Mannheim. Während vor dem Gäste-Fanblock die Party stieg, standen die Profis des SV Waldhof vor der OST-Tribüne im ungemütlich kalten April-Regen wie die sprichwörtlich begossenen Pudel - auch wenn es dort wegen der Leistung entsprechenden Applaus gab. Mit dem 0:2 (0:1) gegen Rot-Weiss Essen war allerdings nicht nur die Serie von sechs Spielen ohne Niederlage gerissen, sondern mit der Pleite gegen die noch auf den Aufstiegsrelegationsplatz schielenden Westdeutschen war der im Abstiegskampf lastende Druck plötzlich wieder deutlich greifbar geworden. Nur noch drei Punkte und das bessere Torverhältnis trennen den SVW vier Spieltage vor Saisonende vor dem am Samstag gegen den SC Verl siegreichen Halleschen FC auf Platz 16 und dem Gang in die Regionalliga Südwest.
Viel vorwerfen lassen musste sich der SV Waldhof über die 90 Minuten gegen Essen nicht, aber mit ihrem Chancenwucher wirkten die Mannheimer ordentlich am Auswärtserfolg der Essener mit. „Mit der Leistung können wir generell zufrieden sein, aber Tore gehören leider zu diesem Sport dazu“, brachte Waldhof-Trainer Marco Antwerpen auf den Punkt, was den Blau-Schwarzen an diesem Sonntagnachmittag fehlte.
SV Waldhof – Rot-Weiss Essen 0:2 (0:1)
- SV Waldhof: Hanin – Klünter, Jans, Karbstein, Bolay (69. Carls) – Rieckmann (86. Gouras), Wagner (69. Bahn) – Arase (77. Hawkins), Kobylanski (69. Sohm), Abifade – Boyd.
- Rot-Weiss Essen: Golz – Rios Alonso, Kourouma (63. Berlinski), Götze, Voelcke – Müsel, Eisfeld (67. Rother)– Kaiser (63. Plechaty), Harenbrock (89. Vonic), Wiegel – Doumbouya (63. Young).
- Tore: 0:1 Müsel (42.), 0:2 Vonic (90.).
- Gelbe Karten: Klünter, Rieckmann, Karbstein – Eisfeld, Kaiser, Berlinski.
- Beste Spieler: Wagner, Klünter – Golz, Rios Alonso.
- Schiedsrichter: Michael Bacher (Amerang).
- Zuschauer: 14 764.
- Nächstes Spiel: SC Verl – SV Waldhof (Samstag, 27. April, 16.30 Uhr).
Vor allem in der zweiten Halbzeit konnte man den Eindruck gewinnen, dass der RWE-Bus nicht wie für alle sichtbar am VIP-Container, sondern direkt vor dem Tor der Rot-Weißen geparkt war. So blockte beispielsweise Felix Götze nach einer Ecke gegen Terrence Boyd und vor seinem eigenen Keeper Jakob Golz (78.), nur zwei Minuten später warf sich Jose-Enrique Rios Alonso in den Versuch des eingewechselten Jalen Hawkins (80.) - und diese Aufzählung ließe sich nahtlos fortsetzen, wenn man die Möglichkeiten von Boyd (57.) oder die Großchancen aus der ersten Halbzeit dazuzählt.
Auch RWE-Coach Dabrowski spricht von „glücklichem Erfolg“
RWE-Coach Christoph Dabrowski ordnete den Erfolg seiner Mannschaft deshalb auch als „glücklich“ ein und lag damit sicher auf der richtigen Seite. „In der zweiten Halbzeit ging es darum, bedingungslos als Mannschaft zu verteidigen. Sich überall reinzuwerfen, alles abzublocken, was möglich ist. Deshalb würde ich nicht von einem verdienten Sieg sprechen, weil die Mannheimer bis zum Schluss die Bälle reingepflastert haben“, atmete Dabrowski nach dem Schlusspfiff durch.
Sein Gegenüber Marco Antwerpen hörte das Lob natürlich gerne, kaufen konnte sich der 52-Jährige aber nichts davon. „Die Leistung hat gestimmt, das müssen wir jetzt nächste Woche in Verl konservieren - und dann eben auch Tore erzielen“, legte Antwerpen den Finger nochmals in die Wunde.
Der Waldhof-Coach musste sein Team gleich auf vier Positionen umbauen, in der Innenverteidigung ersetzte Laurent Jans den gelbgesperrten Kapitän Marcel Seegert und übernahm zugleich die Spielführerbinde. Die Hintermannschaft bekam dann auch gleich einen Eindrucke der Offensivstärke von RWE, als Sascha Voelcke aus der Distanz abzog, Waldhof-Keeper Omer Hanin den Ball nur nach vorne abwehren konnte und deshalb auch gleich noch gegen Cedric Harenbrock retten musste (7.). Essen spielte zunächst den klareren Ball, in Führung gehen hätte aber der Waldhof müssen. So hatte Terence Boyd das 1:0 auf dem Fuß, RWE-Keeper Golz rettete aber mit dem linken Fuß (18.). Noch größer war die Gelegenheit für Samuel Abifade, der den Ball aus kurzer Distanz über die Latte jagte, nachdem Kelvin Arase geblockt worden war (32.). Und dann hatte der SVW auch noch Pech, als Fridolin Wagner eine Ecke an den kurzen Pfosten köpfte (35.).
Doch Essen blieb trotz der Überlegenheit der Mannheimer immer gefährlich. So war Hanin zwar gegen Moussa Doumbouya zur Stelle, als die SVW-Defensive eine Flanke nicht klären konnte (38.). Vier Minuten später war der Waldhof-Schlussmann allerdings machtlos. Nach einer Freistoßflanke verlor Jans im Zentrum ein weiteres Kopfball-Duell, Terence Boyd köpfte den Ball an Julian Rickmanns Rücken und Torben Müsel bedankte sich für den Flipper-Ball mit dem 1:0 für Essen (42.). „Dass wir Standardsituationen nicht gut verteidigen, begleitet uns jetzt schon die ganze Saison“, monierte Antwerpen mit Blick auf den unnötigen Rückstand. „Da kriegen wir ein unfassbares Tor aus Garnichts“, schüttelte Fridolin Wagner über diesen Gegentreffer den Kopf. In der Nachspielzeit schien es, dass Boyd diesen Schock ausbügeln könnte, doch der Waldhof-Stürmer traf aus einer Abseitsposition.
Spiel unterbrochen: Essen-Profi am Kopf getroffen
Vor dem Wiederanpfiff waren die SVW-Profis erstaunlich schnell wieder auf dem Rasen. „Es gab wenig zu korrigieren“, meinte Antwerpen und es entwickelte sich förmlich ein Spiel auf ein Tor, dass die Mannheimer aber Minute um Minute an den eigenen Abschlüssen und den Essener Abwehrtaten verzweifeln ließ. Dass der eingewechselte Leonardo Vonic gerade einmal nach 17 Sekunden an einem einfachen Ballgewinn in der Mannheimer Hälfte beteiligt war und dann selbst mit dem 0:2 (90.) den Deckel auf die Partie machte, passte da förmlich ins Bild.
„Da haben wir uns dann die Chance verspielt, noch einmal richtig etwas herauszuholen“, sagte Antwerpen, der mitansehen musste, wie die Partie im Anschluss dann auch noch unterbrochen wurde, weil der Eindruck entstand, RWE-Profi Voelcke sei von einem geworfenen Gegenstand am Kopf getroffen worden. Ein unrühmliches Ende eines unerwartet grauen Sonntagnachmittags.
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