Handball

Löwe Birlehm trotz Topleistung nur mit Mini-Chance auf WM

Löwe Joel Birlehm ist statistisch gesehen der beste deutsche Bundesliga-Torwart. Trotzdem hat er kaum eine Chance auf die WM im Januar. Bundestrainer Alfred Gislason äußert sich zum Torwart-Thema

Von 
Marc Stevermüer
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Joel Birlehm ist in dieser Saison ein starker Rückhalt für die Rhein-Neckar Löwen. © Sörli Binder

Mannheim. Es ist im Handball längst keine exklusive Erkenntnis, dass die Mannschaft mit dem besseren Torwart in der Regel auch das Spiel gewinnt. Die schwedische Torhüter-Legende Tomas Svensson spricht mit Blick auf den Platz zwischen den Pfosten sogar von der „Königsposition“, weil eben kein anderer auf dem Feld so viel Einfluss auf den Verlauf und den Ausgang einer Partie nehmen kann. Und zwar ganz allein, was auch die Keeper selbst wissen - und sie entsprechend antreibt.

Es verwundert daher auch nicht, dass Joel Birlehm vor ein paar Monaten im Gespräch mit dieser Redaktion davon sprach, dass ein Torwart „Macht“ habe. Der 25-Jährige kann sich dieses Urteil erlauben. Er ist vom Fach, steht in der Bundesliga für die Rhein-Neckar Löwen im Tor und hat wie auch sein schwedischer Kollege Mikael Appelgren bislang einen großen Anteil daran, dass der zweifache deutsche Meister am Sonntag (14 Uhr) als Tabellenerster zum Topspiel beim THW Kiel antritt..

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Beim Länderspiel in Mannheim am Donnerstag gegen Schweden stand aber keiner aus diesem Duo auf dem Feld. Appelgren musste wegen seiner Schulterprobleme absagen, Birlehm blieb von Bundestrainer Alfred Gislason unberücksichtigt. Er gab dem gesetzten Routinier Andreas Wolff und dem Wetzlarer Till Klimpke den Vorzug, beide blieben beim 33:37 gegen die Skandinavier blass. Doch Gislason wollte dem Duo „keinen Vorwurf“ machen, die Keeper hätten „relativ viele freie Bälle“ aufs Tor bekommen: „Trotzdem hofft man natürlich auf mehr.“ Von Wolff kam dann zwei Tage später bei der 31:32-Niederlage in Spanien auch tatsächlich deutlich „mehr“, Klimpke stand nur ganz kurz auf dem Feld.

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Dass beide Schlussmänner in drei Monaten zur WM im Januar in Polen und Schweden reisen, gilt als sicher. Es sei ein „Zeichen“, dass sie nun dabei seien, sagte der Bundestrainer zuletzt auf Nachfrage dieser Redaktion: „Unter normalen Umständen sind diese zwei das Duo für die Weltmeisterschaft, sie sind ziemlich fest vorgesehen.“

34 Prozent der Würfe aufs eigene Tor abgewehrt

Gislason begründet seine Entscheidung damit, dass vor der Weltmeisterschaft wenig Zeit bleibe und er entsprechend auf einstudierte Abläufe setzt. Gleichzeitig legt sich der Isländer damit aber auch jetzt schon fest, dass der statistisch gesehen beste deutsche Torwart in dieser Bundesliga-Saison nicht für die Weltmeisterschaft vorgesehen ist: nämlich Birlehm. Der Löwe hat bislang 34 Prozent der Würfe auf sein Tor abgewehrt, was nicht nur ein Top-Wert, sondern eben auch besser als die durchschnittliche 28-Prozent-Quote von Klimpke ist. Gislason lässt aber keine Zweifel an seiner Entscheidung aufkommen, auch wenn er einräumt, dass der Wetzlarer „gebraucht“ habe, um in die Saison zu finden: „Er hatte Verletzungsprobleme, kommt jetzt aber immer besser klar.“

Klimpke spricht von einem „sehr starken Vertrauensbeweis“ des Bundestrainers, der ihn „stolz“ mache. Selbstkritisch gibt er allerdings zu, dass „ich bislang noch nicht zu der Leistung gefunden, die ich kann“. Trotzdem ist der Weg zur WM für ihn frei. Als Nummer zwei und hinter Wolff, der beim polnischen Erstligisten Vive Kielce unter Vertrag steht, und zuletzt in der Champions League gegen den den Bundesliga-Dritten THW Kiel mit einer Weltklasse-Vorstellung brillierte. „Großartig“ sei diese Leistung gewesen, lobt Gislason und attestiert Wolff eine „sehr, sehr gute Saison.“

Das gilt bislang aber eben auch für Birlehm, der im September nach dem Löwen-Spiel gegen Flensburg mit Gislason gesprochen hat, wie er selbst sagt. Ansonsten gebe es „keinen Kontakt“. Und momentan sieht es auch nicht danach aus, dass sich Gislason bei ihm wegen einer WM-Nominierung melden wird. Birlehm geht mit der Thematik indes ganz sachlich, einfach professionell und ausgesprochen unaufgeregt um. „Der Bundestrainer hat sich für zwei andere Torhüter entschieden. Ich akzeptiere das und versuche, mich anzubieten. Entweder werde ich nominiert oder nicht.“ Wichtig sei die „Basis Bundesliga“, in der er weiter seine Leistung bringen wolle: „Denn wenn man da gut spielt und der Trainer mit einem plant, dann wird man nominiert.“ Das Problem: Momentan spielt Birlehm zwar gut, aber Gislason plant nicht mit ihm.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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