Schriesheim. Der Schriesheimer Bund der Selbstständigen (BdS) zieht Konsequenzen aus dem erneuten Anstieg der Corona-Zahlen, der aktuell besonders die Weinstadt an der Bergstraße heimsucht: Wie der BdS-Ortsvorsitzende Rolf Edelmann dem „MM“ mitteilt, hat er sämtliche Vorbereitungen für die Mathaisemarkt-Leistungsschau und die Mittelstandskundgebung seines Verbandes gestoppt. Auch die traditionelle Nikolausaktion des BdS wird es in diesem Jahr nicht geben.
In normalen Zeiten wäre der BdS-Vorsitzende jetzt schon dabei, für die neuntägige Leistungsschau das große Gewerbezelt zu ordern, dessen Versorgung mit Strom und Heizung zu organisieren, die Ausschreibungen für die Stände an die Gewerbetreibenden der Region rauszuschicken und auch selbst persönliche Gespräche zu führen, um wieder neue Aussteller zu gewinnen. Dies alles wird diesmal unterbleiben.
Denn Rolf Edelmann sitzt der Schock aus dem Jahre 2020 noch in den Knochen. Damals fanden zwar die Mittelstandskundgebung und die Leistungsschau noch statt, doch letztere endete abrupt auf halber Strecke, als der Mathaisemarkt wegen der steigenden Corona-Zahlen nach nur fünf Tagen doch abgebrochen werden musste. „Schon das hat unserem Verein rund 30 000 Euro Verlust gebracht“, berichtet Edelmann unter Hinweis auf ausgebliebene Standgebühren bei gleichzeitig trotzdem zu zahlenden Fixkosten.
Ein ähnliches finanzielles Risiko will der BdS-Vorsitzende nicht wieder eingehen. Denn ein gar noch größeres würde bedeuten, jetzt das teure Gewerbezelt zu ordern und dann kurzfristig absagen zu müssen.
Markt-Aktivitäten des BdS
Grundlage: Historisch und rechtlich ist der Mathaisemarkt kein Volksfest, sondern ein Markt. Er begann 1579 als Verkaufsstätte für landwirtschaftliche und handwerkliche Produkte. Erst im 20. Jahrhundert traten Unterhaltungsaktivitäten hinzu (Rummelplatz, Musikveranstaltungen etc.).
Leistungsschau: Sie zeugt noch heute von der früheren Tradition. Sie findet in einem separaten Gewerbezelt statt, mit etwa 45 Ausstellern aus der gesamten Region.
Mittelstandskundgebung: Seit 1950, zunächst im Zehntkeller, seit den 1970er Jahren im Festzelt und mit prominenten Festrednern wie Helmut Kohl, Franz Josef Strauß, Edmund Stoiber, Guido Westerwelle etc.
Mini-Version nicht finanzierbar
Und selbst wenn eine Leistungsschau möglich wäre – „die Auflagen, die es dann sicher geben würde, wären nicht praktikabel“, ist Edelmann überzeugt. „Die Verpflichtung zu Abständen würde bedeuten, dass wir die Ausstellung nur mit weniger Ausstellern als sonst üblich bestücken dürften“, erläutert er: „Und das würde für uns dann natürlich geringere Einnahmen an Standgebühren bedeuten und die ganze Sache nicht mehr finanzierbar werden lassen.“
Ganz zu schweigen von den Folgen einer Begrenzung der Besucherzahl, die ebenfalls zu erwarten sei. Für Firmen, die natürlich ein Interesse an möglichst vielen Besuchern haben, wäre eine Teilnahme unter solchen Einschränkungen gar nicht mehr attraktiv; schon unter normalen Bedingungen hatte Edelmann in manchen Vorjahren alle Mühe, sein Zelt voll zu bekommen. Von Abstandsgebot und Besucherbegrenzung vor allem betroffen wären die Gastro-Betriebe, die im Unterschied zum Rest der Aussteller vom direkten Verkauf an die Besucher leben.
Ähnliche Probleme bestehen bei der Mittelstandskundgebung, die Edelmann daher ebenfalls abgesagt hat. Selbst wenn es das große, 1500 Besucher fassende Festzelt geben sollte, was derzeit ohnehin eher fraglich scheint, würden mit Abstandsregeln nur etwa 500 Einlass finden können: „Dafür kommt kein hochrangiger Redner nach Schriesheim.“
Mit der Absage ihrer Mittelstandskundgebung stehen die Schriesheimer jedoch nicht alleine. Auch seine Kundgebungen in Rot am See und in Tengen hat der BdS-Landesverband, dessen Vizepräsident Edelmann ja ebenfalls ist, bereits abgesagt. Wie es mit der traditionellen Mittelstandskundgebung auf dem Mannheimer Maimarkt im nächsten Jahr aussieht, bei welcher der BdS-Landesverband allerdings nur einer von mehreren Mitveranstaltern ist, „lässt sich heute noch nicht sagen“, so der BdS-Landesvize.
Bleibt noch das Feuerwerk oberhalb der Strahlenburg zum Abschluss jedes Mathaisemarktes, das traditionell vom BdS oder korrekter gesagt: durch Spenden seiner Mitgliedsbetriebe finanziert wird. Zum einen, so Edelmann, müsse man sehen, ob es überhaupt einen Mathaisemarkt geben werde, zum anderen, ob die Firmen angesichts ihrer Corona-bedingten finanziellen Situation dazu in der Lage oder willens seien, sich für diesen Zweck finanziell zu engagieren.
Auch Weihnachtsaktion fällt aus
Betroffen von der Corona-bedingten Einschränkung seiner Arbeit ist auch eine Aktivität des BdS noch in diesem Jahr: die traditionelle Weihnachtsaktion, in deren Rahmen der Vorstand in der Altstadt in der Adventszeit Geschenke an die Passanten verteilt: „Ich kann nicht als Nikolaus durch die Gassen laufen, wenn das Gebot lautet, Abstand zu halten“, betont Edelmann.
Immerhin, und daran erinnert der BdS-Chef noch einmal, gelte ja auch auf dem samstäglichen Wochenmarkt in der Kirchstraße das Maskengebot – auch wenn dieses, wie er durchaus kritisch anmerkt, „nur sehr locker praktiziert wird.“
URL dieses Artikels:
https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim_artikel,-schriesheim-bds-sagt-seine-aktivitaeten-fuer-den-mathaisemarkt-2022-ab-_arid,1873887.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/schriesheim.html
Mannheimer Morgen Plus-Artikel Kommentar Pausieren und nachdenken - BdS Schriesheim stoppt Mathaisemarkt-Vorbereitungen