Mannheim. Die Emotionen kochten hoch. Auf den voll besetzten Rängen. Und auch auf dem Feld, wo noch dazu um jeden Zentimeter gerungen und um jeden Ball gekämpft wurde. Doch am Ende war der THW Kiel im Topspiel der Handball-Bundesliga nicht nur ein wenig besser, sondern vor allem cleverer. Die Norddeutschen bestraften am Mittwoch in der mit 13 200 Zuschauern ausverkauften Mannheimer SAP Arena eine Schwächephase der Badener vor dem Seitenwechsel und stehen nach dem 31:27 (15:11)-Sieg nun vor dem Gewinn der Meisterschaft. Denn Titelrivale Füchse Berlin verlor überraschend beim TVB Stuttgart.
„Das war noch nicht die Meisterschaft, aber ein großer Schritt in diese Richtung“, sagte THW-Star Hendrik Pekeler, der bis 2018 für die Badener spielte. Einer seiner Kollegen damals: Patrick Groetzki. Der Löwen-Kapitän ärgerte sich kurz nach dem Schlusspfiff: „Es war eigentlich ein Spiel auf Augenhöhe. Leider haben wir zu Beginn zu viel verworfen.“
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Birlehm (n.e.), Späth (ab 47. ...
Rhein-Neckar Löwen: Appelgren, Birlehm (n.e.), Späth (ab 47. Minute) – Gensheimer (1), Kohlbacher (2), Groetzki (3) – Nilsson (8), Knorr (4/2), Lagergren (1) – Forsell Schefvert (1), Gislason, Kirkeløkke (4), Horzen (n.e.), Helander (3), Michalski (n.e.), Timmermeister (n.e.).
Kiel: N. Landin, Krkva – Duvnjak, Sagosen (7), Reinkind (5), M. Landin (2), Øverby, Wiencek (4), Ekberg (3/1), Fraatz, Johansson (2), Dahmke (1), Zarabec (2), Wallinius, Bilyk (4), Pekeler (1).
Schiedsrichter: Brodback/Reich.
Zuschauer: 13 200 (ausverkauft).
Zeitstrafen: kein – Øverby, M. Landin (2).
Beste Spieler: Nilsson, Appelgren – N. Landin, Sagosen.
Das Duell der ersten neun Minuten hieß Uwe Gensheimer gegen den THW-Torwart Niklas Landin, das der dänische Weltklassekeeper klar für sich entschied. Dreimal blieb er der Sieger, entschärfte unter anderem einen Siebenmeter des Löwen. Und trotzdem zogen die Kieler in der Anfangsphase nicht davon, weil die Badener stark verteidigten. Im Mittelblock agierte erneut Jannik Kohlbacher neben Olle Forsell Schefvert, zusammen hatten sie bereits entscheidenden Anteil am Pokalsieg. Außerdem war auch Schlussmann Mikael Appelgren von Beginn an in der Partie, weshalb der zweifache deutsche Meister sogar zunächst mit 4:3 (10.) in Führung ging. Übrigens durch Gensheimer. Und zwar im Gegenstoß.
Ohnehin kamen die Löwen vorzugsweise über das Tempospiel zu ihren Treffern. Wenn der THW ungeordnet in der Deckung stand, fand die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze immer wieder Lücken in der Kieler Deckung. So auch bei Lukas Nilssons Tor zum 6:5 (13.). Danach mehrten sich aber wieder die technischen Fehler, die man bei den Mannheimern schon bei den vorangegangenen fünf Bundesliga-Niederlagen gesehen hatte.
Nilsson glänzt
Die Deckung hielt die Löwen jedoch in der Partie. Umso schmerzhafter war es dann, als Sander Sagosen bei angezeigtem Zeitspiel das 8:6 (16.) für die Norddeutschen erzielte. Dieser Treffer tat weh. Zeigte aber auch die Extraklasse des norwegischen Ausnahmespielers, der einfach mal ein Tor aus dem Nichts erzielen kann – und noch dazu von der Bank in die Begegnung kam.
Derartige Impulse hätten die Badener auch gebrauchen können, denn mit zunehmender Spieldauer mehrten sich die Probleme im Positionsangriff. Nach seinem vierten Fehlwurf – allerdings aus ganz spitzem Winkel – musste Gensheimer seinen Platz für Benjamin Helander räumen. Zuvor aber nutzten die Kieler den erneuten Ballbesitz, um auf 12:8 (22.) davonzuziehen. Danach verhinderte Keeper Appelgren sogar noch einen größeren Rückstand. Immerhin sorgte Niclas Kirkeløkke Sekunden vor dem Seitenwechsel mit seinem Tor dafür, dass es zur Pause beim Vier-Tore-Rückstand (11:15) blieb. Nach dem Seitenwechsel erwischten die Löwen einen richtig guten Start. Der achtfache Torschütze Lukas Nilsson schwang sich nun zum Anführer auf, erzielte sofort drei Treffer und brachte seine Mannschaft auf 16:18 (35.) heran. Gerne hätte man den Schweden in dieser Verfassung häufiger in seinen drei Löwen-Jahren gesehen, am Ende dieser Spielzeit verlässt er den Club bekanntlich und schließt sich dem dänischen Spitzenverein Aalborg an an.
Neben Nilsson war außerdem weiterhin Appelgren zur Stelle – und nach der nächsten Parade des Schweden verkürzte Kohlbacher tatsächlich auf 17:18 (39.). Die Explosion der Emotionen auf den Rängen beflügelte die Löwen, doch der THW blieb einfach ganz, ganz cool. Oder anders ausgedrückt: Die Norddeutschen traten mit der Aura eines Spitzenreiters und wohl auch künftigen Meisters auf. „Leider ist es uns nicht gelungen, den Ausgleich zu erzielen“, sagte Groetzki, der in dieser Phase an Landin scheiterte. Sein Kollege Juri Knorr verlor den Ball – und schon führte Kiel mit 23:19 (44.). Hinze musste etwas probieren – und erinnerte sich an den Coup mit Torwart David Späth beim Pokalsieg. Der 21-jährige Schlussmann rückte nach 47 Minuten zwischen die Pfosten, zeigte auch einige Paraden. Doch seine Kollegen verloren einfach zu oft den Ball.
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