Mannheim. Jannik Kohlbacher muss nicht lange überlegen. Die Worte sprudeln nur so aus ihm heraus, als das Stichwort Paris fällt. „Im Sport sind Olympische Spiele das Größte“, legt sich der Handballer der Rhein-Neckar Löwen fest. Und er ist überzeugt davon, dass der Traum von einer olympischen Goldmedaille noch „viel, viel größer“ sei als „von einer deutschen Meisterschaft oder einem Pokalsieg“.
Letzteres gelang ihm immerhin im vergangenen Jahr mit dem badischen Bundesligisten. Ob es allerdings jetzt für ihn auch mit der deutschen Nationalmannschaft zu einem umjubelten Gold-Coup bei den Olympischen Spielen (26. Juli bis 11. August) in der französischen Hauptstadt reicht, sei einmal dahingestellt. Zweifel sind zumindest ausdrücklich erlaubt. Denn als Favorit reist der EM-Vierte auf keinen Fall an. Kohlbacher weiß das auch. Er ist lange genug dabei. Doch der Odenwälder lässt sich nicht beirren. „Wir fahren da nicht hin, um nur mitzuspielen“, betont er mit Nachdruck in seiner Stimme. Soll heißen: Mit dem häufig zitierten Olympia-Motto „Dabeisein ist alles“ kann das Kraftpaket im konkreten Fall dann doch nicht allzu viel anfangen. Eigentlich sogar überhaupt nichts.
Zweite Olypische Spiele für Kohlbacher
Für den 28-Jährigen sind es die zweiten Olympischen Spiele. 2021 war er in Tokio dabei. „Damals haben wir sehr viel aufgesaugt, sind aber mit leeren Taschen nach Hause gekommen. Am Ende geht es aber darum, dass wir uns etwas um den Hals hängen können“, sagt Kohlbacher, für den die Spiele in Paris unter ganz anderen Vorzeichen als noch vor drei Jahren stattfinden. Damals legte die Corona-Pandemie die ganze Welt lahm, alle Olympia-Wettkämpfe fanden ohne Zuschauer statt.
„Sehr gespannt“ sei er nun, was in Paris – und ein Weiterkommen vorausgesetzt – später in Lille auf den Rängen los sei: „Ich habe schon gehört, dass viele Karten vergriffen sind. Bis nach Paris ist es nicht ganz so weit, da werden viele Fans die Chance nutzen und uns unterstützen.“ Und was das bewirken könne, betont Kohlbacher, habe doch gerade erst der Januar gezeigt. Zur Erinnerung: Bei der Heim-Europameisterschaft stießen die Deutschen bis ins Halbfinale vor, brachten dort den dreifachen Weltmeister Dänemark sogar ins Wanken. Wozu letztendlich auch die Kulisse einen entscheidenden Teil beitrug. „Den größten Heimvorteil werden diesmal zwar logischerweise die Franzosen haben“, meint Kohlbacher mit Blick auf den Olympia-Gastgeber und Europameister: „Aber so weit werden unsere Fans davon nicht entfernt sein.“
Testspiele gegen Frankreich und Ungarn geplant
Der Mann von den Rhein-Neckar Löwen gehört zum 17-köpfigen Aufgebot von Bundestrainer Alfred Gislason, das am 30. Juni in Hennef in die Olympia-Vorbereitung startet. Anschließend stehen Testspiele am 13. Juli in Dortmund gegen Frankreich sowie anschließend jeweils in Stuttgart am 19. Juli gegen Ungarn und am 21. Juli gegen Japan an.
14 Profis werden es am Ende in den finalen Kader schaffen, drei weitere Spieler reisen als Ersatzleute mit nach Paris. Dieses Trio trainiert zwar mit der Mannschaft, darf aber nicht im Olympischen Dorf leben und kann bei Verletzungen nachnominiert werden. Diese Rolle nahm Kohlbacher 2021 ein, als Johannes Golla und Hendrik Pekeler auf der Kreisläuferposition den Vorzug erhielten. Die beiden konnten damals im Mittelblock decken, was Kohlbacher mittlerweile aber auch macht. Auf der Halbposition kann er ohnehin verteidigen und bringt noch dazu eine körperliche Präsenz mit, die sonst keiner im Kader des Deutschen Handballbundes (DHB) hat.
„Kohli ist ein Monster. Diese Urkraft, die in ihm steckt, die hat kein anderer. Körperlich ist er einer der dominantesten Spieler auf der Welt“, lobt ihn sein Club- und Nationalmannschaftskollege Juri Knorr. DHB-Torwart Andreas Wolff nennt seinen Kumpel Kohlbacher gar ein „Biest“ und scherzt: „Wenn Johannes Golla und ich Gewichte stemmen, sitzt Jannik da und massiert sich die Zehen. Ich will gar nicht wissen, wie stark er wäre, wenn Jannik aus Versehen mal eine Hantel in die Hand nimmt.“
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