Rhein-Neckar. Dieser Start hat es für die Bundesliga-Handballer der Rhein-Neckar Löwen in sich. Der deutsche Pokalsieger fordert am Mittwoch (19 Uhr) in Düsseldorf im prestigeträchtigen Supercup den Meister THW Kiel heraus. Am Samstag folgt bereits bei Vardar Skopje das Qualifikations-Hinspiel zur Gruppenphase der European League. Vor dem ersten Anwurf stellen wir fünf Thesen zu den Mannheimern auf.
These 1: Die Löwen waren zwar erfolgreich, haben aber trotzdem ihre Lehren aus der vergangenen Saison gezogen
Rang fünf in der Bundesliga, dazu der Pokalsieg. Das war mehr, als man erwarten durfte. Trotzdem ruhte sich der Club darauf nicht aus, sondern entwickelte die Mannschaft weiter. In der zurückliegenden Spielzeit war der Kader schon sehr dünn besetzt, auf Formkrisen oder verletzungsbedingte Ausfälle konnte Trainer Sebastian Hinze teilweise gar nicht oder keinesfalls adäquat reagieren. Es fehlte nicht nur an Qualität, sondern auch an Quantität.
Nun ist der Kader deutlich breiter besetzt, gerade im Rückraum und im Abwehrzentrum bieten sich mehr Varianten an. „Genau das war unser Ziel, nachdem es gerade im Innenblock in der vergangenen Saison zeitweise ein wenig eng war“, freut sich Hinze über mehr Auswahl.
These 2: Für die Champions League reicht es noch nicht
Ja, der Kader ist in der Breite besser geworden. So weit. So gut. Doch er hat auch Qualität verloren. Der Abschied von Albin Lagergren wiegt schwerer, als manch einer jetzt vermutet. Der Schwede war einer der Schlüsselspieler der vergangenen Saison. Außerdem: Qualitativ sind der THW Kiel, der SC Magdeburg, die Füchse Berlin und die SG Flensburg-Handewitt besser besetzt als die Löwen.
„Wenn man sieht, welche Spieler diese Vereine haben und welche sie dann noch verpflichten, dann ist das ein Unterschied zu uns. Diese Clubs können sich eine andere Transferpolitik leisten“, sagt Kapitän Patrick Groetzki.
These 3: Lust statt Last - Die Löwen begeistern sich für die European League und damit auch ihre Fans
Es gab mal eine Zeit, da standen internationale Begegnungen bei den Löwen nicht allzu hoch im Kurs. Wofür es durchaus Gründe gab. In der Champions League qualifizierten sich stets sechs von acht Mannschaften aus einer Gruppe für die nächste Runde. Da bot es sich an, Personal zu schonen, das dringend ausgeruht für das Ziel Bundesliga-Meisterschaft gebraucht wurde. Nun haben sich die Voraussetzungen geändert.
Die Löwen werden wohl nicht um Platz eins in der Liga spielen. In der European League gehören sie hingegen zu den Titelkandidaten, der Wettbewerb ist außerdem sowohl mit Blick auf die Gegner als auch auf den Modus attraktiv. Schon in der Qualifikation gegen Vardar Skopje geht es richtig zur Sache. Sollten sich die Löwen gegen die Nordmazedonier durchsetzen, bekämen sie es in der Gruppe anschließend mit dem französischen Topclub HBC Nantes, dem schwedischen Meister IFK Kristianstad und Benfica Lissabon, European-League-Sieger von 2022, zu tun. „Das klingt von den Namen ein bisschen nach Champions League“, sagt Trainer Hinze. Er hat recht.
Im Gegensatz zur Königsklasse ist das Weiterkommen aber schwieriger. Nur zwei von vier Teams ziehen in die nächste Runde ein.
These 4: Es wird eine der wichtigsten Aufgaben sein, das Torwartthema gut zu moderieren
Mikael Appelgren, Joel Birlehm und David Späth. Jeder aus diesem Trio ist ein sehr guter Torwart und maximal ehrgeizig. Appelgren will mit der schwedischen Nationalmannschaft zur EM im Januar, Birlehm und Späth mit der Auswahl des Deutschen Handballbundes. Die drei Torhüter versichern glaubwürdig, dass sie sich gut verstehen und fair miteinander umgehen. Es gibt auch keinen Grund, daran zu zweifeln. Bereits in der vergangenen Saison zeigten sie das.
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Allerdings hat sich die Rolle von Späth verändert. Nach seinen teils überragenden Leistungen geht der Junioren-Weltmeister nicht mehr als klassischer Herausforderer in die Saison, sondern mit berechtigten Ambitionen auf viel Spielzeit.
„Wenn alle gesund und topfit sind, wird es auch Unzufriedenheit geben. Das brauchen wir nicht wegzudiskutieren. Wichtig ist, dass wir eine offene Kommunikation und Vertrauen untereinander haben“, sagt Hinze. Klar ist: Erreichen die Löwen die Gruppenphase der European League, gibt es ausreichend Einsatzmöglichkeiten für alle.
These 5: Das Vertrauen in die Jugend zahlt sich aus
Führungsfigur und Clubikone Uwe Gensheimer wird noch monatelang verletzt fehlen. Das Vertrauen auf der Linksaußenposition erhalten Lion Zacharias (20 Jahre) und David Móré (19 Jahre). Beide zeigten bereits, dass sie das Zeug für eine Profikarriere haben. Zacharias bekam in der vergangenen Saison viel Einsatzzeit beim Zweitligisten Eulen Ludwigshafen, Móré wurde bei der U-18-EM im vergangenen Jahr ins All-Star-Team berufen. Das Duo bekommt große Unterstützung von Gensheimer. „Uwe gibt uns Tipps, wir hören ihn praktisch immer“, sagt Zacharias.
Kapitän Groetzki begrüßt das Vertrauen in den Nachwuchs: „Man kann Talente im eigenen Verein nur zu Topspielern entwickeln, wenn man sie auch mal ins kalte Wasser wirft.“
Gensheimer und er haben selbst bei den Löwen diese Erfahrung gemacht. Nun folgt die nächste Generation.
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Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Für die Löwen wäre Stillstand ein Fortschritt