Mannheim. Als Vereinschef Bernd Beetz seine Präsidiumsmitglieder Horst Seyfferle und Matthias Findeisen auf der Mitgliederversammlung für den gelungenen Neuaufbau im Nachwuchsbereich des SV Waldhof lobte, brandete großer Applaus auf. „Die Dinge in der BuweFabrik laufen sehr gut“, sagte Beetz Ende November im Kulturhaus Waldhof.
Seit dem Ausstieg des langjährigen Kooperationspartners „Anpfiff ins Leben“ im vergangenen Sommer organisiert der SVW seine Jugendarbeit wieder selbst. Unter dem neuen Namen „BuweFabrik“. Und die Startbilanz kann sich sehen lassen. Vizepräsident Seyfferle warb viele kleinere Sponsoren ein, die zusammen mit den Mitgliedsbeiträgen und Lizenzgebühren der Spielbetriebs-GmbH einen Etat von rund 600 000 Euro möglich machten, Jugendleiter Findeisen trieb die sportlichen Planungen voran. Große Sprünge sind am Alsenweg noch nicht wieder möglich, aber der Spielbetrieb läuft reibungslos und der e.V. trägt sich wirtschaftlich wieder selbst - auch weil die Ausgaben teilweise drastisch reduziert wurden.
Mit dem Status Quo gibt sich Seyfferle allerdings nicht zufrieden. „Wir müssen das, was wir aufgebaut haben, konsolidieren und dann schrittweise weiter nach vorne gehen“, sagt er. Das nächste große Projekt im Hauptverein ist die Sanierung eines Kunstrasenplatzes. „Alle Kunstrasenplätze sind in die Jahre gekommen. Im schlechtesten Zustand ist der hinter dem Trainingsplatz der ersten Mannschaft beim Tenniszentrum. Den müssen wir unbedingt erneuern“, erklärt Seyfferle. Der drängende Hintergrund ist ein möglicher großer Erfolg der U17. Die von Andreas Müller trainierte B-Jugend liegt in der Oberliga Baden-Württemberg auf einem starken zweiten Platz.
DFB-Reform im Juniorenbereich
Da Tabellenführer TSG Hoffenheim II aber nicht aufstiegsberechtigt ist (die erste Mannschaft der Kraichgauer spielt bereits in der U-17-Bundesliga), würden die Mannheimer zum Zuge kommen - und könnten dann künftig auf die Nachwuchsteams von Bayern München oder Eintracht Frankfurt treffen.
Ab der kommenden Saison wird der Junioren-Leistungsbereich reformiert. An die Stelle der bisherigen Bundesligen treten dann sogenannte DFB-Nachwuchsligen, in denen alle Vereine mit Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) ein Startrecht haben, für die sich aber auch Clubs ohne NLZ wie der SV Waldhof sportlich qualifizieren können.
Sollte dies gelingen, muss der Kunstrasenplatz vor den Tennisanlagen am Alsenweg aber nicht nur saniert, sondern auch in Länge und Breite um mehrere Meter vergrößert werden, um den DFB-Anforderungen zu genügen. „Es wäre fatal, wenn die U17 aufsteigen würde und wir würden nicht zugelassen, weil bei der Größe des Platzes ein paar Meter fehlen“, sagt Seyfferle, der die Kosten auf rund 450 000 Euro schätzt. Abzüglich der Zuschüsse von Stadt und Land müsse der SVW mindestens die Hälfte dieser Summe selbst tragen. Um dieses Großprojekt schon bis zum Start der kommenden Saison zu stemmen, sind der Förderkreis Fußballjugend und der Förderverein BuweFabrik Heidelberg bereits dabei, ganz viel Geld einzusammeln. „Die machen richtig Dampf“, lobt Seyfferle. Im Hintergrund laufen zudem Gespräche, beide Fördervereine der SVW-Jugend zu fusionieren.
Während die U17 für positive Schlagzeilen sorgt, gibt es eine Altersstufe darüber Probleme. „Bei der U19 sind wir unzufrieden, da hängen wir im unteren Tabellendrittel fest. Da wollen wir in der Winterpause an der einen oder anderen Stellschraube drehen. Wir werden alles dagegen unternehmen, dass wir absteigen“, sagt Seyfferle. Denn ein Abstieg der U19 hätte natürlich auch Auswirkungen auf den Jahrgang, der gerade in der U17 so erfolgreich unterwegs ist.
Überraschend stabil präsentiert sich die völlig neu strukturierte zweite Mannschaft des SVW. „Trotz eines Durchschnittsalters von nur 19,6 Jahren ist es bei der U21 perfekt gelaufen“, sagt Seyfferle über den Tabellensiebten der Verbandsliga Nordbaden. Die Durchlässigkeit zu den Profis sei unter Trainer Rüdiger Rehm zudem viel besser geworden. Mittelstürmer Kennedy Okpala (19) ist momentan sogar Stammspieler und traf bereits dreimal in der 3. Liga, der thailändische Torhüter Garn Pummarin saß beim 3:0 gegen Erzgebirge Aue auf der Bank, in Tim Kallis trainiert ein weiterer Jugendkeeper regelmäßig bei der ersten Mannschaft mit.
NLZ-Pläne vorerst weiter auf Eis
Konkrete Pläne, zeitnah einen neuen Anlauf für ein vom DFB abgenommenes Nachwuchsleistungszentrum zu wagen, gibt es zurzeit nicht. Der Verband hatte dem Vorhaben der Mannheimer aufgrund der damals noch aktuellen Verbindung mit „Anpfiff ins Leben“ im November 2021 eine Absage erteilt. „Wir haben das weiter im Auge, aber konkret ist es nicht geplant“, sagt Seyfferle. Verplichtend würde ein NLZ ohnehin nur, wenn das Profiteam in die 2. Liga aufsteigen sollte. Dieses Ziel ist aber aktuell weit weg. Die Realität heißt bekanntlich Abstiegskampf in der 3. Liga.
Ein Absturz zurück in die Regionalliga würde indirekt auch die Aufbauarbeit in der „BuweFabrik“ zurückwerfen. Interessante Talente schauen genau hin, welche Perspektiven auf welchem fußballerischem Niveau ein Verein mittel- und langfristig bietet. „Ein Abstieg würde es schwerer machen, gute junge Spieler zu uns zu holen“, meint Seyfferle.
Abseits des Sportlichen arbeiten die Verantwortlichen im SV Waldhof e.V. daran, dass wieder mehr Menschen Mitglied beim Traditionsverein aus dem Mannheimer Norden werden. Die Mitgliederzahl stagniert zurzeit zwischen 2500 und 2600. Zum Vergleich: Der Karlsruher SC, ein Verein aus einer Stadt, die von der Größe mit Mannheim vergleichbar ist, kann auf 14 500 Mitglieder zurückgreifen.
Mitglieder-Offensive gestartet
Auf der Mitgliederversammlung stellte Klaus Markgraf vom Ehren- und Ältestenrat einen dann auch verabschiedeten Plan vor, wie der SVW neue Mitglieder anlocken kann - und so langfristig auch die Einnahmensituation des Hauptvereins verbessert.
Die Jahresbeiträge für Kinder und Jugendliche (passive Mitgliedschaft) werden dabei auf 25 bis 50 Euro reduziert, Kleinkinder bis zu drei Jahren zahlen nichts. „Das Minimalziel ist, wieder an die 4000 Mitglieder heranzukommen“, sagt Seyfferle. Das war der Mitglieder-Höchststand beim SV Waldhof in der ruhmreichen Bundesliga-Ära in den 80er Jahren.
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