Mannheim. Wenn man die Aussichten der Rhein-Neckar Löwen für die nächste Saison in der Handball-Bundesliga (HBL) diskutieren möchte, gibt es eine ganz allgemeine und eine spezielle Perspektive. Nur so ist es möglich, sich ein schlüssiges Gesamtbild zu verschaffen.
Zum Blick aufs große Ganze gehört die Betrachtung der Konkurrenz. Und bei eben dieser fällt auf, dass die HBL ihrem Ruf als stärkster Liga der Welt einmal mehr gerecht wird. Vielleicht sogar so sehr wie schon lange nicht mehr. Der THW Kiel gewann zuletzt die Meisterschaft, die Löwen den Pokal. Der SC Magdeburg triumphierte in der Champions League, die Füchse Berlin standen in der European League ganz oben. Vier unterschiedliche Sieger in den vier wichtigsten Vereinswettbewerben. Bedeutet: Die Bundesliga dominiert Europa – und im Inland herrscht entsprechend ein immenser Leistungsdruck im Kampf um die Krönung.
Nicht rein zufällig spielten in der vergangenen Saison mit den vier genannten Teams und dazu der SG Flensburg-Handewitt gleich fünf Clubs lange um die Meisterschaft. Im März waren die Löwen noch Spitzenreiter, ehe sie abreißen lassen mussten – und mit dem Pokalsieg dann doch noch ein fettes Ausrufezeichen setzten.
Keine Frage: Die zurückliegenden Monate zeigten eindrucksvoll, wie ausgeglichen diese Liga und wie schwer es deswegen ist, diese Meisterschaft zu gewinnen. Die Löwen agierten eine lange Zeit am Optimum, phasenweise sogar über ihren Möglichkeiten – und trotzdem blieben sie als Fünfter hinter dem an der Spitze etablierten Quartett. Was auf keinen Fall eine Enttäuschung war. Im Gegenteil: Die Mannheimer spielten dank des Pokalsiegs sogar eine Saison für die Geschichtsbücher. Gleichzeitig wurde jedoch sehr deutlich, wie wahnsinnig schwierig es ist, über 34 Spieltage in die Phalanx der großen Vier einzudringen.
Der Unterschied zur Spitze
Diesen Plan verfolgen die Löwen zwar nach wie vor. Aber ob dieses Vorhaben schon in der neuen Saison gelingt? Fraglich. Es wäre ein Erfolg, den fünften Platz zu bestätigen und damit den rein tabellarischen Stillstand als Fortschritt hinzunehmen. Denn wenn man sich die Kader der Konkurrenten oder deren Transferaktivitäten ansieht, gibt es einen kleinen, hier und da sogar einen etwas größeren Unterschied. Weltstars wie Domagoj Duvnjak und Mathias Gidsel spielen in Kiel und Berlin, europaweit begehrte Spieler wie Felix Claar, Simon Pytlick und Lukas Jørgensen wechselten in diesem Sommer nach Magdeburg und Flensburg. Aber (noch) nicht nach Mannheim.
Dort hat Trainer Sebastian Hinze allerdings eine spannende Mannschaft zusammengestellt. Es ist ein Team mit Perspektive. Man denke an Junioren-Weltmeister David Späth. Oder an Spielmacher Juri Knorr, der schon jetzt das Gesicht der deutschen Nationalmannschaft ist. Die Badener gewannen durch die Transfers zudem an Qualität in der Breite, womit ein Schwachpunkt beseitigt wurde.
Aufstrebende Skandinavier ergänzen den Kader, machen ihn variabler, vielleicht sogar unberechenbarer. Gewiss: Profis wie Gustav Davidsson oder Steven Plucnar kennen bislang nur wenige. Aber all diese Spieler wollen sich einen Namen machen. Das sind nicht die schlechtesten Voraussetzungen.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/meinung/kommentare_artikel,-kommentar-fuer-die-loewen-waere-stillstand-ein-fortschritt-_arid,2117507.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/sport/vereine_artikel,-rhein-neckar-loewen-das-haben-die-loewen-in-der-neuen-saison-vor-_arid,2117508.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.dehttps://www.mannheimer-morgen.de/vereine_verein,_vereinid,2.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Für die Löwen wäre Stillstand ein Fortschritt
In der neuen Saison geht es für die Handballer der Rhein-Neckar Löwen darum, die positive Entwicklung zu bestätigen. Für die Champions League reicht es noch nicht, meint Marc Stevermüer