Mannheim/Köln.. An der bestmöglichen medizinischen Versorgung sollte es nicht scheitern, dass Marco Höger in dieser Saison noch einmal für den SV Waldhof aufläuft. Der 33-Jährige kann bei der Reha nach seinem Kreuzbandriss auf die Expertise von Ärzten zurückgreifen, die auch die Profis des 1. FC Köln betreuen. Dem Verein seiner Heimatstadt, für den er 97 Partien in der 1. und 2. Liga bestritten hat.
„Ich werde in der Kölner Mediapark-Klinik behandelt, wo auch die FC-Ärzte sitzen. Da gibt es kurze Wege und ich bin bei den vertrauten Ärzten, die mich in Köln schon jahrelang begleiten. Besser hätte ich es nicht treffen können“, sagt Höger am Telefon. Knapp zwei Monate ist es jetzt her, dass sich der Stratege im Mannheimer Mittelfeld bei einem Trainingsunfall das Kreuzband riss, Anfang Oktober wurde er operiert. „Es geht mir den Umständen entsprechend gut, ich bin soweit im Soll. Ich habe viel dafür getan, so schnell wie möglich wieder im Alltag zu funktionieren. Das ist der erste Schritt zur Normalität: wieder Auto zu fahren, mal Essen zu gehen, ohne dass das Knie dick wird, weil ich es lange gebeugt habe“, berichtet Höger, dessen Alltag klar strukturiert ist. Sechs Tage die Woche Reha. Die Einheiten bestehen aus 60 Minuten Behandlungen, danach bis zu drei Stunden Training. Es geht um die Mobilisierung des verletzten Gelenks, Übungen zur Beweglichkeit, langsam kommt das Krafttraining dazu. Plackerei für das große Ziel namens Comeback.
Ein Kreuzbandriss ist aber immer auch eine Geduldsprobe. „Die OP ist jetzt sieben Wochen vorbei und es ist mein zweiter Kreuzbandriss an dem Knie. Ich weiß, dass da auch Rückschläge kommen können. Um seriös etwas über eine Rückkehr auf den Platz sagen zu können, muss man bis ungefähr vier Monate nach der OP abwarten, wie es dann aussieht“, sagt Höger. Seriöse Prognosen über ein Comeback wären demnach erst im Februar möglich – sofern alles optimal läuft.
Trainer Christian Neidhart, seine Mitspieler, die SVW-Fans, alle sehnen die Rückkehr des fast Unersetzlichen in der Schaltzentrale im Mannheimer Mittelfeld herbei. Ohne Högers Übersicht, Erfahrung, Passgenauigkeit und seine strategischen Fähigkeiten fehlt dem Waldhof-Spiel ein prägendes Element. Das wurde in der Phase nach seiner Verletzung sehr deutlich, als der SVW gerade bei einigen desolaten Auswärtsauftritten Höger schmerzlich vermisste. Einen Mann, an dem sich die anderen orientieren und aufrichten können. Trainer Neidhart stellte gar die kontrovers diskutierte These in den Raum, ohne den Kölner fehle es der Mannschaft am einzigen Führungsspieler.
Daheim saß Höger vor dem Fernseher und musste mitansehen, wie seine Kollegen eine Auswärtsniederlage an die nächste reihten, bevor das 1:1 in Oldenburg zum Jahresabschluss zumindest diese schwarze Serie stoppte. „Da leidet man sogar ein Stück weit mehr mit. Man sieht gewisse Dinge von außen noch besser. Da ist es schon schwer, wenn man nicht eingreifen kann“, sagt Höger.
Die Saison abschreiben will der 33-Jährige, der einst für Schalke 04 in der Champions League spielte, genau wie Marcel Seegert aber noch lange nicht. „Wir reden von fünf Punkten“, hatte der Kapitän des SVW mit Blick auf den überschaubaren Rückstand auf den Relegationsplatz eine Aufholjagd im neuen Jahr in Aussicht gestellt. Höger stimmt dem ausdrücklich zu. „Dass wir noch nicht die Sterne vom Himmel gespielt und restlos überzeugt haben, wissen wir alle. Es war ein ständiges Auf und Ab, mal hü, mal hott. Ich gebe „Cello“ aber Recht: Mir machen die Spiele zuhause zum Beispiel gegen Saarbrücken und Wehen Wiesbaden Mut. Man sieht: Wenn wir nur eine seriöse Leistung auf den Platz bringen und noch nicht einmal etwas Überragendes machen, dass es auch für die reicht, die noch über uns stehen. Nur müssen wir halt die Konstanz reinbekommen, das Woche für Woche abzuliefern und nicht nur zuhause. Das müssen wir uns vorwerfen lassen und das sind auch unsere Hausaufgaben über den Winter“, sagt Höger und erinnert unter anderem an die Partien in Verl (2:2) und beim 1:2 gegen Essen („Da haben wir uns die Dinger selbst reingemacht“), in denen die fünf für ganz oben fehlenden Punkte locker möglich gewesen wären. „Wir sind nicht so weit weg. Aber es ist irgendwann auch mühselig, das immer zu sagen, sondern wir müssen es dann einmal jede Woche auf den Platz bekommen.“
Ob Höger selbst in der Rückrunde noch einmal eingreifen kann, da lässt er sich mit Blick auf seine Verletzungshistorie und sein Alter zu keiner klaren Ansage locken. „Grundsätzlich muss ich da optimistisch rangehen, weil so eine Verletzung auch immer im Kopf mitentschieden wird. Das Ziel ist, noch einmal auf den Platz zu kommen. Eine Saison so zu beenden, wäre schon schade“, sagt er nur.
Auch die Frage, wie es nach dieser Spielzeit für ihn weitergeht, schiebt Höger von sich weg. „So weitreichende Gedanken mache ich mir noch nicht“, sagt der Kölner. Erst mal wieder richtig fit werden, danach weiterschauen, so lautet sein Credo. Högers Vertrag in Mannheim läuft aus, beim 1. FC Köln hat der 33-Jährige eine Beschäftigung nach seiner aktiven Karriere garantiert. „Das ist mein Verein. Ich habe hier einen Anschlussvertrag und über den und die Möglichkeiten habe ich auch schon mit Christian Keller (Kölns Sportchef/d. Red.) gesprochen. Ich habe Scouting und Spielanalyse studiert, mache jetzt noch einen Aufbaustudiengang dazu und könnte mir gut vorstellen, in dem Bereich tätig zu werden“, hat Höger im vergangenen Frühsommer der „Bild“-Zeitung erzählt.
Ausgeschlossen, noch ein Jahr als Profi beim Waldhof dranzuhängen, ist bei einem entsprechenden Heilungsverlaufs des Knies aber ebenfalls nicht. Höger registriert die immense Wertschätzung, die ihm in Mannheim entgegengebracht wird, ganz genau. „Das ehrt mich, ich freue mich sehr darüber und es macht mich stolz“, sagt er. „Aber wenn so viel über einen Spieler geredet wird, der so lange ausfällt, ist es auch ein Zeichen dafür, dass irgendetwas nicht perfekt funktioniert.“ Die Wertschätzung sei „gegenseitig“. Und gerade diese Aussage kann dem SV Waldhof ein bisschen Hoffnung machen, den fast unersetzlichen Marco Höger zu einer weiteren Saison in Blau-Schwarz motivieren zu können.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Trübe Zwischenbilanz beim SV Waldhof