Mannheim. Die Videoanalyse schmerzte. Natürlich nicht physisch, sehr wohl aber tief in der Seele. Denn was Sebastian Hinze da von seiner Mannschaft sah, gefiel dem Trainer der Rhein-Neckar Löwen einerseits sehr gut. Andererseits führte ihm das Bildmaterial noch einmal vor Augen, wie fahrlässig sich der Handball-Bundesligist zuletzt im Gipfeltreffen beim THW Kiel um den Sieg brachte.
„Am Montagmorgen war die Enttäuschung größer als am Sonntagabend nach dem Spiel“, sagt Hinze mit Blick auf die vielen vergebenen Torchancen, die zu einer 29:32-Niederlage führten. Statt des verdienten Lohns gab es deshalb nur viel Lob vom Gegner, was ja durchaus gefährlich sein kann. Doch diesbezüglich macht sich der Löwen-Trainer vor dem Heimspiel am Sonntag (16.05 Uhr) gegen die ebenfalls überraschend stark in die Saison gestartete TSV Hannover-Burgdorf keine Gedanken.
Abschied von Lagergren droht
Komplimente seien doch „schön“, meint Hinze. Und auch der Schmerz sei abgeklungen: „Jeder hat gesehen, dass wir unser Paket auf die Platte gebracht haben. Leider haben wir aber nichts mitgenommen. So wie die Mannschaft darauf reagiert hat, so müssen wir reagieren.“ Die Trainingswoche sei „sehr gut“ gewesen und das vorangegangene Lob „in keiner Weise gefährlich“. Der kommende Gegner hingegen schon.
Mit 12:4 Punkten liegen die Hannoveraner momentan nur zwei Zähler hinter den Löwen, einzig gegen die SG Flensburg-Handewitt und den THW Kiel verlor die Mannschaft von Ex-Bundestrainer Christian Prokop, der mit einer sehr offensiv ausgeprägten 6:0-Abwehr und hoch stehenden Verteidigern auf den Halbpositionen agieren lässt. Hinze wäre es deshalb „ganz recht“, wenn seine Mannschaft wieder „viel über das Tempospiel“ lösen könnte. Also: Ball gewinnen, umschalten, Tor erzielen. 47 Gegenstoßtreffer gelangen den Badenern bislang in dieser Saison, kein anderer Bundesligist ist in dieser Statistik besser.
Doch Hinze macht sich auch keine allzu großen Sorgen, wenn sein Team gegen Hannover vor mehr als 7000 Zuschauern in der Mannheimer SAP Arena ein wenig häufiger in den Positionsangriff gezwungen werden sollte: „Wir müssen das taktisch clever lösen, haben das auch schon gegen die Kieler sehr gut gemacht - und die agieren ähnlich wie Hannover auf den Halbpositionen.“ Sprich: Die Löwen wissen ziemlich genau, was auf sie zukommt. Mal abgesehen davon, dass der zweifache deutsche Meister zwar immer noch eindeutig, aber eben nicht mehr nur über das rasante Tempospiel definiert werden kann, was allen voran auch am umsichtigen Mittelmann Juri Knorr liegt.
Lob für Knorr
Dass der 22-Jährige sehr torgefährlich sein kann, ist längst bekannt. Nun wirkt der gebürtige Flensburger aber auch wesentlich reifer. Er lenkt das Spiel, agiert verantwortungsvoller und weiß, dass es nicht zwingend um das Besondere, sondern vor allem um das Richtige geht. „Juri nimmt die Sachen sehr gut an, die wir besprechen. Er wird von Woche zu Woche besser. In puncto Spielsteuerung war das in Kiel die beste Leistung von ihm in dieser Saison“, lobt Hinze den Rechtshänder, der auch in der Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) eine immer größere Rolle einnimmt.
Mehr Bedeutung bei den Löwen könnte wiederum in den nächsten Wochen Lukas Nilsson einnehmen. Der Schwede stieg in dieser Woche nach monatelanger Verletzungspause wieder ins Training ein, die hartnäckigen Probleme an der Achillessehne scheinen überwunden. Hinze stellt ihm sogar einen Kaderplatz für Sonntag in Aussicht, sieht den wurfgewaltigen Rückraummann aber nicht zwingend auf dem Feld.
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„Damit täten wir ihm keinen Gefallen, jedes Training ohne Spielbelastung ist besser für ihn. Auch wenn Lukas das vermutlich anders sieht“, sagt Hinze und fügt nach kurzer Atempause lächelnd hinzu: „Aber das ist eine Sache, die ich mit ihm klären muss.“
Nilssons Vertrag bei den Löwen endet im Juni 2023, für eine Weiterbeschäftigung muss er sich noch empfehlen. Im Gegensatz zu seinem Landsmann Albin Lagergren, der seit Saisonbeginn groß aufspielt und mit dem die Löwen über eine Vertragsverlängerung sprechen. Sein Verbleib in Mannheim über den Sommer 2023 hinaus ist allerdings unwahrscheinlich. Nach Informationen dieser Redaktion hat der deutsche Meister SC Magdeburg ernsthaftes Interesse an einem Transfer und gute Chancen auf eine Zusage von Lagergren, der bereits von 2018 bis 2020 beim SCM spielte.
Klar ist: Da Kay Smits die Bördeländer nach dieser Saison in Richtung SG Flensburg-Handewitt verlässt, hat Magdeburg Bedarf auf der halbrechten Position. Da die Löwen außerdem hartnäckig mit dem Göppinger Jon Lindenchrone in Verbindung gebracht werden, deutet viel auf Lagergrens Abschied von den Löwen hin.
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