Mannheim. Dass die Profis des SV Waldhof nach einem Auswärtsspiel vor dem Gästeblock mit ihren Fans feiern können - daran hatten einige Pessimisten nach acht erfolglosen Anläufen in der bisherigen Hinrunde der 3. Liga schon gar nicht mehr geglaubt. Als der Auswärtsfluch der Mannheimer am Montagabend nach dem 3:1 (1:1)-Erfolg beim MSV Duisburg dann aber tatsächlich Geschichte war, konnte man die Erleichterung im Mannheimer Lager fast schon mit Händen greifen, bevor es auf die lange Heimfahrt in die Kurpfalz ging.
„Das hat schon in den Köpfen eine Rolle gespielt, das ist ja logisch. Insofern sind wir froh, dass wir da jetzt mal einen Haken dahinter machen können“, fasste Mittelfeldmann Bentley Baxter Bahn die Gefühlslage bei den Blau-Schwarzen in Worte. Auch Trainer Christian Neidhart, freute sich, die ständig wiederkehrende Frage nach dem ersten Auswärtssieg nun nicht mehr hören zu müssen. „Ja, absolut“, war dem 54-Jährigen die Genugtuung deutlich anzusehen. „Und da sind wir auch stolz drauf.“
Duisburg – SVW
- MSV Duisburg: Braune – Bitter, Mai, Senger, Kölle – Jander (57. Ajani), Stierlin (75. Bouhaddouz), Pusch (46. Feltscher), Frey (57. Michelbrink) – Girth (18. Ekene), Stoppelkamp.
- SV Waldhof: Bartels – Jans, Riedel (84. Karbstein), Seegert, Rossipal –Wagner, Bahn – Lebeau (68. Sommer), Sohm (79. Keita-Ruel), Pledl (68. Kother) – Martinovic (84. Malachoswski).
- Tore: 0:1 Martinovic (24.), 1:1 Mai (43.), 1:2 Lebeau (48.), 1:3 Pledl (55.).
- Karten: Bitter, Mai – Sohm,Malachoswski.
- Gelb-Rot: Bitter.
- Schiedsrichter: Florian Exner (Münster). – Zuschauer: 10 582. – Nächstes Spiel: Vikt. Köln – SV Waldhof (Sonntag, 29. Januar, 13 Uhr).
Die Mannheimer setzten allerdings nicht nur ein Ende hinter die fast schon unheimliche Auswärtsmisere und gaben die Rote Laterne auf fremden Plätzen an die Clubs aus Bayreuth und Halle weiter, sondern sie bestätigten auch den sichtbaren Aufwärtstrend im neuen Fußball-Jahr, der am Wochenende zuvor mit dem beeindruckenden 3:1 gegen den TSV 1860 München seinen Anfang genommen hatte.
Schlechte Phase vor der Halbzeit
Vor allem in den ersten 35 Minuten knüpften die Mannheimer bei den „Zebras“ spielerisch nahtlos an den Neustart ins Jahr 2023 an und führten nach dem Treffer von Dominik Martinovic (28.) mehr als verdient. Die Phase kurz vor der Halbzeit erinnerte dann allerdings kurzzeitig an die sonstigen Auswärtsspiele. Der SVW gab die Partie leichtfertig aus der Hand, ließ das Engagement in den Zweikämpfen schleifen und konnte froh sein, dass bis zur Pause nicht mehr als das 1:1 durch Sebastian Mai (43.) passiert war. „Das müssen wir uns ankreiden lassen. Das war selbstverschuldet. Die letzten zehn Minuten haben mir gar nicht gefallen“, monierte Kapitän Marcel Seegert.
Doch mit der Gelb-Roten Karte für Duisburgs Joshua Bitter unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff hatte der SVW dann auch ein bisschen das Spielglück auf seiner Seite, was bisher nicht immer der Fall war. „Wenn so etwas mit Gelb-Rot geahndet wird, sollten wir mit dem Fußball aufhören“, empfand MSV-Trainer Torsten Ziegner die zweite Gelbe Karte für seinen Verteidiger als „total unberechtigt“. Aber auch wenn man darüber streiten konnte, ob Bitters emotionaler Ausbruch sanktioniert werden sollte, war es schon mehr als fahrlässig, an der Mittellinie mit der entsprechenden Vorbelastung so brachial in den Zweikampf gegen Adrien Lebeau zu gehen.
Dem Waldhof war’s egal. „Da haben wir Glück mit dem Platzverweis, weil der dann auch spielentscheidend war und wir auf dem Gaspedal geblieben sind“, meinte Abwehrchef Seegert, Neidhart war ebenfalls nicht böse über die Entscheidung. „Wir haben das jetzt mal dankend angenommen“, meinte der Coach, der miterleben durfte, wie sein Team gar nicht erst in die stets unangenehme Bedrängnis kam, sich an einem unermüdlich verteidigenden Gegner die Zähne auszubeißen.
Pledls Debüt aus dem Bilderbuch
Lebeau mit einem fast schon kuriosen Treffer aus scheinbar unmöglichen Winkel (48.) und der Kunstschuss von Winter-Neuzugang Thomas Pledl (55.) machten schon früh einen Haken an die Partie. Vor allem für Pledl, der erst aufgrund der muskulären Probleme von Marten Winkler in die Startelf gerückt war, war der Sieg in Duisburg mit der Vorlage zum 1:0 und dem sehenswerten Treffer zum Endstand natürlich ein Debüt wie aus dem Bilderbuch.
„Den trifft er überragend und bringt eben diese spielerische Cleverness mit“, freute sich Trainer Neidhart für den 28-Jährigen, während ihm Kollege Seegert vor der Partie schon scherzhaft ein rechtes Champions-League-Bein attestierte. „Das linke hat er nur zum Stehen“, lachte Seegert, was Pledl umgehend konterte. „Das linke hat bei der Vorlage ja auch ganz gut funktioniert. Aber besser hätte es nicht laufen können“, bestätigte der Ex-Düsseldorfer und freute sich über seinen Treffer. „Das war natürlich ein besonderes Gefühl, direkt beim Debüt zu treffen. Das gibt nochmals einen Extra-Schwung“, beschrieb Pledl seinen Beitrag zum zehnten Saisonsieg, der dem SVW zur Halbzeit 32 Punkte und Platz sechs bescherte.
Damit wurde seit dem Aufstieg 2019 zugleich eine neue Bestmarke nach der Hinrunde erzielt, in der vergangenen Spielzeit reichten 31 Punkte allerdings schon zu Platz drei. Wohl auch deshalb blickte Trainer Neidhart mit gemischten Gefühlen auf diese Statistik des Tabellensechsten und ordnete das Erreichte als „nicht okay“ ein, „weil wir gefühlt eine zu lange Durststrecke mit diesem ewigen Auf und Ab hatten. Deshalb fühlt sich das nicht so richtig gut an“, bilanzierte der 54-Jährige die erste Halbserie, machte aber einen deutlichen Aufwärtstrend fest. „Den gilt es, nun weiter zu bestätigen“, sagte Neidhart mit Blick auf die nächste Partie bei Viktoria Köln. Und auswärts vor dem Gästeblock mit den eigenen Fans feiern zu können - daran könnten sich die Waldhof-Profis nach der Premiere in Duisburg sicher gewöhnen.
Das nächste Spiel: FC Viktoria Köln gegen SV Waldhof Mannheim (Sonntag, 29. Januar, 13 Uhr). Alle Spiele der 3. Liga live bei MagentaSport.
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