Handball

Das sagt Löwe Groetzki zu seiner Kapitänswahl

Patrick Groetzki ist neuer Kapitän der Rhein-Neckar Löwen. Mit dieser Redaktion hat er über diese Rolle gesprochen

Von 
Marc Stevermüer
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Patrick Groetzki © AS Sportfoto/ Binder

Mannheim. Ein wenig später am Abend hat Patrick Groetzki Zeit. Seine Kinder befinden sich nun im Bett, was ganz konkret nicht nur ein gutes Zeichen für ihn und seine Frau Jenny ist, sondern ebenso demonstriert, dass er alles unter Kontrolle hat. Zumindest an diesem Abend… Fast jeder weiß ja, wie das so mit den Kindern ist.

Hin und wieder wollen die Kleinen einfach nicht hören. Und in einem solchen (natürlich äußerst seltenen) Fall muss es eben jemanden geben, der freundlich - aber doch bestimmt und vehement - die Richtung vorgibt. Ob Groetzki das in den eigenen vier Wänden macht, ist nicht bekannt. Man kann es nur vermuten. An anderer Stelle hat er es aber schon mehrfach eindrucksvoll bewiesen. Nämlich in seinem Beruf.

Der Rechtsaußen ist seit Jahren eine Führungsfigur der Rhein-Neckar Löwen. Er weiß ganz genau, was es bedeutet, Verantwortung zu tragen. Im Privaten. Aber eben auch auf dem Handball-Feld. Oder daneben. Denn seine Meinung hat der Linkshänder schon immer gesagt, gestellt hat er sich sowieso. In guten und in schlechte Zeiten. Wenn es sein musste, sprach der Linkshänder auch unangenehme Wahrheiten aus. Selbst wenn das bedeutete, etwas aushalten zu müssen. Ganz abgesehen davon, dass er dabei ohnehin immer nur eines im Sinn hatte: Den Erfolg seines Vereins.

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In dieser Woche gaben die Löwen bekannt, dass sie mit Groetzki als neuen Kapitän in die Saison starten. Das war zwar keine Nachricht für die Tagesschau, sehr wohl aber für die Handball-Welt von Bedeutung. Denn bislang war es Vereins-Ikone Uwe Gensheimer, der die Mannheimer als Kapitän aufs Feld führte. Nun aber wählten die Löwen-Spieler den Rechtsaußen aus Pforzheim zu ihrem Anführer, was irgendwie überraschend kam, aber paradoxerweise auch keine große Überraschung ist. Schließlich trägt der 33-Jährige seit 2007 das Trikot des Clubs. Kurzum: Er war und ist prädestiniert für dieses Amt.

Groetzki ist der Bundesliga-Rekordspieler der Badener, hat alle Titelgewinne des Vereins miterlebt. Und vor allem mitgeprägt. Nur gegangen ist er trotz anderer Angebote nie. Aus ehrlicher Liebe zum Club, der ihm die Möglichkeit gab, in der Bundesliga zu spielen. Und auch, weil Groetzki stets aufrichtig und demütig zu schätzen wusste, welch privilegierte Situation er vorfindet. Der Rechtsaußen hat sein Hobby zum Beruf gemacht, kann Handball auf höchstem Niveau spielen - und trotzdem in der Nähe seiner Familie sein. Den Wert dieses „Standort-Vorteils“ hat der Linkshänder häufig betont. Und zurückgezahlt mit Leistung hat er sowieso. Der Legendenstatus ist ihm absolut sicher. Völlig egal, was da noch kommt.

Ein Wachmacher

Und doch nimmt er nun nach 15 Jahren im Verein eine noch exponiertere Stellung ein. Groetzki selbst will das Kapitäns-Thema im Gespräch mit dieser Redaktion indes „nicht überbewerten“. Er spricht vor dem Bundesliga-Saisonstart am Samstag (20.30 Uhr) gegen die MT Melsungen von ein „bisschen mehr Verantwortung in vielerlei Hinsicht“, die nun auf ihn zukäme: „Aber dem fühle ich mich gewachsen.“ Was nur allzu verständlich ist, denn er war bei den Löwen schon immer so etwas wie der Eismann am Strand, der genau in dem Augenblick „Schoko“, „Vanille“, „Nuss“ und „Sahne“ anpries, als alle auf ihren Liegestühlen gemütlich wegdösten und träumten.

Das Problem: Nicht alle wurden in den vergangenen Jahren beim zweifachen deutschen Meister wach, sondern schliefen einfach weiter. Selbst dann - um im Bild zu bleiben - als das Eis schmolz. Kurzum: Die Verantwortlichen verpassten etwas. In diesem konkreten Fall zwar kein Eis, sondern deutlich mehr. Aber das ist ein anderes Thema, über das die Löwen nicht mehr so gerne sprechen. Sie wissen ja längst selbst, dass sie ein bisschen viel verschlafen haben.

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Den Start in die nächste Epoche begeht der Club nun mit einem neuen Kapitän, der ehrlich zugibt, dass diese Wahl und das damit verbundene Amt für in „nach solch einer langen Zeit im Verein sicherlich eine Ehre“ sei. Gleichzeitig stellt er aber auch klar, dass sich für ihn nicht sonderlich viel ändere. „Ich habe schon vorher meinen Mund aufgemacht, wenn es etwas zu sagen gab. Dafür spielt das Kapitänsamt keine Rolle.“ Was in Groetzkis Fall definitiv stimmt, ohne ihn damit zum Querulanten zu machen. Im Gegenteil: Er war stets einer der Mahner und Warner - und lag mit seinen Worten nicht ganz so falsch, wie die Vergangenheit zeigt.

Groetzki sprach in den zurückliegenden Jahren Fehlentwicklungen an, war aber vor allem intern immer ein extrem loyaler Teamplayer. Entsprechend sieht sich der 33-Jährige auch künftig innerhalb der Mannschaft keinesfalls als alleinigen Wortführer: „Als sichtbares Zeichen nach außen führe ich jetzt die Löwen als Kapitän aufs Feld. Aber wir haben das auf einigen Schultern verteilt. Wir sind ein Team im Mannschaftsrat, werden gemeinsam führen und hoffentlich durch Leistung vorangehen.“

Der neue Kapitän weiß dabei genau, wie wichtig Letzteres ist. Denn Führungsspieler zu sein, ist selten einfach, schließlich reicht es ja nicht, hier und da ein paar schlaue, kritische oder fordernde Sätze zu sprechen. Vielmehr müssen den Führungsspieler-Worten auch Führungsspieler-Taten folgen. Und zwar regelmäßig. Sonst fehlt die Glaubwürdigkeit.

In 15 Löwen-Jahren konnte man sich allerdings immer auf Groetzki verlassen. Auf und neben dem Platz. Sonst hätten die Kollegen ihn wohl auch kaum zum neuen Kapitän gewählt.

Redaktion Handball-Reporter, Rhein-Neckar Löwen und Nationalmannschaft

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