Handball

Warum die Rhein-Neckar Löwen in der Krise stecken

Es geht einfach nichts vorwärts beim Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen. Welche Gründe es dafür gibt und warum die nächste Saison entscheidend wird

Von 
Marc Stevermüer
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Kreisläufer Jannik Kohlbacher musste mit den Löwen den nächsten Rückschlag hinnehmen. © Vetter/PIX-Sportfotos

Wetzlar. Sebastian Hinze muss sich vorgekommen sein wie im Dezember. Oder im Februar. Oder im März. Auf jeden Fall wähnte sich der Trainer der Rhein-Neckar Löwen mal wieder in der Vergangenheit, die der Handball-Bundesligist nach zuletzt drei Siegen in Folge eigentlich hinter sich lassen wollte. Doch dann folgte am Sonntag die desillusionierende 27:30-Niederlage bei der HSG Wetzlar. Und wieder mal war auf einmal alles so wie in den Monaten zuvor.

Der Pokalsieger leistete sich unerklärliche Fehler. Verlor erst den Ball in Serie. Und dann wieder die Nerven. Der Spielfilm wiederholte sich. Was in dieser Häufigkeit und über solch einen Zeitraum weder als Zufall noch als Phase bezeichnet werden darf. Vielmehr zeigte sich auch in Mittelhessen das grundsätzliche Qualitätsproblem dieses Kaders. Und die fehlende Entwicklung. Der ausbleibende Lerneffekt.

„Das Thema Stabilität begleitet uns“

„Das ist sehr frustrierend. Das Thema Stabilität begleitet uns. Wir schaffen es nicht, unser Grundlevel 60 Minuten zu halten“, ärgerte sich Hinze, dass die schlechten Phasen seiner Mannschaft wieder einmal zu lange dauerten und eine viel zu große Wirkung entfalteten. Auf Fehlwürfe folgten Fehlpässe. Weil Stress und Panik ausbrach. Was umso bitterer ist, weil die Löwen einmal mehr das Torwartduell für sich entschieden.

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Doch wieder schlugen sie daraus kein Kapital. Was ein Phänomen an sich ist. Denn rein statistisch gewinnt in der Regel das Team mit der besseren Torhüterleistung. Von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen. Und viele dieser insgesamt wenigen Ausnahmen bilden eben die Rhein-Neckar Löwen. Weil bei den Badenern die Anzahl der technischen Fehler meistens noch höher ist als die der Paraden. So auch in Wetzlar (15 technische Fehler, 13 Paraden).

„Wir wollen das abstellen, aber es gelingt uns einfach nicht. Das ist unser großes Problem“, sagte Schlussmann David Späth, der sich wieder einmal fragen durfte, warum seine Glanztaten denn nicht für eine Führung reichten. In der ersten Halbzeit reihte der U-21-Weltmeister Parade an Parade, doch in fünf Angriffen nacheinander erzielten die Löwen beispielsweise kein Tor. Sie kamen bisweilen noch nicht einmal in gefährliche Abschlusssituationen. Der Ball war einfach schon vorher weg. Verschenkt. Zum Gegner oder ins Aus gepasst.

Die nächste Saison wird eine ganz entscheidende - für alle

„Wir haben immer in den Momenten, in denen das Spiel kippen kann, extrem ärgerliche Sachen dabei. Es passieren ganz kuriose Sachen, was vielleicht auch sinnbildlich für unsere Situation ist“, sprach Mittelmann Juri Knorr Klartext. Selbst im Gegenstoß bekamen die Mannheimer einmal mehr den Ball nicht sauber zum Mitspieler gepasst, was letztendlich dazu führte, dass die Badener früh auf ein kompromissloses Tempospiel verzichteten. Dabei war die Geschwindigkeit mal das Gütesiegel dieser Mannschaft.

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Doch davon ist kaum noch etwas zu sehen, was nicht nur mit Verletzungspech zu erklären ist, sondern auch etwas vom Zerfall einer Idee hat und entsprechend keine gute Nachricht ist. Denn bald sind zwei Jahre vom Fünfjahresplan um. 2027 wollen die Löwen wieder die Bundesliga-Spitze attackieren. So haben sie es gesagt. Das ist das Ziel. Und auch die Messlatte. Weshalb schon die kommende Saison eine ganz wegweisende, vielleicht sogar entscheidende sein wird. Und zwar für alle. Denn der Druck wird auf keinen Fall kleiner. Im Gegenteil. Zunächst gilt es aber noch, diese Spielzeit vernünftig zu Ende zu bringen. Sofern das trotz Viertelfinal-Teilnahme in der European League gegen Sporting Lissabon überhaupt noch möglich ist. In der Rückrunden-Tabelle liegen die Löwen mit lediglich vier Zählern auf dem vorletzten Platz (4:16 Punkte), nur der Bergische HC (0:20 Punkte) ist noch schlechter.

Da trifft es sich gut, dass sich diese beiden Mannschaften am Freitag (20 Uhr/live bei Dyn) zum Krisengipfel - oder besser gesagt: zum Duell der zwei mit Abstand größten Saison-Enttäuschungen - gegenüberstehen. „Es ist klar, dass wir dieses Spiel gewinnen wollen“, sagte Hinze. Er möchte nicht schon wieder an den Dezember, Februar oder März erinnert werden.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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