Mannheim. Kehrt ein Spieler oder Trainer unter fremder Flagge zu seinem Ex-Verein zurück, wird oft die Floskel vom „Spiel wie jedes andere“ bemüht, um das Thema beiseite zu schieben. Da Christian Neidhart wohltuenderweise aber nicht zu der Kategorie Phrasendrescher gehört, war der Waldhof-Trainer vor der Partie des Mannheimer Drittligisten beim SV Meppen (Sonntag, 13 Uhr) wie immer ehrlich - nach sieben Jahren bei den Emsländern von 2013 bis 2020 hätte ihm eine vorgeschobene Emotionslosigkeit wohl auch niemand abgenommen.
„Es ist in unserem Job ja schließlich nicht immer einfach, sieben Jahre in einem Verein arbeiten zu dürfen - mit allen Höhen und Tiefen“, blickte Neidhart deshalb noch mit vielen guten Erinnerungen an die Zeit im Emsland zurück. „Man kennt den Verein in- und auswendig, jeden Mitarbeiter. Und wenn ich in die Fankurve reinschaue, kenne ich wohl auch fast jedes Gesicht“, freut sich Neidhart auf die Rückkehr und geht von einem herzlichen Empfang aus - auch wenn er nun mit der Waldhof-Raute nach Meppen kommt. „Ich glaube, das habe ich mir über die Jahre erarbeitet - und das ist das Schöne daran“, sagte der Waldhof-Coach und hat auch keine Bedenken, fälschlicherweise auf die vertraute Bank der Heim-Mannschaft zu laufen. „Da kannst du eigentlich nicht falsch abbiegen“, kommt dem 53-Jährigen die Ortskenntnis sicher zur Hilfe.
Was die Zielsetzung betrifft, ist die Ausgangslage dagegen ganz geschäftsmäßig klar: „Ich komme als Waldhof-Trainer und da will ich die drei Punkte holen“, betont Neidhart und hat auf der ungewohnten Gäste-Bank schließlich seine ganz besonderen Herausforderungen. Denn nach dem 1:0-Erfolg gegen den FC Erzgebirge Aue ist die Stimmung in der Mannschaft entsprechend gut. Was die Personallage betrifft, könnten die Voraussetzungen vor der sechsstündigen Busfahrt ins Emsland am Samstag dagegen besser sein. So bangt Neidhart vor allem um Linksverteidiger Alexander Rossipal, der zuletzt nicht nur in der Abwehr seine Aufgabe hervorragend erfüllte, sondern sich auch als Standard-Spezialist, Elfmeterschütze und wie gegen Aue als Vorlagengeber bei ruhenden Bällen hervortat.
„Er hat gegen Aue schon einen Schlag aufs Knie bekommen und sich dann durchgebissen. Aber das ist nach dem Spiel dann deutlich schlimmer geworden“, setzte Neidhart dicke Fragezeichen hinter seine aktuelle Stütze in der Abwehr, in der auch Gerrit Gohlke auf keinen Fall und wohl auch Niklas „Willy“ Sommer weiter keine Optionen für die Startelf gegen den SV Meppen sind.
Allerdings dürfte sich die Formation auch mit Blick auf das gegnerische Tor verändern. So ist zwar Marc Schnatterer wegen seiner muskulären Probleme noch nicht bei einhundert Prozent, dafür könnte aber jemand aus dem am Mittwochabend eingewechselten Trio Dominik Kother, Adrien Lebeau oder Torschütze Marten Winkler von Beginn an eine Chance bekommen.
„Ich glaube schon, dass wir da etwas verändern müssen. Man hat gegen Aue beispielsweise bei Baris Ekincier gesehen, dass er nicht mehr den frischesten Eindruck gemacht hat. Er hat jetzt auch alle Spiele von Beginn an gemacht“, deutete Neidhart eine Pause für den Flügelspieler an. „Wir werden sicher auch offensiv jetzt mal schauen, was wir verändern können“, sagte der SVW-Coach, der aber weiter an Dominik Martinovic in der Spitze festhalten dürfte.
Zuspruch für Martinovic
Dass der Stürmer im Kalenderjahr 2022 erst einmal - und das per Strafstoß - erfolgreich war, beeinflusst den erfahrenen Trainer dabei nicht. „Das ist nicht dramatisch, weil Dominik mit Baxter Bahn ganz stark im Anlaufen ist und für die Mannschaft unheimlich viele Meter macht. Logischerweise wünscht er sich sein erstes Saisontor, aber so wie er da vorne malocht, wird er sich von ganz alleine wieder belohnen“, ist Neidhart zuversichtlich, erwartet in Meppen aber insgesamt eine schwere Aufgabe. „Der SVM hat eine sehr erfahrene Drittliga-Mannschaft, die mit Marvin Pourié auch wieder einen Torjäger gefunden und mit Stefan Krämer jemanden an der Seitenlinie hat, der weiß, was in der 3. Liga verlangt wird“, sagt der Waldhof-Trainer. Und was die zu erwartende Atmosphäre in der Hänsch-Arena betrifft, gibt es ohnehin keinen besseren Experten als Neidhart persönlich.
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