Schriesheim. Die Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs entlang der Badischen Bergstraße erwartet eine Erweiterung des Angebotes: Zwischen 19 und 20 Uhr soll es eine zusätzliche Fahrt geben. Dem daraus entstehenden Kostenanteil für Schriesheim in Höhe von 6500 Euro pro Jahr stimmte der Gemeinderat gegen die Stimmen von CDU und Freien Wählern zu.
Anlass für die Änderung sind Anregungen von Fahrgästen. Vor allem Mitarbeiterinnen und Kunden des Einzelhandels äußerten gegenüber der RNV den Wunsch, auch nach Ladenschluss nach Weinheim, Hirschberg, Schriesheim und Heidelberg fahren zu können. Bislang springt gerade in diesem Zeitraum der Takt der Linie 5 von zehn auf 30 Minuten.
Die Betreffenden wünschen sich daher Zusatzfahrten ab 19 Uhr. Gerne griff die RNV diese Anregungen auf und suchte nach einer Lösung. Laut RNV könnte sie darin bestehen, dass die von Viernheim kommende Fahrt der Linie 5, die bislang um 19.21 Uhr am Alten OEG-Bahnhof in Weinheim endet, um 19.40 Uhr nach Schriesheim verlängert wird.
Gleichzeitig würde in der Gegenrichtung die von Heidelberg kommende Bahn, die bislang um 19.34 Uhr in Schriesheim endet, nach Weinheim verlängert. Grund für diese Maßnahme, die ebenfalls den Kunden nutzt, sind jedoch betriebsinterne Abläufe der RNV. Nach ihren Angaben könnte sie bereits im Juni mit dem neuen Angebot loslegen.
Dieses bedeutet aber natürlich einen zusätzlichen Kostenaufwand für die anliegenden Kommunen: für Weinheim rund 43 Prozent, für Hirschberg 29 und für Schriesheim 28 Prozent. Für die Weinstadt entstünden damit jährliche Mehrkosten in Höhe von rund 6500 Euro. Für das laufende Restjahr 2022 wären exakt 2043,04 Euro fällig.
Grüne mit Bedenken dafür
„Insbesondere bei der Linie 5 ist die engmaschige Taktung der Fahrten ein wesentlicher Faktor“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Bürgermeister Christoph Oeldorf beantragt im Rat daher ein Ja – und das „ohne schlechtes Gewissen“.
„Grundsätzlich freuen wir uns immer, wenn es einen Ausbau des ÖPNV gibt“, sagt Bernd Molitor von den Grünen, erneuert jedoch die Kritik seiner Fraktion an der Berechnungsgrundlage, den sogenannten Nutzzugkilometern, die Schriesheim mit seiner langgestreckten Gemarkung aus seiner Sicht benachteiligt. „Da müssen sich auch die anderen Gemeinden einen Tick mehr bewegen, als sie es in der Vergangenheit gemacht haben“, so Molitor, der dennoch Zustimmung ankündigt.
CDU kritisiert RNV-Antrag
Anders die CDU. „Da geht es wirklich nicht um die Kosten, sondern um die Signalwirkung“, begründet Fraktionschef Michael Mittelstädt deren Ablehnung. „Es ist ja schön, dass die RNV sagt, da ist Bedarf da“, kritisiert er fehlende Zahlenangaben über den Bedarf. Besonders ärgert ihn die Begründung für die Gegenfahrt, „nur weil dann am Schluss die beiden Fahrer besser nach Hause kommen.“ Dass diese betriebsinternen Zwänge von den Gemeinden finanziert werden müssten – „da habe ich erhebliche Probleme mit der Begründung dieses Antrages.“
„Wir schätzen schon den ÖPNV als wichtigen Baustein nachhaltiger Mobilität, aber es geht wirklich um diese Kostenverteilung“, begründet Jutta Becker die Ablehnung der Freien Wähler. Sie will erst das Ergebnis der gerade laufenden Neuverhandlungen über den Kostenschlüssel abwarten, das 2023 feststehen soll.
„Wenn nur das Stichwort OEG fällt, dann gibt es eine Grundsatzdiskussion, da kann der Betrag noch so gering sein“, kritisiert Rainer Dellbrügge (SPD) derartige Einwände und korrigiert: „Die Kritik ist nicht berechtigt. Es ist nicht so, dass nichts passiert ist“, legt er dar: „Für die Gemeinden, die nur lange Strecken haben, somit hohe Kosten, ist der Kostenfaktor abgedämpft.“ Für das neue Angebot trage Schriesheim „den geringsten Kostenanteil überhaupt“, rechnet er vor. „Tatsache ist, dass eine bessere Verbindung auch eine noch bessere Auslastung nach sich zieht“, begründet Dellbrügge die Zustimmung der SPD.
„ÖPNV-Ausbau ist grundsätzlich eine positive Angelegenheit“, erläutert Wolfgang Renkenberger die Zustimmung der FDP. „Nicht zuzustimmen würde bis auf die paar Euros, die wir dadurch sparen, keinen Vorteil bringen“, mahnt der Liberale. „Ich glaube mittlerweile nicht mehr, dass wir durch Verweigerung etwas erreichen können.“
In der Schlussabstimmung votieren 13 Räte von Grünen, SPD und FDP für die Verbesserung des ÖPNV-Angebotes, sieben von CDU und Freien Wählern dagegen, AfD-Stadtrat Thomas Kröber enthält sich.
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim_artikel,-schriesheim-schriesheim-billigt-zusaetzliche-abendfahrten-der-rnv-linie-5-_arid,1938766.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim.html
[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/hirschberg.html
[3] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/heidelberg.html
[4] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/viernheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Diskussion um Zusatzfahrten der RNV in Schriesheim: Nicht auf der Höhe der Zeit