Mannheim. Als sich Dominik Kother auf den Weg machte, war nicht absehbar, dass sein 60 Meter langer Sprint fast über den ganzen Platz im Glück enden würde. Doch der kurz vorher eingewechselte Flügelstürmer des SV Waldhof hatte trotz der tropischen Temperaturen im Carl-Benz-Stadion noch genügend Kraft – und vollendete seinen Alleingang in der ersten Minute der Nachspielzeit technisch erstklassig ins lange Eck. Kurz danach war Schluss, und die Mannheimer Feierlichkeiten konnten beginnen. Das 3:1 (0:0) zum Saisonauftakt gegen Viktoria Köln sorgte für pure Erleichterung im Lager der Waldhöfer – zumal es sich der überlegene SVW selbst schwer gemacht hatte. Nach Baris Ekinciers Führungstreffer (64.) ließen die Kurpfälzer nach einem schlecht verteidigten Eckball das 1:1 durch Kölns Youssef Amin zu (73.) – und brauchten bei Temperaturen von über 30 Grad auf dem Rasen des Carl-Benz-Stadions eine echte Energieleistung, um beim Pflichtspiel-Debüt von Trainer Christian Neidhart in der Schlussphase doch noch den ersehnten Dreier zum Liga-Start einzufahren. Erst zimmerte Gerrit Gohlke den Ball nach einer eingeübten Standardsituation zum 2:1 unter die Latte (86.), dann setzte Kother in der Nachspielzeit zum finalen Solo an und sorgte für Ekstase unter den fast 8000 Waldhof-Fans.
„Alles andere als ein Sieg für uns wäre heute total unverdient gewesen. Wir hatten das Spiel im Griff, Köln hatte keine hochkarätige Chance und wir haben aus dem Nichts den Ausgleich bekommen. Ein 1:1 hätte das Spiel auf den Kopf gestellt“, sagte Neidhart nach seinem Premierensieg. „Aber die Jungs haben am Schluss noch einmal ihr Herz auf dem Platz gelassen.“ Durch den 3:1-Erfolg stehen die Mannheimer vor den Spielen am Sonntag und Montag auf Platz zwei der Tabelle in der 3. Liga, hinter Überraschungstabellenführer SV Elversberg, der das Aufsteigerduell in Essen mit 5:1 gewann.
SV Waldhof gegen Viktoria Köln
- SV Waldhof: Behrens – Riedel (67. Sommer), Gohlke, Seegert, Rossipal – Russo, Höger – Ekincier (67. Kother), Bahn (81. Wagner), Taz (81. Winkler) – Martinovic (81. Sohm).
- FC Viktoria Köln: Voll - Koronkiewicz, L. Dietz, Greger, N. May - Fritz, Sontheimer (63. Stehle), Amyn (79. Heister), Philipp (79. Palacios) - Hong, Lankford (63. Saghiri).
- Tore: 1:0 Ekincier (64.) 1:1 Amyn (73.) 2:1 Gohlke (86.) 3:1 Kother (90.+1).
- Beste Spieler: Ekincier, Seegert/Voll.
- Gelbe Karten: Höger, Seegert/Greger, Fritz.
- Zuschauer: 7868.
- Schiedsrichter: Daniel Schlager (Rastatt)
- Nächstes Spiel: Sonntag, 31. Juli, 18 Uhr, SV Waldhof – Holstein Kiel, DFB-Pokal, 1. Runde
Die erste Waldhof-Startelf der Drittliga-Saison wartete mit einer kleinen Überraschung auf: Ekincier bekam auf der offensiven Außenbahn den Vorzug vor Kother. Bentley Baxter Bahn hatte seine Adduktorenprobleme ausgestanden und feierte ebenso seine Pflichtspiel-Premiere in Blau-Schwarz wie Torhüter Morten Behrens, Aushilfs-Rechtsverteidiger Julian Riedel und Berkan Taz. Bei Köln saß Blitz-Mannheim-Rückkehrer Hamza Saghiri zunächst nur auf der Bank, kurzfristig fiel bei der Viktoria mit Marcel Risse ein weiterer Leistungsträger aus.
Die SVW-Anhänger eröffneten die Saison, an deren Ende die Mannheimer gerne in die 2. Liga aufsteigen würden, mit einer großen Choreographie und dem programmatischen Slogan: „Die Arbeit ruft, der Sieg die Aufgabe“. Trainer Neidhart ließ zu Beginn ein klassisches 4-4-2 spielen, bei dem sich Bahn als zweite Spitze neben Dominik Martinovic nach vorne schob.
Der Waldhof begann druckvoll: Der durchgestartete Ekincier wurde erst vom Fuß des Kölner Torhüters Ben Voll am 1:0 gehindert (4.), Bahn schoss nach Marco Högers Chipball links vorbei (9.). Doch nach diesem stürmischen Beginn des SVW befreite sich die Viktoria ein wenig und konnte die Partie ausgeglichener gestalten. Bis Martinovic nach Riedels Hereingabe aus der Drehung knapp links vorbei schoss (31.).
Das Mannheimer Offensivspiel wirkte jetzt dennoch teilweise zu umständlich, und nach einer Ecke in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit musste Gerrit Gohlke mit einer Risikogrätsche gegen David Philipp retten, weil Ekincier sich bei der Restverteidigung schlecht angestellt hatte (45.+1). „Wir haben dominant und gut gespielt, nur die Tore fehlen“, sagte Mannheims Sportgeschäftsführer Tim Schork in der Pause bei „MagentaSport“.
Daran arbeiteten die Kurpfälzer nach dem Seitenwechsel mit noch mehr Vehemenz. Der Druck auf das Kölner Tor nahm zu, Berkan Taz vergab eine Riesengelegenheit, als Voll erneut mit dem Fuß parierte (53.). „Es war schon geplant, ins lange Eck zu schießen“, sagte der frühere Dortmunder hinterher. „Ich bin froh, dass wir in dieser geilen Atmosphäre am Ende noch drei Punkte geholt haben.“ Einen Anteil daran hatte auch Ekincier, der nach einem langen Ball von Seegert von Martinovic freigespielt wurde – und schnörkellos zum ersten Waldhof-Tor der Saison einschoss (64.). Weil die Mannheimer Defensive bei einem Eckball aber schlief (Neidhart: „Da muss jemand am kurzen Pfosten stehen und den Ball auf die Tribüne hauen“) glich die Viktoria durch Amyn aus (73.).
Der Waldhof schien angeknockt, doch eine eigene Standardsituation brachte das Neidhart-Team zurück auf die Siegerstraße. Seegert schwor das Team schon lautstark auf die Möglichkeit ein, bevor der lange Ball von Rossipal über ihn hinwegsegelte. „Man hat am Raunen im Publikum gehört, dass viele schon abgeschaltet hatten“, sagte Neidhart. Nicht aber Kapitän Seegert, der den Ball von der Seitenlinie kratzte und mit dem Kopf noch nach innen brachte. Der eingewechselte Pascal Sohm verlängerte, Gohlke brachte den Ball über die Linie (86.). Jetzt war Köln geschlagen, Kothers Konter-Tor (90.+1) nur noch das Sahnehäubchen auf eine starke Mentalitätsleistung des SVW. „Nach dem 1:1 war Waldhof einfach professioneller und abgezockter, das war der Knackpunkt“, bilanzierte Kölns Trainer Olaf Janßen, der den Mannheimer Sieg ebenfalls als „verdient“ einordnete.
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