Mannheim. Trainer Sebastian Hinze weiß um die gute Basis. „14:0 Punkte…das hätten wir uns alle vor ein paar Wochen nicht erträumt.“ Da den Rhein-Neckar Löwen aber eben dieses Kunststück gelang, sind sie nun Tabellenführer in der Handball-Bundesliga und erhalten zur Belohnung ein echtes Spitzenspiel: Am Sonntag (14 Uhr) tritt der zweifache deutsche Meister beim Tabellendritten THW Kiel an. „Wir fahren da zwar als Spitzenreiter hin, sind aber trotzdem der Außenseiter. Wir können nur gewinnen“, sieht Rückraummann Olle Forsell Schefvert sein Team in emotionaler Hinsicht in einer ausgesprochen guten Position.
Denn von den Mannheimern, in der vergangenen Saison auf den zehnten Tabellenplatz abgerutscht und auch schon in den Jahren zuvor keine absolute Spitzenmannschaft mehr, hatte man diesen furiosen Saisonstart nicht erwartet. Die erfolgsverwöhnten Kieler, die in der zurückliegenden Runde die Meisterschaft verpassten, sind hingegen traditionell der Club mit dem größten Etat und den besten Titelchancen. Zwei Punkte liegen sie momentan hinter den Löwen, die in dieser Saison auch schon „zwei Ausrufezeichen“ setzten, wie Forsell Schefvert mit Blick auf den 36:25-Kantersieg gegen die hoch gehandelte MT Melsungen und den 28:27-Erfolg über Meisterschaftskandidaten SG Flensburg-Handewitt meint.
Geht das nun so weiter? „Schwer zu sagen“, meint Forsell Schefvert. Der Anfang sei „ganz gut“ gewesen, was natürlich einer Untertreibung gleicht. Denn „ganz gut“ impliziert eher nicht sieben Siege in sieben Spielen. Der Schwede gibt allerdings zu bedenken, dass die Löwen noch nicht gegen die Füchse Berlin, den SC Magdeburg und eben den THW Kiel gespielt hätten.
Neben den Flensburgern gehören diese Teams zu den Top-Vier, die in der vergangenen Saison alle anderen Mannschaften distanziert hatten und auch in dieser Spielzeit wieder ganz vorne erwartet werden. Im Gegensatz zu den Löwen, die sich nach der Länderspielpause eine Woche lang und somit ganz in Ruhe auf das Gipfeltreffen an der Ostsee vorbereiten konnten. Der THW war am Donnerstag beim Zweitligisten VfL Potsdam noch im Pokaleinsatz und löste diese Aufgabe mit einem 38:23-Sieg recht souverän, nachdem der Branchenprimus zuvor zwei Niederlagen kassiert hatte.
Immenses Verletzungspech
In einem hochklassigen Champions-League-Krimi verloren die Norddeutschen beim polnischen Serienmeister Vive Kielce 37:40, drei Tage später folgte völlig entkräftet ein desillusionierendes 26:34 bei den Berliner Füchsen. Schlimmer als diese Rückschläge wiegt allerdings das immense Verletzungspech. Mit Kreisläufer und Ex-Löwe Hendrik Pekeler (Achillessehnenriss) sowie Rückraumstratege Sander Sagosen (Sprunggelenkfraktur) fallen seit Monaten zwei absolute Weltklassespieler aus, außerdem steht kein gesunder Linksaußen zur Verfügung: Rune Dahmke (Muskelfaserriss) und Magnus Landin (Bauchtrauma) fallen aus, der gelernte Mittelmann Miha Zarabec soll deshalb auf dem Flügel aushelfen.
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Für die Rechtsaußenposition wurden die Kieler gerade noch einmal auf dem Transfermarkt tätig und reagierten auf die Zwangspause von Sven Ehrig (Kreuzbandriss). Vom Bergischen HC holten sie Yannick Fraatz, für den die Anfrage des amtierenden Pokalsiegers total überraschend kam: „Man rechnet nicht unbedingt damit, als junger Spieler nach dem Saisonstart einen Anruf vom THW Kiel zu erhalten. Für mich geht jetzt der Traum in Erfüllung, das Trikot dieses großen Clubs tragen zu dürfen.“ In der Bundesliga wird das für ihn erstmals gegen die Löwen und somit in einem absoluten Spitzenspiel der Fall sein. Es gibt zweifelsohne schlechtere Partien für ein Debüt.
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