Mannheim. Die Ultras Mannheim haben sich vor dem Drittliga-Spiel des SV Waldhof gegen Dynamo Dresden am Samstag mit einem Brandbrief zu Wort gemeldet – und dabei Präsident Bernd Beetz und Aufsichtsratschef Christian Beetz für die Entwicklungen in den vergangenen Jahren scharf kritisiert. „Egal wie diese Saison endet, halten wir es für unabdingbar, gewisse Themen kritisch aufzuarbeiten. Die Familie Beetz muss sich ernsthaft Gedanken machen, wie es in Zukunft mit diesem Verein weitergehen soll“, schreiben die organisierten Fans. „Innerhalb weniger Jahre wurde so gut wie jede sportliche Aussicht zunichtegemacht, die man sich mit dem Aufstieg vor einigen Jahren erarbeitet hat. Das lange Festhalten an Kompp, der ein toxisches Klima im Verein schuf, Sponsoren vergraulte und den Architekten des Erfolgs – Jochen Kientz – feuerte, war der erste strategische Fehler. Der zweite, dass Bernd Beetz offenbar dachte, er könne gemeinsam mit seinem Sohn Christian einen Verein im Profifußball nach Gutsherrenart führen und wir deshalb seit Jahren von einer Fehlbesetzung zur nächsten stolpern.“
Den Ultras ein Dorn im Auge sind unter anderem das Agieren der Vereinsspitze in der Stadionfrage, das weiterhin nicht umgesetzte Nachwuchsleistungszentrum am Alsenweg – und die kolportierte Einflussnahme von Aufsichtsratschef Christian Beetz auf das Tagesgeschäft. „So oder so, die operativen Eingriffe der vergangenen Jahre trugen nicht nur zu finanziellen Belastungen bei, sondern auch zu einer sportlichen Talfahrt“, heißt es. „Ein erster Schritt wäre aus unserer Sicht eine Rückbesinnung des Aufsichtsrates auf seine Kernkompetenz – Kontrolle und Absegnung von Personalentscheidungen sowie Freigabe von Budgets. Hierzu gehört auch, dass Christian Beetz nicht einfach irgendwelche sportlichen Entscheidungen trifft, für die er aus unserer Sicht gar nicht beauftragt ist.“ Es bedürfe eines „eines grundsätzlichen Sinneswandels bei der Familie Beetz über ihren Einfluss auf das operative Geschäft“.
„Sportliche Expertise“ im Aufsichtsrat gefordert
Eine Forderung der Ultras lautet, künftig „sportliche Expertise“ in den Aufsichtsrat der Spielbetriebs-GmbH einzubinden. „Es bedarf nach der Saison einer schonungslosen Bestandsaufnahme, wo der SV Waldhof in der aktuellen Situation sportlich, finanziell und infrastrukturell steht und wie man sich in den kommenden Jahren stabilisieren möchte. Wir fordern daher Kontinuität mit sportlichem Konzept, nachhaltige Jugendarbeit sowie offene und ehrliche Kommunikation mit Fans und Mitgliedern. An erster Stelle sollten die vorhandenen Strukturen und Entscheidungsprozesse im Aufsichtsrat endlich hinterfragt werden“, schreibt die größte Fangruppierung. Es stelle sich die Frage, „ob kritische Mitsprache im Aufsichtsrat seitens der Herren Beetz überhaupt gewünscht ist. Denn bei ihnen gilt ganz offensichtlich: Wer zahlt, der bestimmt“.
Fragen wirft aus Sicht der Ultras auch die Personalie Thorsten Weck auf. Der Düsseldorfer Spielerberater soll seit kurzem als sportlicher Berater der Familie Beetz fungieren und zeigte sich zuletzt beim Spiel in Cottbus an der Seite von Präsident Bernd Beetz. „Hier sollten bei jedem Anhänger unseres Vereins die Alarmglocken schrillen. Denn es ist überhaupt nicht klar, welche Ziele Weck mit seinem Engagement verfolgt und ob er unseren Verein womöglich lediglich als Vermarktungsplattform für Spieler aus seinem Netzwerk nutzen möchte. Darüber hinaus entzieht sich Weck der Kontrolle durch die Geschäftsführung und den Aufsichtsrat dadurch, dass er in keinem offiziellen Arbeitsverhältnis mit der SV Waldhof Mannheim 07 Spielbetriebs GmbH steht“, kritisieren die organisierten Fans.
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