Mannheim. Es ist eine alte Lebensweisheit, die nicht nur in der Welt des Sports universelle Gültigkeit besitzt: Ergreife die Chance, wenn sie sich dir bietet. Der SV Waldhof hat sich mit dem 3:2-Sieg gegen den FC Ingolstadt elf Spieltage vor Saisonende auf einen direkten Aufstiegsplatz katapultiert – eine furiose Entwicklung, mit der noch zur Winterpause nur die kühnsten Optimisten gerechnet hätten.
Doch aus einer launigen Mannschaft, die auswärts fast kein Bein auf den Boden bekam, hat Trainer Christian Neidhart im neuen Jahr ein stabiles Team geformt, das den Sieben-Punkte-Rückstand auf den ersten direkten Aufstiegsplatz aufgeholt – und sich kurz vor der heißen Phase dieser Saison in eine herausragende Ausgangsposition gebracht hat. Der SVW hat das Ticket für die 2. Liga in der eigenen Hand. Das ist unabhängig vom Ausgang des Aufstiegsrennens ein beachtlicher Erfolg für Trainer Neidhart, der bei aller (teils auch berechtigten) Kritik in den schwierigeren Phasen der Vorrunde immer Ruhe ausgestrahlt hat, um dann in der langen Winter-Vorbereitung offensichtlich die passenden Lösungen für konstantere Leistungen zu finden. Seitdem stimmt nicht nur die Ausbeute, sondern auch der Erlebniswert der Spiele.
In zehn Liga-Partien 2023 haben die Kurpfälzer einen Punkteschnitt von 2,2 geholt und nur zweimal verloren. Das ist aufstiegsreif. Genau wie die fulminante, rekordverdächtige Heimbilanz: Im Carl-Benz-Stadion hat der Waldhof 37 von 42 möglichen Punkten geholt. Dieser Nimbus ist die Basis dafür, dass der Aufstieg realistisch geworden ist.
Nachteil Torverhältnis
Der Trend oder das Momentum, wie es Neudeutsch heißt, sprechen derzeit für den SVW. Nun gilt es, aus diesem Flow im Endspurt das Maximum zu machen. Und das wäre die Rückkehr in die 2. Liga nach 20 Jahren.
Die Chancen auf diesen Coup sind so groß wie nie seit dem blau-schwarzen Comeback im Profifußball 2019. Aber es wird ein enges, wahrscheinlich dramatisches Rennen bis zum letzten Spieltag bleiben. Der Mannheimer Vorsprung auf die Verfolger fällt allenfalls hauchzart aus.
Nur einen Punkt hat der Waldhof als faktischer Tabellenzweiter (Freiburg II darf ja nicht aufsteigen) mehr als Dresden, Osnabrück und Wiesbaden, gerade einmal drei Zähler Vorsprung auf den Siebten Saarbrücken. Außerdem weist der SVW das wesentlich schlechtere Torverhältnis im Vergleich zu all diesen Konkurrenten auf, was bedeutet, dass die Mannheimer in jedem Fall mindestens einen Punkt mehr aufs Konto schaufeln müssen als die anderen. Ein Nachteil.
Als wäre diese Krimi-Konstellation mit fünf aussichtsreichen Kandidaten auf zwei vakante Plätze hinter Spitzenreiter Elversberg nicht schon spannend genug, treibt der Spielplan die Brisanz im Schlussspurt auf den Höhepunkt. Der SV Waldhof trifft im März und April auf alle direkten Konkurrenten. Ein Top-Spiel jagt das nächste.
Die Wochen der Wahrheit stehen bevor, beginnend mit dem Duell beim SV Wehen Wiesbaden am Samstag. Es ist die entscheidende Phase der Saison, in der die Mannheimer final beweisen müssen, ob sie die Reife und Klasse für den Zweitliga-Aufstieg besitzen. Spätestens am 27. Mai werden wir wissen, ob der SV Waldhof die große Chance ergriffen hat.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Das Momentum im Aufstiegsrennen liegt beim SVW
Der SV Waldhof hat sich mit dem Sieg gegen den FC Ingolstadt auf einen direkten Aufstiegsplatz katapultiert. Die mögliche Rückkehr in die 2. Liga nach 20 Jahren wirkt plötzlich sehr realistisch, so Alexander Müller