Mannheim. Es handelt sich um eine Naturkatastrophe apokalyptischen Ausmaßes: Mindestens 50 000 Menschen fielen der Erdbebenserie in der Türkei und Syrien zum Opfer, weitere Hunderttausende haben fast alles verloren. Die Hilfsbereitschaft in der Region ist zum Glück riesig – auch die beiden Mannheimer Fußball-Traditionsvereine VfR und SV Waldhof sammeln fleißig Spenden für die betroffenen Gebiete. Am Dienstag (19 Uhr) steigt im Rhein-Neckar-Stadion die Wiederauflage des Stadtderbys als Benefizspiel für die Erdbebenopfer.
Der Fußball soll an diesem Abend nur Mittel zum Zweck sein. „Es geht darum: Helft uns zu helfen. Das Sportliche ist völlig zweitrangig. Ich hoffe, dass wir einen schönen Abend haben und eine große Summe zusammenkommt, damit wir das Leid zumindest ein kleines bisschen lindern können. Wenn wir dann noch ein paar schöne Tore sehen, hat der Sport seinen Teil beigetragen“, sagt VfR-Präsident Boris Scheuermann.
Die Rasenspieler haben direkte Verbindungen in die Unglücksregion. Sportvorstand Serkan Zubari stammt aus der betroffenen Gegend, der beim VfR für die Elektrik zuständige Bülent Büyükasik beklagt den Verlust von 18 Menschen aus seinem Familien- und Freundeskreis.
Neidharts klare Forderung
Angesichts solch furchtbarer Schicksale spielt der Sport selbstverständlich nur eine untergeordnete Rolle. Der SV Waldhof hat schnell seine Zusage für das Benefizspiel gegeben, das nach 4:17 Minuten für eine Gedenkminute unterbrochen werden soll – am 6. Februar um 4:17 Uhr überraschte das verheerende Beben die Menschen im Schlaf. Der SVW hat zudem angekündigt, vor dem Anpfiff einen zusätzlichen Spendenscheck an Bürgermeister Christian Specht zu übergeben. VfR-Präsident Scheuermann hofft auf eine stattliche fünfstellige Summe und wäre froh, wenn mindestens 1000 Zuschauer ihren Weg ins Rhein-Neckar-Stadion fänden. Der als Teil der Spenden vorgesehene Eintritt kostet fünf Euro, kann aber nach Belieben aufgestockt werden, um die Menschen in der Türkei und Syrien zu unterstützen.
Sportlich ist der Verbandsliga-Tabellenführer gegen den Aufstiegskandidaten aus der 3. Liga natürlich krasser Außenseiter – auch wenn der VfR mit Ali Ibrahimaj, Nicolas Jüllich oder Hassan Amin gleich mehrere Spieler in seinen Reihen hat, die zu Regionalliga-Zeiten auch schon für den SV Waldhof aufliefen. Im Hinterkopf haben die Rasenspieler zudem schon das Topspiel beim Zweiten FC Zuzenhausen am Samstag.
Waldhof-Trainer Christian Neidhart hat angekündigt, gegen den VfR den Profis Spielpraxis zu verschaffen, die zuletzt wenig auf dem Platz standen. Dazu gehören die Rekonvaleszenten Luca Bolay und Johannes Dörfler, aber auch Edel-Reservisten wie Berkan Taz, Daniel Keita-Ruel oder Marc Schnatterer. Nach der komplett ernüchternden 0:4-Niederlage am Samstag bei Borussia Dortmund II hatte Neidhart in deutlichen Worten angemahnt, dass er von seinen Bankdrückern bessere Leistungen erwartet. Wer verbal Ansprüche anmelde, müsse diese auch mit Taten auf dem Platz untermauern. „Es ist ganz wichtig, dass gegen den VfR einige Spielpraxis bekommen. Da erwarte ich aber ein deutlich anderes Gesicht und nicht dieses mimosenhafte Getue. Das geht mir am meisten auf den Sack. Ansprüche anmelden kann ich halt nur, wenn ich mit der Leistung auf dem Platz vorangehe. Alles andere wird im Fußball nicht funktionieren“, sagte der SVW-Coach.
Zumindest ein bisschen geht es also doch darum, wie sich beide Teams auf dem Platz präsentieren werden. Das letzte Pflichtspiel zwischen dem VfR und dem SVW gewannen die Blau-Schwarzen im Oktober 2019 mit 3:0 im Viertelfinale des bfv-Pokals. Aktuell trennen beide Vereine drei Spielklassen. Doch viel wichtiger als das Ergebnis auf der Anzeigetafel ist am Dienstag ohnehin die Spendensumme, die für die Krisenregion zusammenkommt.
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