Mannheim. Dass der Profi-Fußball ein schnelllebiges Geschäft sei, ist eine uralte Floskel. Die Leistungsdichte in der 3. Liga gibt der bekannten Binsenwahrheit aber immer wieder eine ganz besondere Dynamik, was auch die Verantwortlichen des SV Waldhof sicher unterschreiben würden.
Schließlich gingen die Mannheimer als Achter mit sieben Punkten Rückstand auf Platz zwei in die Winterpause - nach dem 3:2 (1:0)-Erfolg gegen den FC Ingolstadt vom Mittwochabend sind die Jäger Mitte März nun aber plötzlich die Gejagten: Als Dritter mit 48 Punkten sind die Blau-Schwarzen inzwischen der erste Verfolger von Spitzenreiter SV Elversberg - immer vor dem Hintergrund das der zweitplatzierte SC Freiburg II zumindest mit Blick auf die Aufstiegsregelung außer Konkurrenz spielt.
Bei Trainer Christian Neidhart löste das fast schon ein bisschen gemischte Gefühle aus. „In der Rolle des Verfolgers wäre ich gerne noch ein bisschen geblieben“, sagte der 54-Jährige mit einem Schmunzeln und fühlte sich im Windschatten offenbar nicht ganz unwohl. Wer aber wie der SVW eine Erfolgsserie mit zuletzt drei Siegen am Stück hinlegt, während sich die Konkurrenz - und hier vor allem der SV Wehen Wiesbaden - eine Schwächephase erlaubt, macht eben zwangsläufig die letztlich ja auch erhofften Sprünge nach oben.
Die Tabelle schnell gedreht
„Wir waren über weite Strecken ganz weit weg von allen. Vor Wochen hatte ich noch gedacht, Wiesbaden wird schwer einzuholen sein, Elversberg ist sowieso ganz weit weg - und auf einmal dreht sich die Tabelle ganz schnell in die andere Richtung“, blickte Neidhart nach dem hart erkämpften Erfolg gegen die „Schanzer“ auf die neue Konstellation, die zwar „in drei Wochen schon wieder ganz anders aussehen kann“, die er seiner Mannschaft aber auch gönnt: „Das haben sich die Jungs über stabile Leistungen auch erarbeitet. Wir sind total froh über diese Situation.“
Stolz und Freude waren dann auch die Gemütszustände die sich aus den Gesichtern der Waldhof-Profis ablesen ließen, wobei ein Realitätsverlust nicht zu befürchten ist. „Mit Reden hat schließlich noch keiner was geholt“, erklärte beispielsweise Doppelpacker Bentley Baxter Bahn seine Schweige-Geste nach dem 1:0 (32.), dem er später noch den Elfmeter zum 3:1 (88.) folgen ließ, der ebenso nach Vorentscheidung roch wie das zwischenzeitliche 2:0 durch Dominik Martinovic (54.).
Doch der SVW ließ Ingolstadt zwei Mal ins Spiel zurück, als Sturm-Kante Patrick Schmidt (56.) und ausgerechnet der Ex-Waldhöfer Valmir Sulejmani (90.) die Kiste noch einmal unnötig eng machten. Als „rotzeblöd“ stempelte Bahn diese Unaufmerksamkeiten ab, die dem Waldhof fast noch auf die Füße gefallen wären. Am Ende stand aber die Freude über die nächsten drei Punkte und die Lust auf den direkten Vergleich mit dem direkten Konkurrenten SV Wehen Wiesbaden am Samstag (14 Uhr) im Vordergrund.
Doppeltorschütze Bahn: „Haben jetzt mega-coole Spiele“
„Wir haben jetzt mega-coole Spiele vor uns in dieser engen Liga“, blickte Bahn auch schon auf die Vergleiche mit Osnabrück und Saarbrücken. „Deshalb ruhig bleiben, weiterarbeiten, frisch bleiben - und dann schauen wir mal weiter“, grinste der Hamburger, während Linksverteidiger Alexander Rossipal mit Blick auf die nächste Aufgabe ebenfalls die Lust auf mehr anzumerken war.
„Das war schon in der Hinrunde ein Duell auf Augenhöhe“, blickte der Außenverteidiger auf den knappen 1:0-Erfolg im September zurück, dem gerne ein weiterer folgen darf: „Wir sind gut drauf, wir wollen die Englische Woche vergolden - das ist unser Ziel. Jetzt haben wir eine gute Ausgangsposition, müssen aber geduldig bleiben.“
Einen Wermutstropfen gab es am Mittwochabend
Was weiter Mut macht, ist die Tatsache, dass Berkan Taz mit zwei Vorlagen endlich unter Beweis stellte, dem SVW in der entscheidenden Saisonphase weiterhelfen zu können und auch Angreifer Dominik Martinovic meldete sich mit seinem neunten Treffer aus seiner Erkältungspause zurück. „Ich konnte noch nicht über 90 Minuten gehen, aber wichtig ist, dass ich der Mannschaft helfen konnte“, freute sich der Angreifer über seinen Treffer. „Vor ein paar Wochen hat man uns noch Vorwürfe gemacht, dass wir um Platz sieben und acht spielen. Jetzt gehen wir zum Spitzenspiel nach Wiesbaden“, war dem 25-Jährigen ein Stück Genugtuung anzumerken.
Wermutstropfen an diesem Abend war lediglich der erneut miserable Zustand des Rasens, der so stumpf und lose auf den Untergrund lag, dass er Martinovic sogar beim Jubeln fast zum Verhängnis wurde. Seine Rutschpartie auf den Knien Richtung Fan-Block wurde jäh gestoppt. „Da habe ich mich ziemlich blamiert“, nahm es der Torschütze mit Humor, die Ursache für den Slapstick-Auftritt änderte das aber nicht. „Der Platz war eine Katastrophe“, sprach der Stürmer aus, was für alle zu sehen war. Während die Mannschaft Aufstiegstauglichkeit unter Beweis stellte, gibt es im Umfeld also noch jede Menge Arbeit.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Momentum im Aufstiegsrennen liegt beim SVW