Mannheim. Ungewöhnlich lange Reisen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen. Um die gut siebenstündige Busfahrt ins 550 Kilometer entfernte Dresden nicht allzu monoton werden zu lassen, stoppt der Tross des SV Waldhof auf ungefähr halber Strecke. Auf einem Sportplatz im westlichen Thüringen steht am Freitagnachmittag eine reguläre Trainingseinheit an, bevor es weiter ins Teamhotel nach Dresden geht.
Eine Nacht schlafen – und dann wird auch schon die Partie angepfiffen, die im Negativfall schon das Ende der Mannheimer Aufstiegsträume bedeuten, bei einem Sieg aber auch plötzlich wieder glänzende Perspektiven mit Blick auf den Relegationsrang eröffnen könnte.
„Dresden ist ein Spiel, in dem du viel gewinnen kannst. Wenn wir dort bestehen, können wir die Plätze mit Dynamo tauschen. Es muss das Ziel sein, in den letzten Spielen alle Kräfte zu bündeln. Wir wissen, wie schwer es in Dresden wird. Aber wenn man dort mit einer breiten Brust auftritt, sich nicht versteckt, sondern auch fußballerische Aspekte einbringt, werden wir unsere Möglichkeiten haben“, sagte SVW-Trainer Christian Neidhart vor dem Topspiel bei Dynamo Dresden (Samstag, 14 Uhr, live im MDR).
Momentan liegen die Sachsen (56 Punkte/+19 Tore) zwei Punkte vor dem Waldhof (54/0), im Rennen um den Relegationsplatz haben auch der 1. FC Saarbrücken (56/+20) und der VfL Osnabrück (54/+15) sechs Spiele vor dem Ende noch alle Chancen. Die Ausgangslage ist klar: Ein Überraschungssieg der Kurpfälzer wäre selbstverständlich perfekt, ein Remis in Ordnung, eine Niederlage hätte bei dann fünf Punkten Rückstand aber fast vorentscheidenden Charakter. „Selbst wenn es in die Hose gehen sollte, ist es danach immer noch nicht vorbei“, meinte Neidhart zwar, fügte aber wohlweislich an: „Dann müssten wir aus den letzten fünf Spielen wohl fünf Siege holen, um noch eine Chance zu haben.“ Das klingt schwierig.
Wagner wieder in der Abwehr?
Die Partie im fernen Osten der Republik, bei der knapp 30 000 Zuschauer (darunter 1000 Waldhof-Fans) für eine Bundesliga-Kulisse und die dazu passende Atmosphäre sorgen werden, ist die große Reifeprüfung für den SVW. Die beiden Siege gegen Freiburg II (2:1) und in Essen (3:0) waren überlebensnotwendig, um den Kontakt nach oben nicht abreißen zu lassen. Sie wären aber letztlich fast wertlos, wenn in Dresden das vierte Duell mit einem direkten Konkurrenten innerhalb weniger Wochen verloren ginge. In den Topspielen gegen Wiesbaden (0:3), Osnabrück (0:2) und Saarbrücken (1:2) setzte es bekanntlich schmerzhafte Niederlagen.
„Du musst eine reife Leistung hinlegen, um in Dresden gegen eine spielstarke Mannschaft zu bestehen“, attestierte auch Coach Neidhart, der wahrscheinlich der Startelf von Essen erneut das Vertrauen schenken wird. Also mit Fridolin Wagner in der Innenverteidigung und Adrian Malachowski im defensiven Mittelfeld. Zwar hat sich bei den Adduktorenbeschwerden von Kapitän Marcel Seegert Besserung eingestellt, aber laut Neidhart wolle der SVW beim Abwehrchef mit Blick auf das Saisonfinale „kein Risiko eingehen“. In Malte Karbstein steht aber auf jeden Fall wieder ein weiterer gelernter Innenverteidiger im Kader, Adrien Lebeau (muskuläre Probleme) fehlt weiterhin.
Trainer Anfang nur auf der Tribüne
Über diese kleineren personellen Probleme kann Dresdens Trainer Markus Anfang nur schmunzeln. Den Sachsen fehlen bis zu acht Spieler wegen Sperren und Verletzungen, darunter Stammkräfte wie Niklas Hauptmann, Max Kulke und Jakob Lewald. Mittelstürmer Stefan Kutschke ist wegen einer Mandelentzündung fraglich. Das vielleicht Gravierendste: Coach Anfang selbst ist nach der vierten Gelben Karte aus dem Spiel in Saarbrücken gesperrt und sitzt nur auf der Tribüne statt auf der Trainerbank. Ein Vorteil für die Gäste? „Das kann ich nicht beurteilen“, sagte Neidhart. „Am Ende des Tages ist es nie schön, wenn du als Trainer in so einem wichtigen Spiel nicht dabei sein kannst.“
Für Anfang übernimmt sein langjähriger Assistent Florian Junge das Coaching an der Seitenlinie. Dem Dresdner Übungsleiter ist es auch verboten, über Hilfsmittel wie das Handy Kontakt zu seinen Trainerkollegen aufzunehmen.
„Es ist das erste Mal für mich. Ich werde mich da sicher disziplinieren müssen“, sagte der frühere Darmstädter Coach am Donnerstag. Waldhof sei „eine Mannschaft, die viel Erfahrung in ihren Reihen hat. Es wird schon ein schweres Spiel für uns“, meinte er. Wie man Dynamo bezwingen kann, wissen die Mannheimer noch aus dem Hinspiel. Das endete mit 2:1 für den SVW. Ein Resultat, mit dem die Blau-Schwarzen auch am Samstag sicher mehr als gut leben könnten.
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