Bietigheim-Bissingen. Nach Kapitän Patrick Groetzki und Torhüter Mikael Appelgren gehört Jannik Kohlbacher inzwischen zu den drei dienstältesten Profis bei den Rhein-Neckar Löwen und hat beim zweifachen deutschen Meister entsprechend schon einiges erlebt. Höhen wie den Pokalsieg mit dem Mannheimer Bundesligisten - aber eben auch die Tiefen wie beispielsweise die vergangene Saison. Auch deshalb sitzen die Erlebnisse aus der schlechtesten Spielzeit seit dem Wiederaufstieg beim Silbermedaillen-Gewinner von Paris noch immer wie kleine Widerhaken unter der Haut, lösen Erinnerungen aus - oder sorgen eben auch für Erleichterung, wenn es dann besser läuft als zuletzt.
Nicht zuletzt deshalb sorgte der 33:25 (19:11)-Erfolg der Löwen bei Aufsteiger SG BBM Bietigheim für ehrliche Freude beim Kreisläufer der Badener, der direkt nach dem Abpfiff einer der ersten beim wieder mal überragenden Keeper David Späth (21 Paraden, 47 Prozent Fangquote) war und ihn robust herzte. Die Zeiten, als klare Siege bei Aufsteigern und Außenseitern noch die Regel waren, sind bei den Löwen schließlich schon länger vorbei, woran Kohlbacher in der Bietigheimer Eishockey-Arena gerne nochmals erinnerte.
Den Auftakt-Coup gegen den THW Kiel untermauert
„Wir haben es ja im vergangenen Jahr erlebt, als wir zwei Mal gegen Eisenach verloren haben. Wenn du zu so einem Spiel fährst und denkst, du hast schon gewonnen, dann bringen dir auch die zwei Punkte gegen Kiel nichts“, nahm „Kohli“ kurz Bezug zum Auftakt-Coup gegen den THW Kiel, den die Löwen mit ihrem souveränen Auftritt in Bietigheim noch etwas wertvoller machten.
Vom Start weg ließ das Team von Trainer Sebastian Hinze mit einer starken Abwehrarbeit, die fast jeden Fehler der SG BBM mit einem Gegenstoß bestrafte, keinen Zweifel daran, wer das Parkett als Sieger verlassen würde. 7:1 und 11:2 hießen die Zwischenstände, die für die Schwaben um ihren spanischen Star-Coach Iker Romero schon das Schlimmste befürchten ließen.
„Wir haben eine gute Abwehr gestellt und die Fehler von Bietigheim ganz gut ausgenutzt. Abwehr, Torhüter und Tempospiel muss eben unser Grundstein sein und da haben wir zuletzt viel gemacht“, beschrieb Kohlbacher das aktuelle Erfolgsrezept, zu dem sich im Positionsangriff individuelle Stärke wie beispielsweise der erneut überzeugende Auftritt von Neuzugang Ivan Martinovic (11/5 Tore) gesellte. Eine gute Mischung, die einiges erwarten lässt.
Zur Wahrheit gehörte allerdings auch, dass sich die Löwen mit einem 3:7-Lauf im ersten Durchgang oder am Ende der zweiten Halbzeit ein paar Phasen erlaubten, die ohne den klaren Vorsprung im Rücken vielleicht für mehr Stress gesorgt hätten. Ein paar unvorbereitete Würfe, keine gute Quote vom Kreis, wo Steven Plucnar und auch Kohlbacher selbst (ein Tor bei vier Versuchen) einiges liegen ließen. „Es hätte noch ein bisschen höher ausgehen können“, räumte der Nationalspieler ein und auch Keeper Späth hielt fest: „Wir sind keine perfekt Mannschaft und haben kein perfektes Spiel gemacht.“
Trainer Hinze spricht Verbesserungsbedarf klar an
Damit lagen das Duo auf einer Wellenlänge mit Trainer Hinze, der sich zunächst über den souveränen Auftritt freute. „Wir kontrollieren über die starke Anfangsphase das ganze Spiel und haben ein Selbstverständnis für das gezeigt, was wir leisten können. Aber am Ende fallen wir in so ein Spiel, das wir nicht haben wollen, verlassen teilweise das System und schenken dem Gegner Bälle“, sprach Hinze diese Dinge direkt nach dem Spiel an. Der Plan soll schließlich im größeren Maßstab greifen und schon die Wellenbewegungen innerhalb einer einzelnen Partie minimieren. „Die Mannschaft, die wir werden wollen, muss über 60 Minuten in dieser Konsequenz, Härte, Organisation und Disziplin da sein - und das waren wir in der letzten Viertelstunde nicht“, blickte der Coach auf einen zweiten Durchgang, den der Aufsteiger ausgeglichen (14:14) gestalten konnte.
„Das muss angesprochen werden“, akzeptierte Keeper Späth diese Kritik, sieht sein Team aber insgesamt auf dem richtigen Weg. „Das war ein wichtiger Schritt nach vorne für uns und genau diese Leistung brauchen wir am Samstag auch gegen Melsungen. Jeder hat Bock auf die Saison, auf jedes Spiel. Ich glaube hier wächst etwas Super-Geiles zusammen“, meinte der 22-Jährige. Und auch Jannik Kohlbacher würde diese Wellen-Form aus dem Vorjahr „mit ein paar Weltklasse-Leistungen aber auch unterirdischen Auftritten“ gerne zu den Akten legen. Nach erst zwei Spielen ist in dieser Beziehung zwar noch Vorsicht geboten, aber der Odenwälder ist wie gesagt schon lange genug bei den Löwen, um selbst kleinere seismographische Veränderungen zum Besseren gut wahrnehmen zu können.
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