Mannheim. Die Problematik mit den ungeliebten zweiten Mannschaften der Clubs aus den Top-Ligen ist so alt wie der professionelle Fußball selbst. Meist sind diese Mannschaften eine Wundertüte, da sie oft in wechselnden Besetzungen antreten, irgendwie dann doch außer Konkurrenz mitlaufen und zu allem Übel auch noch kaum Zuschauer haben. Auf eigenem Platz in überschaubarem Maß, auswärts meistens gänzlich ohne Unterstützung.
Neben den Regionalligen ist davon immer mehr auch die 3. Liga betroffen. Mit Hannover 96 II und dem VfB Stuttgart II kommen in der anstehenden Saison 2024/25 gleich zwei der vier Aufsteiger aus dem Pool der U-23-Teams. Zudem ist noch Borussia Dortmund II am Ball, der SC Freiburg II musste zuletzt wieder zurück in die Regionalliga.
Das sagt der SV Waldhof zu der Situation in der Dritten Liga
Immerhin können sich die übrigen Drittligisten in der kommenden Spielzeit auf etwas mehr Fernsehgeld freuen, weil die zweiten Mannschaften nach den Statuten daran nicht beteiligt werden und der Teiler ansteigt, aber ansonsten dürfte sich die Begeisterung in Grenzen halten. Es ist ein offenes Geheimnis, dass die Verantwortlichen lieber die Stuttgarter Kickers und Würzburg in der Liga gehabt hätten, die in der Südwest-Staffel oder in der Relegation das Nachsehen hatten.
Es ist schwer, da eine richtige Lösung zu finden. Die Vereine haben sich sportlich qualifiziert und sich den Startplatz entsprechend verdient.
Anthony Loviso, Technischer Leiter Sport beim Mannheimer Drittligisten SV Waldhof, wird es wohl ähnlich sehen, drückt sich aber diplomatisch aus. „Es ist schwer, da eine richtige Lösung zu finden. Die Vereine haben sich sportlich qualifiziert und sich den Startplatz entsprechend verdient“, sagt der Sportchef und muss die Situation annehmen wie sie ist.
Stuttgarter Kickers trifft es härter als den SV Waldhof
150 Kilometer weiter südöstlich am Stuttgarter Fernsehturm spürt man die Problematik aus eigener Betroffenheit entsprechend intensiver. So wurden die Stuttgarter Kickers nach 23 Spieltagen als Tabellenführer der Regionalliga Südwest am letzten Spieltag noch vom VfB Stuttgart II abgefangen. Das 0:3 beim FC Homburg stürzte die „Blauen“ ins Tal der Tränen, während die Hochbegabten vom ungeliebten großen Nachbarn künftig in Liga drei am Ball sind.
Das ist mehr als bitter für die Kickers, die natürlich nicht über die Mittel, die Infrastruktur und ein riesiges Reservoir von Talenten aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) verfügen. Mit Blick auf die Zuschauerzahlen waren die die Duelle mit dem VfB aber schon in der Regionalliga ein Ärgernis, wo mit Hoffenheim II und Eintracht Frankfurt II noch zwei weitere U-23-Teams im Wettbewerb standen.
„Man wünscht sich natürlich auch bei Heimspielen Gäste-Fans. Das macht die besondere Atmosphäre beim Fußball aus und das ist bei den zweiten Mannschaften jetzt nicht so angesagt. Grundsätzlich spielen wir lieber gegen andere Traditionsvereine“, sagte Kickers-Geschäftsführer Matthias Becher unlängst in einem Beitrag für die „Sportschau“.
Das sagt der VFB II zur Lage
Bei Aufsteiger VfB II sehen die Verantwortlichen die Situation naturgemäß anders und wünschen sich Wettkampfpraxis auf höchstmöglichem Niveau. „Die U-21-Spieler bekommen in der Bundesliga gerade einmal drei Prozent der Gesamtspielzeit. Deshalb ist das der praktische Zugang für unsere Jungs, die im athletischen und mentalen Bereich dann nochmals ganz anders gefordert sind. Wir sind auf diese wesentlichen Erfahrungen einfach angewiesen“, sagt Stephan Hildebrandt, NLZ-Leiter beim VfB Stuttgart mit Blick auf seine elf Junioren-Nationalspieler - auch wenn diese bei den Auswärtsspielen weiter kaum Unterstützung bekommen werden. Waldhof-Sportchef Loviso schaut deshalb vor allem auf die eigenen Möglichkeiten. „Bei solchen Spielen müssen wir dann eben versuchen, die 1000 zusätzlichen Fans aus unserem Lager ins Stadion zu bringen.“
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