Mannheim. Die Tage an Weihnachten und rund um den Jahreswechsel gehören normalerweise der Familie, doch Profi-Sportler müssen da öfter mal Abstriche machen. Auch Bentley Baxter Bahn ist da keine Ausnahme. „Gefühlt war ich da nur an Heiligabend durchgehend zu Hause“, blickt der Mittelfeldspieler des SV Waldhof an die Feiertage 2022 zurück, an denen seine Frau und der kleine Sohn oft auf Papa Bahn verzichten mussten. Allerdings hatte das weniger mit dem Spielplan oder der Wintervorbereitung zu tun, sondern der im Mannschaftskreis nur „Bax“ gerufene Kicker hatte ganz andere Sorgen: Nach seinem Bänderriss Mitte Dezember wollte Bahn unbedingt zum Rückrundenstart gegen 1860 München wieder dabei sein – was ihm am vergangenen Wochenende beim 3:1 dann auch mit einer mehr als soliden Leistung gelang.
Schon direkt nach dem Malheur am 14. Dezember, als er bei Minusgraden auf dem Kunstrasen am Alsenweg im Zweikampf einem Mitspieler auf den Fuß getreten war, hatte Bahn nur ein Ziel: Zum Rückrundenstart wieder fit zu sein. Auch Trainer Christian Neidhart hat die Szene noch genau vor Augen.
„Der war erstmal total auf 180“, erinnert sich der SVW-Coach mit einem Schmunzeln, dass es da zunächst sehr emotional zuging. „Der wollte alle töten, die ihm in den Weg kamen“, sagt Neidhart, Bahn bestätigt das. „Ja, da bin ich manchmal in meiner eigenen Welt und habe mit den Schmerzen im Fuß wohl erstmal alle durchbeleidigt“, lacht der SVW-Profi heute mit dem nötigen Abstand. „Er hat aber auch sofort gefragt, wie lange das mit einem Bänderriss dauert und hatte gleich diesen Fokus 1860. Und das hat er dann auch vorbildlich durchgezogen“, sagt Neidhart anerkennend.
Normalerweise dürfen bei einem doppelten Bänderriss vier Wochen Pause eingerechnet werden, dass die eine oder andere Woche noch oben drauf kommt, ist keine Seltenheit. Doch der 30-Jährige meldete sich zum Neustart gegen die Löwen bereits nach dreieinhalb Wochen zurück – und das sofort für die Startelf, nachdem er erst vier Tage zuvor wieder voll ins Mannschaftstraining eingestiegen war. Für Außenstehende war das vielleicht etwas überraschend, für Bahn aber die Erfüllung eines Plans, den er unnachgiebig und diszipliniert verfolgte.
„Habe alles gemacht, was ging“
„Ich habe alles gemacht, was ging. Viel Behandlung, viel Krafttraining oder viel auf dem Heimtrainer, damit ich keine Fitness verliere – und dann konnte ich auch relativ zeitig wieder laufen“, berichtet Bahn und schickt auch einen Dank an Waldhof-Physio Cedric Schmidt. „Der hat ebenfalls viel von seiner Freizeit geopfert, wir waren da fast täglich dran“, sagt der 30-Jährige. „Das braucht jetzt noch ein bisschen, bis es komplett schmerzfrei ist, aber ich hatte Glück, dass es jetzt so optimal gelaufen ist“, blickt Bahn auf seine bislang erst zweite Verletzung zurück, nachdem er in seiner Karriere zuvor „nur“ einen Schlüsselbeinbruch zu verzeichnen hatte.
Für Trainer Neidhart stand dagegen außer Frage, dass er schnellstmöglich auf den erfahrenen Mittelfeldmann zurückgreifen würde – auch wenn dieser im Mannschaftstraining zunächst außen vor war und auch kein Testspiel mitmachen konnte. „Aber wir wussten, dass er brennt, wenn er fit ist. Von seiner Verletzung hat man dann auch relativ wenig gesehen. Das hat uns geholfen“, blickt Neidhart auf den Auftaktsieg, bei dem Bahn gemeinsam mit Fridolin Wagner das defensive Zentrum im 4-4-2-System bildete. Eine Rolle, die für den eher offensiv ausgerichteten Hamburger etwas ungewohnt ist. „Ich habe diesen tiefen Sechser jetzt noch nicht so oft gespielt, aber ich denke, das klappt momentan ganz gut. Ich fühle mich da jedenfalls sehr wohl“, sagt Bahn, der am Montag (19 Uhr) auch beim MSV Duisburg gesetzt sein dürfte.
Dort gilt es, die Leistung aus dem Spiel gegen die Münchner Löwen zu bestätigen. „Neben dem Spielerischen, was echt vernünftig war, waren wir da auch griffig in den Zweikämpfen. Wir haben damit jetzt mal eine Benchmark gesetzt, und da wollen wir jetzt versuchen, immer wieder dranzukommen“, sagt Bahn, der die Partie beim MSV als „echtes Brett“ bezeichnet. Doch wie beharrlich „Bax“ Bahn dicke Bretter bohren und Widerstände aushalten kann, hat er nicht zuletzt in den vergangenen dreieinhalb Wochen bewiesen.
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