Mannheim. Der Urlaub fiel diesmal aus. Normalerweise fährt Sebastian Hinze nach einer anstrengenden Saison in der Handball-Bundesliga mit seinem VW-Bus irgendwo hin. Doch diesmal führte ihn seine Reise nur in seine Heimatstadt Wuppertal. Der Trainer der Rhein-Neckar Löwen hatte einfach noch viel zu tun, analysierte vor allem die vergangene Saison. Und da seine Frau Patrycja in Nordrhein-Westfalen als Lehrerin arbeitet und an die Ferien gebunden ist, war ohnehin nicht an einen gemeinsamen Urlaub zu denken.
„Erholt bin ich trotzdem“, sagt der 45-Jährige vor dem Trainingsauftakt des zweifachen deutschen Meisters am Montag, Vor allem sprüht Hinze aber nur so vor Tatendrang. Weil die Mannschaft und er es „besser“ machen wollen als in der zurückliegenden Spielzeit, die nur mit Rang zwölf endete. Es war die schlechteste Platzierung seit dem Aufstieg 2005. Anschließend musste Geschäftsführerin Jennifer Kettemann gehen. Und Aufsichtsratschef Lars Lamadé stellte kurz darauf im Interview mit dieser Redaktion unmissverständlich klar, dass er in der neuen Saison bessere Leistungen von der Mannschaft erwarte. Was nun mal die Sache des Trainers sei, so Lamadé.
Hinze bleibt trotz Drucks entspannt und fokussiert
Von einem besonderen Druck will Hinze deshalb aber nichts wissen. Was man dem 45-Jährigen getrost abnehmen kann. Vor seinem Amtsantritt im Sommer 2022 sagte er, dass es nicht um ihn gehe, sondern ausschließlich um die Löwen. Er wiederholte das im Erfolgsfall, also nach Platz fünf und Pokalsieg im Frühling 2023. Und genau diesen Satz sagt der bodenständige Coach auch jetzt: „Es geht nicht um mich.“ Entsprechend habe sich für ihn auch „nichts verändert“, sagt der Trainer. Er sei „ganz entsannt“ und könne versprechen, „alles für den maximalen Erfolg zu tun.“ Er habe auch „große Lust“ darauf, mit seiner neu zusammengestellten Mannschaft zu arbeiten. Zumal er davon ausgeht, dass dieses Aufgebot „qualitativ stärker“ als die Mannschaft in der vergangenen Saison ist.
Das Problem: Bis Hinze mit seinem kompletten Kader arbeiten kann, wird es noch eine ganze Weile dauern. David Späth, Juri Knorr, Jannik Kohlbacher, Mikael Appelgren sowie die Neuzugänge Ivan Martinovic und Sebastian Heymann sind mit ihren Nationalmannschaften bei den Olympischen Spielen aktiv. David Móré und Magnus Grupe spielen am Wochenende noch bei der U20-EM. Mit den beiden Youngstern ist zwar zeitnah zu rechen, doch der Rest wird erst in drei bis vier Wochen zum Team stoßen.
„Die erste Phase der Saisonvorbereitung wird kompliziert, das hätte ich mir natürlich anders gewünscht. Aber klar ist auch: Ich gönne jedem meiner Spieler eine Olympia-Teilnahme“, sagt Hinze, der in den ersten Wochen erst einmal ohne etatmäßigen Torwart auskommen muss. Appelgren und Späth sind in Paris. Von den Neuzugängen ist einzig Linksaußen Tim Nothdurft von Beginn an dabei. Im Prinzip fehlt jetzt der Kern der eigentlichen Stammsieben. „Das wird herausfordernd“, sagt Hinze, der auch weiterhin auf Halil Jaganjac verzichten muss.
Verletzungsprobleme: Halil Jaganjac fällt bis Dezember aus
Nach mehreren Schulter-Operationen ist beim Kroaten nicht daran zu denken, dass er zumindest Teile des Mannschaftstrainings absolviert. Hinze will auch erst gar keine Hoffnungen auf ein baldiges Comeback schüren, sondern legt sich fest: „Vor Dezember wird das mit Halil eher nichts.“ Was sich erst einmal schlimm anhört. Denn dann wäre der Kroate mehr als zwei Jahre raus. Aber Hinze gibt sich trotz aller Zurückhaltung zuversichtlich: „Halil fühlt sich gut. Und wenn das bei ihm so ist, ist das bei mir auch so.“
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