Mannheim. Die gute Nachricht vorweg: Waldhof-Torwart Jan-Christoph Bartels befand sich am Sonntag nach dem 2:2 (2:0) des Mannheimer Drittligisten gegen den VfB Lübeck schon wieder auf dem Weg der Besserung. Unmittelbar nach dem Spiel wurde der 24-Jährige noch im Krankenhaus durchgecheckt und muss sich nun aufgrund einer leichten Gehirnerschütterung erholen. Da sich der Keeper bereits im Endspurt der vergangenen Saison gegen Oldenburg die gleiche Verletzung zugezogen hatte, könnte das dieses Mal sogar etwas länger dauern. Die nächste Partie der Englischen Woche am Dienstag (19 Uhr) bei Dynamo Dresden dürfte für Bartels aber auf jeden Fall zu früh kommen.
Damit muss der SV Waldhof gleich den nächsten Nackenschlag verdauen. Das Heimdebüt vor 9368 erwartungsfrohen Zuschauern gegen Aufsteiger Lübeck hatten sich alle definitiv ganz anders vorgestellt. Dabei war die Aufregung um das irreguläre Ausgleichstor der Lübecker, bei dem VfB-Torschütze Mats Facklam Waldhof-Keeper Bartels regelrecht ausknockte (82.), relativ schnell wieder verflogen. Was den Waldhöfern allerdings in den Kleidern hängen blieb, war die Tatsache, die eigentlich beruhigende Halbzeitführung nach den Toren von Jalen Hawkins (38.) und Laurent Jans (45.+4) im zweiten Durchgang noch aus der Hand gegeben zu haben.
„An die eigene Nase fassen“
„Wir müssen uns an die eigene Nase fassen, weil wir den Deckel nicht draufgemacht haben und die beiden Standards zugelassen haben. Wenn du zuhause 2:0 führst, sollte es am Ende reichen“, blickte deshalb auch Bentley Baxter Bahn enttäuscht auf die ersten 90 Minuten der neuen Saison im eigenen Stadion zurück.
Der Mittelfeldspieler führte die Waldhof-Elf in Vertretung des auf die Bank versetzten Kapitäns Marcel Seegert auf den Platz und sah bis auf wenige Szenen eine erste Halbzeit unter kompletter Waldhof-Kontrolle. Nach dem Wechsel, als Lübeck deutlich mutiger agierte, glitt dem SVW die Partie dann aber aus den Händen. „Da waren viele Bälle dann schnell wieder weg, wir haben die Fifty-Fifty-Zweikämpfe nicht mehr gewonnen und dann verlierst du die Punkte hier durch zwei Mist-Standards - auch wenn das zweite Ding ein klarer Freistoß für unseren Torwart ist“, sagte Bahn, der die Szene unmittelbar beobachtet hatte. „Und die Beule an Jans Kopf kommt ja wohl nicht aus der lieben Luft.“
Dabei hatte der SVW trotz der langsam entgleitenden Kontrolle durchaus noch Möglichkeiten, die Partie zu entscheiden. Doch weil Samuel Abifade aus aussichtsreicher Position neben das Tor zielte (54.) und Neuzugang Jesaja Herrmann nach dem Anschlusstreffer des 2,01 Meter großen VfB-Verteidigers Janik Löhden (56.) nur den Pfosten traf (79.), blieb Lübeck im Spiel und durfte letztlich den zweiten Punkt im zweiten Spiel bejubeln.
Für Waldhof-Trainer Rüdiger Rehm ein typischer Fall von Fußball-Psychologie, wobei die Mannheimer mit dem zweiten Treffer unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff in dieser Hinsicht eigentlich schon alle Trümpfe hielten. „Dann hat aber der eine noch was zu verlieren, der andere nichts mehr. Lübeck wirft alles nach vorne, riskiert noch einen Tick mehr und wir machen das 3:0 nicht“, spielte auch Rehm auf Abifades Großchance an. „Und dann ist ein Spiel in der Dritten Liga immer offen. Dann musst du eben schauen, dass du die Standards wegverteidigst - und das haben wir am Ende nicht geschafft“, bilanzierte Rehm mit Blick auf die entscheidenden Szenen wie etwa den Anschlusstreffer.
Löhden in einer anderen Etage
„Da hat er wohl einfach die nötigen Zentimeter mehr als ich. Das ist bitter“, kommentierte Angreifer Pascal Sohm den ersten Treffer der Lübecker, bei dem er dem baumlangen Löhden zugeteilt war, aber nicht mehr in die nächst höhere Etage kam. Aber auch für Sohm war in erster Linie der Bruch nach der Halbzeit entscheidend. „Da haben wir den Faden verloren und nicht zu dem Spiel gefunden, das uns in der ersten Halbzeit stark gemacht hat“, bilanzierte der Stürmer.
Dem Waldhof fehlte es zusehends an Präsenz, immer wieder kamen die Blau-Schwarzen nun einen Schritt zu spät, was sich nicht zuletzt in gleich sechs Gelben Karten gegen die Mannheimer manifestierte. Dass in der Zentrale Per Lockl gelb-belastet agierte und Fridolin Wagner angeschlagen war und später vom Platz musste, tat dem Waldhof-Spiel ebenfalls nicht gut. Sportgeschäftsführer Tim Schork bemängelte zudem die zunehmende Passivität im zweiten Durchgang. „Wenn wir Lübeck da weiter beschäftigt hätten, wären sie wohl erst gar nicht zu diesen Druckphasen und Standards gekommen“, befand Schork, dem ebenfalls aufgefallen sein dürfte, dass sich der SV Waldhof mit vier Gegentoren aus den zwei ersten Spielen schon wieder auf Werte zubewegt, die eigentlich ganz oben auf der Streichliste standen.
„In München war es der Konter, jetzt die Standards. Das sind die Themen, an denen wir uns abarbeiten müssen“, schmeckten Rehm die Gegentore ebenso wenig wie die Startausbeute. „Natürlich sind wir unzufrieden mit einem Punkt aus zwei Spielen. Aber wir wussten, dass es eine holprige Situation geben kann. Da müssen wir uns drauf vorbereiten und mit der Mannschaft einfach weiterarbeiten“, sagte Rehm, für den die Herausforderungen mit der Partie in Dresden nun sicher nicht kleiner werden.
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