Handball

Neue Leichtigkeit bei den Rhein-Neckar Löwen

Ein Sieg über Kiel gibt den Rhein-Neckar Löwen Rückenwind für die Partie in Bietigheim

Von 
Marc Stevermüer
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Sebastian Heymann war gegen Kiel einer der Sieggaranten für die Löwen. © Pix

Mannheim. Die Saisonvorbereitung ist traditionell für Profisportler nicht die beliebteste Zeit. Es wird viel im athletischen Bereich gearbeitet, der Trainingsumfang nach oben geschraubt. Und vor allem geht es unglaublich intensiv zu. Im Kraftraum. Bei den Laufeinheiten. Aber eben auch in taktischer Hinsicht.

Trainer Sebastian Hinze vom Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen genießt deshalb stets diese anstrengenden Wochen. Weil sie ihm die Möglichkeiten bieten, Details zu verbessern und neue Dinge einzustudieren, an der Feinabstimmung zu arbeiten, Laufwege festzulegen und Varianten auszuprobieren.

Neue Rückraum-Reihe harmoniert schon überraschend gut

Allerdings war genau das in diesem Sommer nur bedingt möglich. Mit Mikael Appelgren, Ivan Martinovic, Juri Knorr, Sebastian Heymann, Jannik Kohlbacher und David Späth nahmen gleich sechs Löwen an den Olympischen Spielen teil und stiegen entsprechend verspätet ins Training ein.

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Dass die Rückraum-Zugänge Heymann und Martinovic deshalb von Beginn an gut mit Spielmacher Knorr harmonieren, war nicht zwingend zu erwarten. Und trotzdem passierte beim überraschenden 32:27-Auftaktsieg über Rekordmeister THW Kiel genau das. Knorr dirigierte, seine beiden Nebenleute trafen. Anpassungs- und Eingewöhnungsprobleme? Fehlanzeige. Was Martinovic nicht sonderlich verwundert.

„Juri ist ein Weltklassespieler. Sich mit ihm abzustimmen, ist relativ einfach“, sagt der Kroate und bestätigt damit wieder einmal die These, dass sich Handballer mit herausragenden Fähigkeiten recht schnell aufeinander einstellen können. Weil gewisse Dinge für sie logisch sind und keiner besonderen Erklärung bedürfen. Trainer Hinze spricht von einer „Qualität, situativ zu entscheiden“. Man nennt es auch schlichtweg individuelle Klasse. Allerdings, betont der Coach, habe die ganze Mannschaft auch „sehr gut gearbeitet und einen hohen Fokus“ gehabt: „Es passt schon sehr gut.“

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Doch Hinze wäre nicht Hinze, wenn er sein Lob vor der Begegnung am Samstag (19 Uhr/live bei Dyn) beim Aufsteiger SG BBM Bietigheim nicht auch mit einer Mahnung versehen würde. Das Zusammenspiel im Angriff sei das „Puzzleteil, an dem wir am meisten arbeiten müssen. Woche für Woche kommen unterschiedliche Deckungsformationen auf uns zu. Wir müssen uns also entwickeln.“ Wozu zuletzt allerdings reichlich Zeit blieb.

Mehr als eine Woche hatten die Löwen die Chance, sich auf die Begegnung in Bietigheim vorzubereiten. „Es macht Spaß in dieser Phase, weil wir merken, dass wir jeden Tag einen kleinen Schritt vorankommen“, sagt Hinze, der am Samstag vermutlich wieder mit dem zuletzt verletzt fehlenden Kapitän Patrick Groetzki planen kann und dem der Auftritt beim Erfolg über Kiel logischerweise gefiel: „Wir hatten eine hohe Verantwortung für den Ball, haben aber trotzdem nicht ängstlich gespielt.“ Nichtsdestotrotz könne man den Start realistisch einschätzen und wisse, dass noch viel zu tun sei. Ziel sei es nun, dieses Niveau konstant abzurufen und die Leistungsspitzen nach oben zu schieben. Weshalb zuletzt sehr konzentriert trainiert wurde – und zwar in guter Atmosphäre.

Keine Frage: Im Kronauer Trainingszentrum herrscht momentan ein sehr angenehmes Arbeitsklima. Es wird viel gelacht. Das ist immer wieder aus Mannschaftskreisen zu hören. Und auch Hinze bestätigt das: „Die Jungs verbringen viel Zeit zusammen, bringen eine gewisse Lockerheit mit und haben im Training einen hohen Fokus. Ich wäre gerne kritischer mit ihnen, aber sie machen es überragend.“

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Neu-Löwe Heymann bestätigt, dass er sich „sehr schnell eingefunden“ und „die ersten Wochen genossen“ habe. Der frühere Göppinger ist „sehr glücklich, hier zu sein“. Was man ihm auch ansieht. In der Vergangenheit hat man ihn stets ein wenig zurückhaltend wahrgenommen. Doch gegen Kiel sah man den gebürtigen Heilbronner als einen der emotionalen Anführer auf dem Feld. Olympia-Silber mit dem deutschen Nationalteam und der Ortswechsel scheinen ihm gut getan zu haben.

Damit die Stimmung auch gut bleibt, wollen die Löwen nun in Bietigheim nachlegen. Es geht erst einmal um zwei Punkte. Aber eben auch um etwas Größeres. Denn mit jedem Sieg wachsen Selbstvertrauen und Selbstverständnis. Und wenn es einmal läuft, geht auch das Schwere ganz leicht von der Hand. Auf einmal kommen riskante Pässe an, die man sich in schwierigen Zeiten gar nicht zugetraut hätte. Doch nun spielt man sie mit einer Prise Lockerheit, mit der nötigen Schärfe, dem richtigen Tempo und der gebotenen Präzision. Weil Mut, Glaube und Überzeugung da sind. Doch das passiert nicht von heute auf morgen. Ab und zu bedarf eines Schlüsselmoments. Und eben dieser könnte der Sieg gegen Kiel gewesen sein.

„Ich kenne das aus der vergangenen Saison. Wenn man gut startet, kann sich etwas entwickeln. Wir spielen jetzt in Bietigheim, dann wieder zuhause. So geht das Schritt für Schritt weiter und wir können uns etwas Schönes aufbauen“, sagt Martinovic, der in der zurückliegenden Spielzeit mit der MT Melsungen einen Traumstart hinlegte und die Runde mit den Nordhessen als Bundesliga-Fünfter und Pokalfinalist beendete.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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