Oberhausen. Alexander Rossipal setzte sich auf einen Platz neben der Trainerbank und starrte ins Leere. Der Abwehrmann des SV Waldhof wollte für einen Moment in sich gehen. Darüber nachdenken, wie das passieren konnte. Bei der 0:4 (0:2)-Niederlage gegen Borussia Dortmund II im Stadion Niederrhein in Oberhausen war der SVW förmlich in seine Einzelteile zerfallen. Dabei schienen die Zeiten, in denen die Mannheimer wie ein dankbarer Punktelieferant durch die gegnerischen Stadien der Republik taumelten, der Vergangenheit anzugehören. Ein Trugschluss, wie der unterirdische Vortrag gegen die Dortmunder U23 bewies, der zweiten Auswärtsniederlage in Folge nach dem 1:2 bei Erzgebirge Aue. „Wir dachten eigentlich, wir haben uns auswärts stabilisiert. Stattdessen fallen wir wieder komplett in ein Loch“, sagte ein frustrierter Rossipal.
Der Blutdruck von Trainer Christian Neidhart bewegte sich auch eine halbe Stunde nach dem Abpfiff noch in ungesunden Regionen. Der sichtlich aufgebrachte Waldhof-Coach kündigte im Oberhausener Presseraum zunächst an, sich lieber nicht in Rage reden zu wollen, um dann teilweise doch Klartext folgen zu lassen. Zu tief saß die Schmach, wie miserabel sich sein Team beim bis Samstag schlechtesten Heimteam der Liga präsentiert hatte. Der SVW-Coach prangerte das immer wieder auftretende Problem der fehlenden Einstellung an - und geißelte zugleich gravierende Defizite in der Tiefe des Kaders, in dem Ausfälle von Stammkräften zurzeit nicht gleichwertig ersetzt werden können. Schwierigkeiten, die dazu führen, dass der SVW nach einem guten Start ins neue Jahr mit drei Siegen wieder der Flatterhaftigkeit aus der ersten Halbserie verfallen ist.
Entschuldigung bei den Fans
Trainer Neidhart war aus nachvollziehbaren Gründen mächtig angefressen über den desolaten Auftritt gegen junge Borussen, die insgeheim kaum fassen konnten, wie leicht der Aufstiegskandidat aus der Kurpfalz sie gewähren ließ - Justin Njinmah (18., 65.), Franz Pfanne (22.) und Marco Pasalic (90.+4) erzielten die Tore für den BVB II, während sich der Waldhof aus dem Spiel heraus keine einzige klare Torchance erarbeiten konnte. „Wir waren über 90 Minuten weit davon entfernt, etwas mitzunehmen. Das Zweikampfverhalten war katastrophal. Und wenn du so einfach Gegentore bekommst . . .“, seufzte Neidhart, der sich bei den 800 mitgereisten Anhängern entschuldigte. „Ich bin richtig enttäuscht. Dass wir den Fans, die mitfahren, so etwas anbieten, ist für mich unerklärlich.“
Dass seine Profis zum wiederholten Male die in der 3. Liga unabdingbare Galligkeit vermissen ließen, war das Eine. „Ich verstehe einfach nicht, warum wir die nötigen Tugenden nicht auf den Platz bringen. Das muss man die Jungs fragen, warum sie es nicht geschafft haben“, sagte Neidhart. Dass aber der Ausfall der Außenbahnspieler Adrien Lebeau (Knöchel) und Marten Winkler (Fieber) in Oberhausen offensichtlich die Statik des Teams sprengte, muss mit Blick auf die nahenden entscheidenden Wochen der Saison intern die Alarmglocken schrillen lassen.
„Man sieht, welches Personal auf dem Platz stand“, spielte Neidhart vielsagend auf die aktuellen Formdefizite bei etlichen Bankdrückern an. Marc Schnatterer mühte sich bei seinem Startelf-Debüt in 2023 zwar, hatte aber auch einige unglückliche Aktionen dabei, die seinen fehlenden Rhythmus offenbarten. „Ich habe so gut es ging versucht, meine Leistung auf den Platz zu bringen“, sagte der 37-Jährige hinterher. Der Routinier ohne Spielpraxis stach dabei noch den strauchelnden Hoffnungsträger Berkan Taz aus, dem Neidhart auch gegen seinen früheren Verein Dortmund II keine tragende Rolle von Beginn an zutraute. Daniel Keita-Ruel, Dominik Kother, Adrian Malachowski oder Willy Sommer firmieren sowieso in der Rubrik Mitläufer. Bestenfalls.
Neidhart sprach die Defizite auf der eigenen Bank erstaunlich offen an. „Wenn Spieler sich aufregen, dass sie zu wenig spielen, wäre für sie heute eine gute Gelegenheit gewesen, weil wir Ausfälle hatten“, meinte der 54-Jährige und fügte vergleichsweise spitz hinzu: „Nur mit dem Mund wirst du keine Spiele entscheiden. Die Taten müssen auf dem Platz folgen. Daran messe ich jeden Einzelnen. Da muss man deutlich sagen: Das hat heute nicht gereicht.“
Er habe für die wiederkehrenden Ausfallerscheinungen seines Teams zwar eine Erklärung, „aber die sollte besser in den eigenen vier Wänden bleiben“. Am Alsenweg steht vor dem Topspiel gegen Spitzenreiter Elversberg am Montag eine ungemütliche Woche an.
Das nächste Spiel des SV Waldhof: Montag, 6. März um 19 Uhr gegen SV Elversberg. Alle Spiele der 3. Liga live bei MagentaSport.