Mannheim. Seinen 44. Geburtstag feierte Sebastian Hinze in der vergangenen Woche nicht nur - aber eben auch in der Trainingshalle der Rhein-Neckar Löwen in Kronau. Es gibt ja schließlich immer etwas zu tun. Weshalb ein Trainer praktisch nie Zeit hat. Und wenn doch, hat er vermutlich etwas falsch gemacht. Entsprechend bat Hinze seine Mannschaft zuletzt von Dienstag bis Freitag zu diversen Einheiten, wenngleich er nicht jeden seiner Profis begrüßen durfte. Mehr als ein halbes Dutzend Spieler des Handball-Bundesligisten weilten bei ihren Nationalteams und reisten durch Europa, zum Teil kehrten sie erst am Montag zurück. Und nun steht bereits am Mittwoch (19.05 Uhr) das Topspiel gegen den THW Kiel an. Die SAP Arena ist seit Wochen ausverkauft.
Letzter Liga-Sieg im März
„Die Rahmenbedingungen sind optimal. Und es ist ein klasse Zeichen an den Verein, dass der Ticketverkauf auch für die restlichen Spiele sehr gut läuft“, spürt Hinze eine Aufbruchstimmung, die schon seit Monaten andauert - und die durch den Pokalsieg zuletzt noch einmal dramatisch befeuert wurde. Keine Frage: Die Löwen sind wieder wer. Sie ziehen die Menschen an - und begeistern.
Das wollen sie auch gegen den Tabellenführer aus Kiel. „Wir haben die Lust, dieses Spiel zu gewinnen. Und wir haben den Plan, dieses Spiel zu gewinnen“, sagt Hinze durchaus selbstbewusst. Der gebürtige Wuppertaler schränkt allerdings ein, dass für einen Sieg eine „Topleistung“ notwendig sei: „Wir wissen, dass das möglich ist, dass wir an einzelnen Tagen solch einen Gegner bezwingen können.“ Gezeigt haben das die Löwen gerade erst beim Final Four um den DHB-Pokal, als sie die Favoriten SG Flensburg-Handewitt und SC Magdeburg bezwangen.
In der Liga unterlag der zweifache deutsche Meister zuletzt allerdings fünfmal nacheinander. Um das Ausmaß dieser Durststrecke zu verstehen, empfiehlt sich ein Blick auf die globale Nachrichtenlage in den vergangenen zwei Monaten. Ihr letztes Bundesligaspiel gewannen die Mannheimer vor der Oscarverleihung, in Deutschland liefen noch die Atomkraftwerke. Es galt sogar die Winterzeit. Am 2. März gelang ein 34:24 über die HSG Wetzlar. Das ist verdammt lange her.
Hinze nervt diese Negativserie, die nach dem Sprung an die Tabellenspitze und somit schon vor dem Pokalsieg einsetzte. Ihm ist aber ebenso bewusst, dass es seit dem Titel-Triumph in Köln nicht gerade einfacher geworden ist, noch einmal in die Spur zu finden. Denn die Löwen haben ihren Saisonhöhepunkt bereits hinter sich und mehr erreicht, als man vor der Runde zu träumen gewagt hatte. Entsprechend räumt der Trainer ein, hier und da im Training eine „mentale Müdigkeit“ zu spüren. Andererseits sieht der 44-Jährige die jetzige Situation auch als wichtige Durchgangsstation auf dem angestrebten und langfristig angelegten Weg in die absolute Bundesligaspitze.
„Wir haben noch sieben Spiele. Und es ist unser Job, diese mit Leidenschaft und Bereitschaft anzugehen“, sagt Hinze und spricht von einer „Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Denn wir wollen da hinkommen, dass wir über 34 Spieltage oben stehen und den Druck auf die anderen aufrecht erhalten. Wir müssen uns so entwickeln, dass wir für 34 Bundesligaspiele mental bereit sind. Daran können wir in den restlichen Partien in dieser Saison arbeiten.“ Und gerade die Duelle mit Kiel und anschließend gegen den Meister SC Magdeburg am 14. Mai seien dafür geeignete Aufgaben.
Bei den Löwen werden am Mittwoch Olle Forsell Schefvert und Jannik Kohlbacher wieder in den Kader zurückkehren, nachdem sie das Debakel bei den Füchsen Berlin krankheitsbedingt verpasst hatten. Auch Kapitän Patrick Groetzki, der beim desillusionierenden 24:38 in der Hauptstadt noch nicht voll belastbar war, ist wieder zu 100 Prozent fit. Neben den Rahmenbedingungen stimmen also auch die personellen Voraussetzungen, um den THW im Titelrennen „ein wenig ärgern zu können“, wie es Rechtsaußen Groetzki nennt.
THW in Topform
Allerdings befinden sich die Norddeutschen, die punktgleich mit Berlin an der Tabellenspitze stehen, in einer blendenden Verfassung. Als die Kieler zuletzt in der Liga eine Niederlage kassierten, waren die Oscargewinner noch nicht gekürt, in Deutschland liefen noch die Atomkraftwerke und es galt sogar die Winterzeit. Am 5. März setzte es ein 31:34 gegen den SC DHfK Leipzig. Danach verlor der THW nicht mehr.
„Das ist eine sehr starke Mannschaft, die momentan einen stabilen Eindruck hinterlässt“, sagt Hinze, der sein größtes Geschenk von seinem Team schon zehn Tage vor seinem Geburtstag mit dem Pokalsieg erhielt. Über ein nachträgliches Präsent am Mittwoch würde er sich aber trotzdem extrem freuen.
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