Mannheim. „Weiter geht der Lachs“ heißt der Podcast, in dem Terrence Boyd zusammen mit Kumpel Luis Schwabe seit knapp einem Jahr über sein Leben spricht. Es geht um Alltägliches, Anekdoten, seine Sicht auf die Welt – aber natürlich immer wieder um Fußball. In der jüngsten Episode, die am Mittwoch veröffentlicht wurde, redete der 33-jährige Mittelstürmer des SV Waldhof auch über die 0:2-Niederlage gegen RW Essen. Ein Rückschlag im Kampf um den Klassenerhalt. „Wir waren klar besser, hatten mehr Chancen und hätten gewinnen müssen. Wir haben nicht schlecht gespielt und nicht gekämpft, sondern nur die Tore nicht gemacht“, sagte Boyd.
Auch wenn es der in Bremen geborene 14-fache US-Nationalspieler nicht konkret aussprach: Er hatte die Tore nicht gemacht. 33 Torschüsse gaben die Mannheimer ab, Boyd selbst versemmelte drei Großchancen. Möglichkeiten, die ein Angreifer seiner Qualität normalerweise verwertet.
Das unglückliche Essen-Spiel kann dabei als Symptom für die kleine Formdelle herhalten, mit der der Torjäger in diesen Wochen kämpft. Gegen Essen verzweifelte Boyd mehrmals an RWE-Torwart Jakob Golz, und als er kurz vor der Pause nach einem Abpraller einmal den Ball im Netz untergebracht hatte, pfiff ihn der Schiedsrichter wegen einer minimalen Abseitsstellung zurück. Beim Gegentor zum 0:1 wiederum beförderte Boyd den Ball im eigenen Strafraum per Kopf unfreiwillig vor die Füße des Torschützen Torben Müsel. In der Vorwoche in Duisburg (1:1) hatte der 33-Jährige sein Team mit einem Eigentor in Rückstand gebracht.
Ein großer Gewinn für diese Mannschaft
Ein persönliches Tief zur Unzeit – denn der SVW ist in den jetzt anstehenden entscheidenden Wochen der Saison dringend auf diesen Unterschiedsspieler für die 3. Liga angewiesen. „Wir haben Terrence geholt, damit er Tore erzielt. Die Chancen sind da, jetzt muss er daran arbeiten, dass er die Tore auch wieder erzielt. Er hat die Qualität dafür. Die muss er für den Verein und die Mannschaft einbringen“, sagte Waldhof-Trainer Marco Antwerpen vor dem Spiel beim SC Verl (Samstag, 16.30 Uhr). Der Coach setzte mit dieser Aussage einen Reizpunkt, er will Boyd anstacheln.
Beide kennen sich gut aus gemeinsamen Zeiten beim 1. FC Kaiserslautern. In der Drittliga-Saison 2021/2022, als Antwerpen kurz vor den Relegationsspielen gegen Dynamo Dresden beurlaubt wurde, schoss Boyd 15 Tore für den FCK - und legte damit den Grundstein für den Zweitliga-Aufstieg. In Mannheim ist die Verbindung Boyd/Antwerpen bisher noch nicht so ertragreich. Fünf Tore hat der Stürmer seit seiner Verpflichtung im Januar für den SVW erzielt, zwei davon aber noch unter Antwerpens Vorgänger Rüdiger Rehm (beim 4:1 in Halle).
Das ändert grundsätzlich nichts an dem Befund, dass Boyd für diese Mannschaft ein gewaltiger Gewinn ist. Mit seiner Präsenz und Wucht bindet er die gegnerischen Verteidiger, wirft sich mit Verve in jeden Zweikampf und hat mit seiner Kopfballstärke in der Defensive gefühlt mindestens so viele Standardsituationen geklärt wie Innenverteidiger Marcel Seegert. Und dass nach nur ein paar Monaten fast niemand in Mannheim mehr über Boyds FCK-Vergangenheit spricht, spricht Bände. Der Wahl-Eppelheimer ist ein offener, sympathischer Typ, ein ehrlicher Charakter, ein echter Mentalitäts- und Führungsspieler. Boyd tut diesem Team einfach gut.
Jetzt muss nur das Glück im Abschluss zurückkehren. In seinem Podcast erklärt Boyd das Rezept, wie man als Mittelstürmer im Fußball auch schwierige Phasen übersteht. Indem man sich das kurz bevorstehende nächste Erfolgserlebnis im Kopf „manifestiert“. „Du musst es dir selber einreden, daran glauben“, meinte er. Vielleicht hilft dieses Konzept ja schon am Samstag in Verl. Wie Boyd sagen würde: Weiter geht der Lachs.
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