Mannheim. „Schwacher Trost.“ Den Einwand, der SV Waldhof nähere sich langsam seinem Etappenziel an, mal wieder eine Partie ohne Gegentor zu beenden, wollte Fridolin Wagner nicht gelten lassen. Beim 1:1 in Saarbrücken am 23. September war der Ausgleich durch Kai Brünker in der 88. Minute gefallen. Am Samstag gegen Viktoria Köln traf David Philipp in der 89. Minute zum 1:1-Endstand. Jetzt fehlt also nur noch eine Minute plus Nachspielzeit bis zum „zu Null“.
Der Frust über diesen späten Ausgleich, der in seiner Entstehung nach einem langen Kölner Einwurf auch noch kurios daherkam, saß tief im Mannheimer Lager. „Es tut brutal weh, so spät um deine Früchte gebracht zu werden“, seufzte Wagner. „Gegen Saarbrücken ist uns das auch passiert. Mit den vier Punkten mehr stünden wir in der Tabelle ganz woanders.“ Wenn man auch noch die beiden Zähler aus dem Heimspiel gegen Lübeck, als der SVW beim 2:2 einen 2:0-Vorsprung verspielte, dazu addiert, macht das die Rechnung noch ein bisschen bitterer. Statt als Tabellen-14. nur knapp über der gefährdeten Zone zu rangieren, würden die Mannheimer in der engen 3. Liga sogar an den Aufstiegsplätzen schnuppern.
Aber dass sich das Leben nicht im Konjunktiv abspielt, weiß auch Rüdiger Rehm. Der Waldhof-Trainer verließ nach dem 1:1 gegen Köln das Carl-Benz-Stadion mit gemischten Gefühlen . „Wenn ich ein Spiel nicht gewonnen habe, gehe ich immer mit einem gewissen Frust nach Hause. Aber wir hatten drei Spiele in sieben Tagen und die Breitseite zu verkraften, die wir in Regensburg abbekommen haben. Die Reaktion ist das Entscheidende, und die haben wir heute gezeigt“, sagte Rehm.
Ohne Rieckmann in Bielefeld
Insgesamt zeigte der SVW gegen eine gestandene Kölner Mannschaft im Vergleich zum teils desolaten 0:2 unter der Woche in Regensburg tatsächlich einen Auftritt, auf den sich aufbauen lässt. Vor allem die Mentalität stimmte, laut Kapitän Marcel Seegert sei das Team am Ende einer englischen Woche in Sachen Einsatzbereitschaft „über den Schmerzpunkt“ hinaus gegangen. „Wir mussten leiden“, meinte Seegert nach einer vor allem im zweiten Durchgang packenden Partie.
Die 1:0-Führung durch Jesaja Herrmann (47.) war zu diesem Zeitpunkt verdient, allerdings schlug Köln auch unbeeindruckt vom Rückstand zurück. Der Waldhof durfte sich in der zweiten Hälfte bei Torhüter Jan-Christoph Bartels bedanken, der mehrere Viktoria-Großchancen erstklassig entschärfte. Dass der Ausgleich nach einem langen Einwurf, den die Mannheimer Defensive nicht rechtzeitig klärte (Herrmann: „Ein Hoppeltor“), sicher zu verteidigen gewesen wäre, änderte nichts daran, dass der Kölner Punktgewinn leistungsgerecht war.
Tabellarisch bleibt die Situation der Kurpfälzer durch das Remis angespannt. Bei Krisenclub Arminia Bielefeld, derzeit drei Punkte hinter dem Waldhof auf einem Abstiegsrang, sollte der SVW am Samstag (16.30 Uhr) besser nicht verlieren. Sonst steht man endgültig auf einem der Plätze, „auf denen wir uns nicht wohlfühlen“, wie es Sportchef Tim Schork vor dem Anpfiff bei „MagentaSport“ bezeichnete.
Der zuletzt starke Mittelfeld-Stabilisator Julian Rieckmann fehlt wegen seiner fünften Gelben Karte in Ostwestfalen gesperrt, der angeschlagene Laurent Jans (muskuläre Probleme) ist zunächst zur luxemburgischen Nationalmannschaft abgereist, die in der EM-Qualifikation am Freitag auf Island und am Montag gegen die Slowakei spielt.
Trainer Rehm bat am späten Samstagnachmittag indes weiter um Geduld mit seinem jungen Team – und sah keinen Grund für Alarmismus. „Wenn die Jungs so spielen wie heute, macht das Freude. Das ist das, was wir sehen wollen. Wir müssen ruhig auch mal die Punkte einfahren. Aber es ist auch nicht so, dass wir mit dem Rücken zur Wand stehen. Wir müssen weiter Dinge optimieren, dann werden sich die Ergebnisse einstellen“, versprach der 44-Jährige. Der Weg, bevor der SVW wieder ein komplett gefestigtes und eingespieltes Team auf den Platz schicke, könne noch „weit, lang und steinig“ werden, so Rehm. Rückschläge müssen demnach weiter einkalkuliert werden.
„Wir haben eine Mannschaft, die entwicklungsfähig ist. Die Jungs machen Fehler, aber sie versuchen alles. Es wächst etwas zusammen, das wir weiter befeuern müssen. Die Mannschaft wächst und wir geben ihr immer weiteren neuen Input“, postulierte Rehm. Dass der Waldhof durch das späte Kölner 1:1 mittlerweile ein Kalenderjahr – genauer gesagt seit dem 1:0 gegen Saarbrücken am 8. Oktober 2022 – auf ein Heimspiel ohne Gegentor wartet, ist für Rehm nur eine statistische Randnotiz: „Ich hätte auch ein 2:1 gerne mitgenommen. Das ist mir völlig wurscht.“ Innenverteidiger Malte Karbstein zeigte sich grundsätzlich optimistisch, dass die Waldhöfer zeitnah wieder mal eine Partie ohne Gegentor beenden werden. „Wir haben uns dem zu Null angenähert. Und jetzt wollen wir das Selbstverständnis reinbekommen, dass wir das regelmäßig schaffen können“, bekundete der 25-Jährige.
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