Handball

Nach dem Kettemann-Knall: So geht es bei den Rhein-Neckar Löwen weiter

Rhein-Neckar Löwen streben nach der Trennung von Managerin Jennifer Kettmann weiterhin nach oben. Aufsichtsratschef Lars Lamadé bezog am Donnerstag zu den Themen Finanzen und Sport Stellung

Von 
Marc Stevermüer
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Handball: Bundesliga, Pressekonferenz zu Personalentscheidungen bei den Rhein-Neckar Löwen. Jennifer Kettemann, Geschäftsführerin der Rhein-Neckar Löwen, beantwortet in der SAP-Arena Fragen von Journalisten. +++ dpa-Bildfunk +++ © Uli Deck

Mannheim. Zwei Wochen sind seit dem großen Knall vergangen. Nach der Trennung von Geschäftsführerin Jennifer Kettemann sortieren sich die Rhein-Neckar Löwen neu. Bei einem Pressegespräch am Donnerstag äußerte sich der Aufsichtsratsvorsitzende Lars Lamadé (Bild) zu verschiedenen Punkten.

Das Aus von Jennifer Kettemann

Die Trennung von der Geschäftsführerin sei „nicht alternativlos“ gewesen, sagte Lamadé. Aber „alle Beteiligten“ hätten sich die Entwicklung und die Bilanz angeschaut: „Und natürlich war keiner - inklusive der Jenni - mit dem Ergebnis der vergangenen Saison zufrieden.“

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Zur Erinnerung: Die Löwen beendeten die Spielzeit auf Rang zwölf, es war das schlechteste Ergebnis seit dem Aufstieg 2005. Letztendlich sei man „gemeinschaftlich“ zu dem Entschluss gekommen, dass ein „Neuanfang auf der Position jetzt das Beste“ sei.

Die Suche nach einem Nachfolger

Interimsweise hat Holger Bachert die Geschäftsführung übernommen. Er ist Teil des Vorstands der „Wirtschaftslöwen“, einem exklusiven Unterstützerkreis des Bundesligisten, und zudem seit einigen Monaten in den Bereichen Vertrieb und Sponsoring der Löwen in leitender Funktion tätig.

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Vorerst wird Bachert im Amt bleiben, denn eine schnelle Neubesetzung des Postens wird es eher nicht geben, wie Lamadé verdeutlichte: „Wir wollen uns Zeit lassen.“ Von der Lösung mit Bachert sei er „überzeugt“. Entsprechend habe man im Moment keine Not und keinen Zeitdruck, zumal mit Uwe Gensheimer nun auch jemand da sei, der als Sportlicher Leiter den Sport verantworte. Spätestens zur Saison 2025/2026 soll der neue Geschäftsführer aber anfangen.

Die sportliche Perspektive

Seit Jahren geht es bei den Löwen in sportlicher Hinsicht bergab. Der Pokalsieg 2023 muss rückblickend als Ausreißer nach oben gesehen werden. Kettemann rief 2022 einen Fünfjahresplan aus, an dessen Ende die Rückkehr in die Bundesliga-Spitze stehen sollte.

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Diesen Plan, sagte Lamadé, werde man nun „zusammen mit der sportlichen Leitung“ überarbeiten: „Es ist klar, dass wir an die Spitze wollen. Wir haben das Potenzial. Aber wir fangen jetzt natürlich auf einem niedrigeren Niveau an, als wir uns das gewünscht hätten. Deshalb will ich das auch jetzt gar nicht an einem Fünfjahresplan festmachen.“

Der Aufsichtsratsvorsitzende verdeutlichte noch einmal die Ausgangssituation: „In der Phase, in der wir uns jetzt befinden, wäre es fahrlässig und vermessen, zu sagen: ,Wir spielen morgen wieder um die Meisterschaft.’ Wir kommen von Platz zwölf.“ Er ist aber der festen Überzeugung, dass die Rahmenbedingungen stimmen: das wirtschaftliche Umfeld, das Trainingszentrum, die medizinische Betreuung, die Sponsoren, das Fanaufkommen.

Der Weggang von Tobias Reichmann

In der Winterpause verpflichteten die Löwen Rechtsaußen Tobias Reichmann, der sich sofort blendend einfügte und überragende Leistungen zeigte. Obwohl er nur ein halbes Jahr für die Mannheimer spielte, wählten ihn die Fans zum Löwen der Saison. Seinen Vertrag verlängerte der Bundesligist am Saisonende aber nicht, was Ex-Geschäftsführerin Kettemann Pfiffe bei der Verabschiedung des Linkshänders einbrachte.

Dass Tobias Reichmann kein neues Vertragsangebot bekam, sorgte bei vielen Löwen-Fans für Unverständnis. Der Linkshänder spielt nun bei den Füchsen Berlin. © Kösegi/Pix

„Wir hätten Tobias sehr gerne ein Angebot unterbreitet. Er hat in seiner kurzen Zeit bei uns einen sehr guten Eindruck hinterlassen, wurde schnell zum Leistungsträger und hat die Erwartungen mehr als erfüllt. Weil wir aber auch immer die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Auge behalten müssen, ist es in der aktuellen Situation bedauerlicherweise nicht möglich, Tobias längerfristig unter Vertrag zu nehmen“, erklärte Kettemann damals die Beweggründe für die Entscheidung. Lamadé findet dafür rückblickend deutliche Worte. Die Art und Weise der Kommunikation „erschließt sich mir nicht. Diese Aussage kann ich bei einem Fan-Liebling nicht nachvollziehen.“

Die Folgen des Finanzskandals

Im April gab Kettemann in einem vereinseigenen Interview bekannt, dass es „in den Bereichen Finanzen und Vertrieb erhebliche Unregelmäßigkeiten“ gegeben hätte: „Nicht nur schlichte Fehler, das kann überall vorkommen, sondern Täuschungen und unwahre Darstellungen in unseren Büchern.“ Lamadé hielt sich bei diesem Thema bedeckt und betonte, dass für ihn die Angelegenheit erledigt sei: „Derjenige, der für Finanzen zuständig war, ist nicht mehr bei den Löwen.“ Zuvor hätte dieser Mitarbeiter aber „viele, viele Jahre sehr gute Arbeit“ geleistet. Letztendlich sei eine Fortsetzung des Beschäftigungsverhältnisses aber nicht möglich gewesen. Details mochte der Aufsichtsratschef nicht nennen. Er verriet nur so viel: „Es war für uns finanziell keine einfache Situation.“

Das „unschöne Kapitel“ habe den Finanz-Plan „ein Stück weit durcheinandergewirbelt“. Der Etat müsse zur neuen Saison aber nicht gekürzt werden. „Und das liegt auch sehr stark daran, dass mir in verschiedenen anderen Bereichen extrem gut waren.“ Das sei ein Verdienst von Kettemann, sagte Lamadé: „Das Merchandising lief für einen Handballclub wirklich sensationell.“ Und die Zuschauerzahlen (im Schnitt kamen 8000 Fans) seien „trotz der bescheidenen sportlichen Ergebnisse sehr, sehr gut gewesen.“

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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