Mannheim. Über 1000 Waldhof-Fans in der Duisburger Arena feierten auch eine halbe Stunde nach dem Schlusspfiff noch. Vereinslegende Walter Pradt, der am Freitag 75 Jahre alt geworden wäre, wurde ausgiebig besungen - und natürlich auch das 1:1 (0:1)-Unentschieden, mit dem die Mannheimer den MSV im Abstiegskampf der 3. Fußball-Liga auf acht Punkte Distanz hielten. Was war das Remis wert? Unsere Antworten zu den wichtigsten Fragen beim SVW.
Mittlerweile sechs Spiele ohne Niederlage in Folge, aber konnte der SV Waldhof in Duisburg auch fußballerisch überzeugen?
Erst nach der Pause. Streng genommen sogar erst nach 60 Minuten. Und mit Abstrichen. Der MSV spielte um seine letzte Chance auf den Klassenerhalt, entsprechend mutig und offensiv agierten die Duisburger. Der SVW hatte zwar auch im ersten Durchgang einige Möglichkeiten, doch einen Zugriff auf den Gegner bekam er nicht. Und von Spielkontrolle konnte erst recht keine Rede sein. Der Rückstand nach einem Eigentor von Terence Boyd (32.) war nicht unverdient.
„Die erste Halbzeit war keine gute, aber nach dem Seitenwechsel haben wir an die Leistungen der Vorwochen angeknüpft“, sagte Mittelfeldmann Fridolin Wagner, dessen Schuss der Duisburger Tobias Fleckstein (69.) ins eigene Tor zum Ausgleich lenkte.
Baxter Bahn lobte die „Reaktion“, die seine Mannschaft in der zweiten Halbzeit gezeigt habe. Er gab aber auch zu, „unzufrieden“ zu sein, „wenn wir uns die ganze Woche vorbereiten und dann wieder mit einem 0:1 in die Kabine gehen. Wir haben in der ersten Halbzeit viele Körner gelassen, weil wir viel unnütz gelaufen sind.“ Er mahnte: „Immer drehen lässt sich ein Rückstand nicht.“
Nach dem Ausgleich rannten die Duisburger unkoordiniert und fast ohne jegliche Konterabsicherung an, doch der SVW agierte im Umschaltspiel viel zu schlampig. Sonst wäre sogar ein Dreier drin gewesen. Fazit: Die Mannheimer blieben trotz eines Rückstands stabil, überzeugten kämpferisch. Aber spielerisch lief nicht alles rund.
Wie schätzten die Protagonisten beim Waldhof das hart erkämpfte Unentschieden ein?
„Mit dem Remis kann ich erstmal leben“, sagte Trainer Marco Antwerpen. Auch Kapitän Marcel Seegert nahm den Punkt gerne mit: „Es ist ganz, ganz wichtig, dass wir die Duisburger nicht haben herankommen lassen. Der Abstand ist unverändert, es ist ein Spiel weniger und wir haben das bessere Torverhältnis.“
Mit einem Sieg an Rhein und Wedau wäre vielleicht sogar schon eine Vorentscheidung im Abstiegskampf gefallen. Doch von den teils zu schlampig gespielten Konterchancen mal abgesehen, scheute der Waldhof gegen nach dem Ausgleich verunsicherte Duisburger auch das allerletzte Risiko.
„Wir wollten natürlich gewinnen. Und auf der Bank sagt man sich vielleicht: ,Greift an, greift an.’ Aber auf dem Feld überlegt man sich schon, ob man nicht lieber den sicheren Pass spielt“, gab Bahn zu. Kurzum: Für die Mannheimer ging es vor allem darum, das Spiel in Duisburg nicht zu verlieren.
Wie ist fünf Spieltage vor Saisonende die Lage im Tabellenkeller der 3. Fußball-Liga?
Durch den weiterhin intakten Aufwärtstrend mit 14 von 18 möglichen Punkten im März und April sind die Mannheimer Perspektiven auf den Klassenerhalt mittlerweile blendend. Mit dem Remis am Freitagabend raubte der SVW dem MSV wohl die letzte realistische Chance auf den Klassenerhalt, auch wenn Duisburgs Trainer Boris Schommers immer noch vom Ligaverbleib spricht.
Neben dem abgeschlagenen Schlusslicht SC Freiburg II steht seit Samstag auch der VfB Lübeck (1:4 in Unterhaching) mit elf Punkten Rückstand auf Mannheim de facto als Absteiger fest.
Das einzige Team aus dem Kreis der letzten Vier der Tabelle, das die Kurpfälzer theoretisch noch ernsthaft in Gefahr bringen könnte, ist der Hallesche FC. Doch die Sachsen-Anhaltiner verspielten beim 2:4 bei Viktoria Köln am Samstag eine 2:0-Führung und haben mittlerweile sechs Punkte und zwölf Tore Rückstand auf den Waldhof.
Das ist eine Menge Holz, vor allem wenn man die aktuelle Form des HFC (zuletzt nur 1 von 12 möglichen Punkten) in die Gleichung mit aufnimmt. Halle müsste in den verbleibenden fünf Spielen sieben Punkte mehr als der SVW holen. Nicht unmöglich, aber eher unrealistisch.
Wie schwer ist das Restprogramm des SV Waldhof?
Dreimal auswärts, nur noch zweimal daheim - das klingt in Anbetracht der vom Output meistens überschaubaren Mannheimer Auftritte in gegnerischen Stadien erst einmal problematisch. Andererseits treffen die Waldhöfer auswärts beim SC Verl (Samstag, 27. April, 16.30 Uhr), beim FC Ingolstadt (Sonntag, 5. Mai, 19.30 Uhr) und bei Erzgebirge Aue zum Saisonfinale (Samstag, 18. Mai, 14 Uhr) in der Fremde nur noch auf Teams zwischen Gut und Böse, für die es um wenig bis nichts mehr geht. Laut der gängigen 45-Punkte-Rechnung für die Rettung braucht der SVW (aktuell 38 Punkte) noch sieben weitere Zähler, um eine weitere Saison in der 3. Liga sicher planen zu können. „Wir müssen weiter punkten“, sagte Wagner in Duisburg.
Vielleicht kann der SVW sogar schneller als gedacht einen Haken an das Thema Klassenerhalt machen. Eminent wichtig wird dabei das vorletzte Heimspiel gegen RW Essen (Sonntag, 13.30 Uhr). Sollte dort mit der Unterstützung der eigenen Fans ein Sieg gelingen, könnte Halle auch mit einem Erfolg gegen Verl den Sechs-Punkte-Rückstand nicht verkürzen. Und das wäre bei dann nur noch vier ausstehenden Partien und dem bereits erwähnten erheblich besseren Mannheimer Torverhältnis mindestens eine Vorentscheidung.
Während der Waldhof sein letztes Heimspiel am Samstag, 16. Mai, 16.30 Uhr, gegen Nachbar SV Sandhausen bestreitet, trifft der HFC trifft nach Verl noch auf Saarbrücken (A), Unterhaching (H), Bielefeld (A) und Dortmund II (H).
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