Fußball

Ex-Waldhof-Trainer Patrick Glöckner am Steuerrad der Hansa-Kogge

Das Warten hat sich gelohnt. Nachdem sich letzten Sommer die Wege zwischen ihm und dem SV Waldhof getrennt hatten, ist Patrick Glöckner nun in der 2. Liga angekommen - und will mit Rostock dort auch bleiben

Von 
Thorsten Hof
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Seit Montag steht Patrick Glöckner mit seinen Profis des FC Hansa Rostock wieder auf dem Platz und will noch einige Dinge erarbeiten. © Danny Gohlke

Rostock/Mannheim. Dass der Wind im Norden ab und zu ein bisschen rauer weht, kennt Patrick Glöckner aus seiner Zeit als Co-Trainer beim FC St. Pauli. Doch nun hat es den ehemaligen Coach des SV Waldhof bekanntermaßen noch etwas näher an die norddeutsche Küste verschlagen: Seit Anfang November ist der 46-jährige Cheftrainer des Zweitligisten FC Hansa Rostock. Doch viel Zeit, die Meeresbrise an der Ostsee zu genießen, hatte Glöckner bislang nicht. Nach seinem Amtsantritt stand schließlich unmittelbar eine englische Woche an. „Das waren sehr intensive Tage“, denkt Glöckner zurück. Seinen Kader schickte er wegen der WM-Pause danach aber gleich wieder in den Urlaub.

Mit im Reisegepäck hatten die Hansa-Profis vier Punkte unter der Regie Glöckners, die den Blick auf die Tabelle wieder etwas entspannter gestaltete. Für Glöckner selbst war es ebenfalls ein Einstand nach Maß – auch wenn das 1:1 gegen Nürnberg erst spät fiel und der darauffolgende Sieg in Braunschweig etwas glücklich zustande kam. Entsprechend ist der Coach von Übermut weit entfernt und verweist auf die nackten Zahlen: Nur vier Zähler bis zum Relegationsplatz, nur fünf Punkte Vorsprung vor Schlusslicht SV Sandhausen. „Die 2. Liga hat derzeit kein richtiges Mittelfeld. Das sieht gut aus für uns, ist aber gefährlich“, sagt der Coach des FC Hansa, der als Neunter eine Gruppe von gleich zehn Mannschaften anführt, die eng zusammenliegen und alle erst einmal nach unten schauen.

Mit guter Laune in den Urlaub

Auch deshalb hätte Glöckner gerne weiter gemacht und den jüngsten Schwung mitgenommen. „Wir haben die Punktzahl mitgenommen, die wir uns erhofft haben. Manchmal ist es nicht schlecht, wenn man ins kalte Wasser geworfen wird und wir haben ja auch gleich die richtigen Stellschrauben gefunden. Da haben die Jungs super mitgezogen“, blickt der Frankfurter im Gespräch mit dieser Redaktion auf seinen Einstand und war vor allem froh, dass sein Team mit guter Laune in den dreiwöchigen Urlaub gefahren ist.

„Das ist ganz wichtig in so einer Pause – damit der Kopf nicht ständig anfängt zu rattern und zu arbeiten“, betont Glöckner, der zu Hause in Frankfurt ebenfalls etwas abschalten konnte, seine Mannschaft nun am Montag aber wieder auf dem Trainingsplatz versammelte und sich auf die Rückkehr in die Hansestadt freute.
„Das, was ich in der ersten kurzen Zeit dort kennenlernen durfte, hat mir sehr gefallen“, spricht Glöckner von einem herzlichen Empfang in Mecklenburg und einem zugleich „innovativen und dynamischen“ Team auf der Hansa-Kogge. „Was da passiert in der Maschinerie, in und um den Verein – das ist schon großes Kino“, sagt der Ex-Profi mit Blick auf die Infrastruktur, das professionelle Umfeld und die Fan-Basis.

Für Glöckner hat sich das Warten also gelohnt, nachdem sich im vergangenen Sommer die Wege zwischen ihm und dem SV Waldhof getrennt hatten. Danach war der Coach, der den Mannheimer Drittligisten zuletzt auf Platz acht (2021) und Rang fünf (2022) geführt hatte, bei fast jedem Club im Gespräch, der einen neuen Trainer suchte.

So wurde sein Name in Dresden oder Osnabrück gehandelt und dem Vernehmen nach war er vor allem bei Waldhof-Konkurrent Saarbrücken ein ganz heißer Kandidat. Da sein eigentliches Ziel aber die 2. Liga war, lag Glöckner goldrichtig damit, sich noch etwas in Geduld zu üben. Und als Hansa Rostock dann Jens Härtel freistellte, schlug nur einen Tag später die Stunde des gebürtigen Bonners, der diese Chance gerne ergriff und aus gemeinsamen Mannheimer Zeiten noch „Co“ Nicolas Masetzky mit nach Rostock brachte. Auch der 33-Jährige erhielt wie sein Chef einen Vertrag bis Saisonende, der sich beim Klassenerhalt automatisch verlängern würde.

„Er ist ein cooler Typ“

Die Hansa-Kogge auf Kurs zu halten, ist demnach das vorrangige Ziel, das für Glöckner gleichbedeutend damit wäre, die Bewährungsprobe bei seiner ersten Station in der 2. Liga gemeistert zu haben. „Das war das, worauf ich hingearbeitet habe und deshalb bin ich froh, diesen Einstieg bekommen zu haben“, sagt der Fußball-Lehrer. Der neue Hansa-Coach blickt aber auch schon weiter. Es geht darum, etwas zu entwickeln“, erklärte Glöckner zuletzt bei „Sport1“. Sollte Hansa nach dem Neustart am 28. Januar in Heidenheim weiter in ruhigeres Fahrwasser kommen, wären die Voraussetzungen dafür geschaffen.

Bei den Spielern kam der Ex-Waldhof-Coach auf jeden Fall schon einmal gut an. „Er ist ein cooler Typ und strahlt Ruhe aus“, sagte etwa Hansa-Profi John Verhoek nach Glöckners Einstand gegen Nürnberg. Dass mit Nico Neidhart auch der Sohn von Christian Neidhart und damit seines Nachfolgers in Mannheim im FC-Kader steht, darf sicher als eine weitere kuriose Randnotiz des Profi-Geschäfts abgeheftet werden, ansonsten steht statt alter Waldhof-Reminiszenzen nun aber ganz die neue Aufgabe bei Hansa Rostock im Fokus.

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„Klar, schaut man noch drauf, das ist ja auch immer eine interessante Liga – aber eher auf die Ergebnisse“, sagt Glöckner mit Blick auf die zwei Jahre bei den Blau-Schwarzen. Er dürfte ebenfalls festgestellt haben, was kein Geheimnis ist: Angesichts der extremen Heim- und Auswärtsbilanzen fehlt es dem Waldhof bisher schlichtweg an Konstanz, um ganz oben angreifen zu können. „Dann fehlen dir Punkte, aber das ist ja in jeder Liga das Gleiche“, sagt Glöckner, ohne die Materie weiter zu vertiefen. Rostock geht vor.

Spätestens im bevorstehenden Trainingslager (5. bis 15. Januar) dürfte sich der 46-Jährige aber nochmals an den SV Waldhof erinnert fühlen: Dann geht es wie im Vorjahr mit den Mannheimern nach Belek, wo der Wind sicher weniger rau als in Hamburg oder an der Ostsee weht.

Redaktion Sportredakteur, Schwerpunkte SV Waldhof, Rhein-Neckar Löwen.

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