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Darum ist Jaganjac für die Rhein-Neckar Löwen so wichtig

Die Melsunger Kolosse gestoppt: Beim 36:25-Sieg ragt Halil Jaganjac im Löwen-Trikot heraus. Er bringt eine ganz besondere Qualität mit

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Marc Stevermüer
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Ein Modellathlet, ein Komplettpaket: Löwen-Neuzugang Halil Jaganjac. © Binder

Mannheim. Nicht jeder wusste, wie man diesen Namen ausspricht, weshalb lieber noch eine Nachfrage erfolgte. Und zwar beim Hauptdarsteller persönlich, der er zweifelsohne war: Halil (gesprochen Halil: das ist einfach) Jaganjac (gesprochen Jaganjaz: das ist auch nicht schwer) erzielte beim Start der Bundesliga-Handballer der Rhein-Neckar Löwen in die neue Saison sieben Tore. Doch diese Zahl allein reichte nicht aus, um zu verstehen, was für einen ungeheuerlichen Beitrag der Neuzugang aus Kroatien zum überraschend deutlichen 36:25 (18:11)-Sieg über die MT Melsungen leistete. Man musste ihn auch spielen, oder besser gesagt: kämpfen sehen.

Melsunger Kolosse gestoppt

Im Mittelblock, dem defensiven Herzstück jeder Mannschaft, räumte der 24-Jährige zusammen mit dem zweiten Neuzugang Olle Forsell Schevfert gerade in den ersten 20 Minuten so ziemlich alles auf und jeden weg. Die beiden wuchtigen Melsunger Kreisläufer Rogerio Moraes Ferreira, immerhin Furcht einflößende 2,04 Meter groß und 122 Kilogramm schwer, sowie Arnar Arnasson, stattliche 2,01 Meter lang und 114 Kilogramm schwer, waren abgemeldet. Vor allem Jaganjac bekam sie im wahrsten Sinne des Wortes in den Griff, hielt die beiden Kolosse einfach fest und bestätigte damit das, was der neue Kapitän Patrick Groetzki schon vor ein paar Wochen sagte: „Halil ist eine Maschine. Auch im Kraftraum.“

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Deutlicher Löwen-Sieg gegen Melsungen

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Halil Jaganjac -  zwei Meter groß und 95 Kilogramm schwer

Keine Frage: Jaganjac, immerhin auch zwei Meter groß und 95 Kilogramm schwer, ist gemeinhin das, was man als Modellathleten bezeichnet, der dazu auch noch sehr gut im Angriff spielen, hart werfen, hoch springen und recht schnell laufen kann. Das nennt man Komplettpaket, das es in dieser Form eher selten im Handball gibt und für die Löwen gegen Melsungen ein Schlüssel zum Sieg war. Denn aus der insgesamt guten Abwehrarbeit resultierten Ballgewinne, nach denen die Badener sehr schnell umschalteten. Natürlich mit Jaganjac, der mit riesigen Schritten in die Offensive eilte und einfach immer weiterlief. Nach vorne, nach hinten. Lauf Halil, lauf! So wie Forrest Gump im gleichnamigen Film aus den 90er Jahren.

RNL – Melsungen

  • Löwen: Appelgren, Birlehm (ab 42. Minute) - Gensheimer (3/2), Kohlbacher (3), Groetzki (6) – Jaganjac (7), Knorr (6/1), Lagergren (3) – Schevfert (3), Kirkeløkke, Horzen, Gislason, Timmermeister, Helander (2), Michalski (1), Ahouansou (2).
  • Melsungen: Simic, Morawski (ab 31. Minute) – Kühn (2), Malasinskas (1), Casado (5/2), Ignatow (2), Moraes (7), Beekmann, Arnarsson (1), Gomes (1), Kalarash, Häfner (1), Fuchs, Martinovic (3/1), Mandic (3), Drosten
  • Schiedsrichter: R. Thiyagarajah/ S. Thiyagarajah.
  • Zuschauer: 4166.
  • Strafminuten: Groetzki (2), Forsell Schefvert (2), Kohlbacher (2), Gensheimer (2), Gislason (2) – Kühn (2), Martinovic (2).
  • Beste Spieler: Appelgren, Jajanjac, Forsell Schevfert – Moraes.

Als einer der ersten Löwen kam der Rechtshänder nach der Partie wieder aus der Kabine und musste dann eben nicht nur erklären, wie sein Name ausgesprochen wird, sondern wurde auch gebeten, etwas zu seiner Leitung zu sagen. Die sieben Treffer, meinte Jaganjac, seien „unwichtig“. Er denke nicht an seine Tore, sondern an den Erfolg der Mannschaft. „Wir haben als Team gut gespielt. Und um ehrlich zu sein, habe ich ein solch deutliches Resultat nicht erwartet. Aber wir haben das gezeigt, was wir uns in der Vorbereitung erarbeitet haben.“

Es sind Worte wie diese, die gerne nach einem Sieg benutzt werden. Sie klingen ein wenig belanglos, doch in diesem konkreten Fall wäre diese Einschätzung vor allem respektlos. Und zwar Jaganjac gegenüber. Denn es ging in diesem Augenblick gar nicht darum, was er sagte. Sondern wie er es sagte. Mit einer glaubhaften Bescheidenheit. Und vor allem fast komplett auf Deutsch. Das schaffte in der jüngeren Vergangenheit manch ein Löwen-Trainer nicht. Der Kroate hingegen schon. Nach gerade einmal knapp zwei Monaten im Verein. Da ist jemand extrem gewillt - und zwar in jeglicher Hinsicht.

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Löwen ziehen mit atemberaubenden Tempospiel früh davon

Trainer Sebastian Hinze schätzt den Arbeitseifer des Neuzugangs. Für ihn kam der Auftritt des 24-Jährigen noch nicht einmal so richtig überraschend. „Ich wusste, welche Qualität er hat, gerade in der Verteidigung“, sagte der gebürtige Wuppertaler, der keinen Spieler herausheben wollte, es dann aber doch „überragend“ nannte, was Jaganjac da machte und wie eben dieser sein Werk vollbrachte: „Halil hat sehr sauber mit den Beinen und Armen verteidigt.“ Kurzum: Er brauchte keine kleinen Fouls, sondern stand ganz einfach meistens richtig, weshalb das Spiel von Beginn an für die Löwen lief.

Mit einem atemberaubenden Tempospiel zogen die Badener früh auf 13:6 (22.) davon. Einzig beim 24:19 (42.) wurde es noch einmal ein bisschen kritisch. Hinze reagierte umgehend mit einer Auszeit und gab seiner Mannschaft mit auf den Weg, „einfach weiterzudecken und auf die Fehler zu warten“. Was dann ziemlich schnell passierte, weil die Löwen schlichtweg überzeugend verteidigten und die Nordhessen in der furiosen Schlussphase fast schon demütigten. MT-Trainer Roberto García Parrondo reagierte entsprechend entsetzt: „Ich bin traurig und enttäuscht. Es war ein Desaster. Wir haben nicht gespielt, wie wir wollten.“ Was auch daran lag, dass die Löwen ihren Gegner nicht spielen ließen, wie er wollte. Und zwar von Anfang an. Das 1:0 erzielte passenderweise Jaganjac, das 2:0 auch. Macht der Kroate so weiter, werden ihn nicht nur alle schnell kennen, sondern auch seinen Namen fehlerfrei aussprechen.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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