf die Entwicklung und erwartet am Sonntagnachmittag gegen die Mannheimer ein enges Match. „Der SVW hat mit dem nun schon dritten Trainer in dieser Saison nochmals etwas verändert und verfügt immer noch über Spielermaterial, das einiges kreieren kann. Aber entscheidend wird sein, nicht den ersten Fehler zu machen“, steht für den Energie-Coach fest.
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