Mannheim. Um kurz vor eins war die Welt für Christian Neidhart noch in Ordnung. Erwartungsgemäß mit viel Applaus begrüßten die Fans des SV Meppen den langjährigen Trainer der Emsländer, der nun mit der ungewohnten Waldhof-Raute in die Hänsch-Arena zurückkehrte. Auch den Weg auf die von ihm aus rechts gelegene Gästebank fand der 53-Jährige, ohne sich zu verlaufen. Mehr als den warmen Applaus gab es für Neidhart am Ende aber nicht auf die lange Heimreise mitzunehmen.
Dabei wird ihm der Auftritt seiner Elf beim desaströsen 2:6 (1:3) im Emsland wohl lange Zeit du denken gegeben haben. Denn trotz der Verletzungssorgen und der daraus resultierenden personellen Umstellungen konnte nicht alles auf diesen Faktor abgewälzt werden. Die Gegentorflut war schließlich historisch seit dem Aufstieg in die 3. Liga, diese Klatsche dürfte für längere Zeit Bestand haben und verhinderte auch, dass Coach Neidhart nochmals das Gespräch mit den alten Bekannten aus Meppen suchte.
„Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht gut verlieren kann und jetzt da keine große Lust habe, noch irgendwo abzuklatschen“, war dem Waldhof-Trainer das Spiel ordentlich auf die Laune geschlagen. Nach dem Abpfiff hatte der Coach aber immer noch genug Energie, seine geprügelte Elf vehement in die Ecke mit den rund 300 mitgereisten Waldhof-Fans zu schicken. Dort hatten die Mannheimer Profis einiges zu erklären.
Zum Beispiel, warum sie nach dem frühen 1:0 durch Dominik Martinovic nach nur 47 Sekunden nicht vom Meppener Schock profitieren konnten, sondern das Spiel noch vor der Halbzeit aus der Hand gaben. So funktionierten die eigentlich auf Frische getrimmten Wechsel in der Startelf mit Marten Winkler und Adrien Lebeau in der Offensive nicht sonderlich. Angesichts des ideenlosen Spiels nach vorne stellte sich dann auch eine gewisse Passivität ein, die Meppen wieder in die Partie brachte.
Höger fehlt im Mittelfeld
„Gegen Aue haben wir uns in jeden Zweikampf geworfen - egal auf welcher Position, egal auf welcher Stelle auf dem Platz“, legte Kapitän Marcel Seegert den Finger in die Wunde und ließ auch etwas die Einstellungsfrage anklingen. Die Emsländer waren jedenfalls zur Stelle und drehten die Partie durch den Doppelpack von Samuel Abifade (23./38.), der erst bei einem Konter über den halben Platz sprinten und sich 15 Minuten später die Kugel an der Strafraumgrenze zurechtlegen durfte.
„Meppen war heute eiskalt, da war jeder Schuss drin - da liegst du auf einmal 1:3 hinten“, zählte Seegert noch den Nackenschlag den unmittelbar zuvor eingewechselten Ole Käuper dazu (45+4) - zur Wahrheit gehörte aber auch, „dass diese Treffer alle hätten verteidigt werden können“, wie Neidhart einräumte. „Das eine bedingt eben oft das andere“, war dem 53-Jährigen durchaus bewusst, dass sich sein Team in diesen Szenen alles andere als auf dem Niveau eines Spitzenteams bewegt hatte.
Dass Marco Höger wegen Beschwerden am Bauchmuskel schon früh ausgewechselt werden musste, tat dem nach einem Stabilisator suchenden Spiel des SV Waldhof natürlich auch nicht gut, aber es ließ sich nicht alles mit der personellen Misere erklären, denn nach dem Seitenwechsel hatten die Mannheimer tatsächlich nochmals Möglichkeiten, die Partie erfolgreicher zu gestalten „Wir hatten noch Chancen auf das 2:3 und das 3:3“, spielte Kapitän Seegert etwa auf die Szene unmittelbar nach der Halbzeit an, als der eingewechselte Pascal Sohm aus spitzem Winkel vorbeischoss (51.) und Martinovic eigentlich noch die größere Auswahl hatte, aber nicht nach innen zog, sondern auch aus spitzem Winkel mitten auf SVM-Keeper Jonas Kersken zielte (58.). Stattdessen war es erneut der überragende Abifade, der mit dem 4:1 für die Entscheidung sorgte und von der Strafraumkante erneut Maß nehmen durfte.
„Das sieht fies aus“
Ekinciers 4:2 (85.) war nur noch Ergebniskosmetik. Dass der Waldhof dann aber weiter völlig aufmachte und per Konter durch Sascha Pisch (90.+2) und Marius Kleinsorge (90.+4) in seine Einzelteile zerlegte wurde, war so unnötig wie darauf zu hoffen, dass diese Niederlage einfach so zu den Akten gelegt wird. „Das kommentiere ich schon gar nicht mehr“, meinte Neidhart schmallippig zu den beiden letzten Gegentoren. „Dass wir die noch bekommen, das kann so eigentlich nicht sein“, blickte Mittelfeld-Renner Baxter Bahn auf die Anzeigetafel. „Das sieht schon fies an und fühlt sich auch scheiße an“, wendete der Ex-Rostocker den Blick schnell wieder ab und hofft auf den Faktor Zeit. „Das müssen wir jetzt schnell aus den Knochen schütteln“, meinte Bahn, während Trainer Neidhart eher den Eindruck machte, das ihm das 2:6 in den Kleidern hing.
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