Mannheim

Wo in Mannheim Studis und Geflüchtete unter einem Dach wohnen

„Das ist was Besonderes“, sagt Mannheims Sozialbürgermeister Riehle (SPD) über die Neubauten für Geflüchtete in Käfertal. Warum? Die Erklärung im Überblick.

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Martin Geiger
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Zur Halbzeit der Baustelle in Käfertal hat Mannheims Wirtschafts- und Sozialbürgermeister Thorsten Riehle (4.v.r.) zum Rundgang geladen. © Martin Geiger

Mannheim.

Was lässt die Stadt Mannheim da bauen?

Fünf neue Gebäude entstehen in der Edisonstraße, nicht weit weg vom Habichtplatz. In ihnen sollen ab Februar nächsten Jahres insgesamt 220 Menschen – überwiegend Geflüchtete – untergebracht werden. Die Baukosten liegen nach Angaben der Stadtverwaltung bei etwa 13 Millionen Euro.

Warum macht die Stadt Mannheim das?

Aus mehreren Gründen, die zwei wichtigsten sind: Die Stadt ist verpflichtet, Menschen unterzubringen, die nach Deutschland gekommen sind, um hier Schutz zu suchen. Sie verfügt jedoch nicht über ausreichende Kapazitäten, um die Vielzahl an Menschen, die sie beherbergen müsste, tatsächlich aufzunehmen. Darum sind zusätzliche Unterkünfte notwendig.

Und was ist der zweite Grund?

Die Stadt Mannheim möchte die Menschen angemessen unterbringen. Sie will also möglichst auf Massenunterkünfte verzichten, erklärt Wirtschafts- und Sozialbürgermeister Thorsten Riehle (SPD) am Donnerstag bei einem Baustellenrundgang. Denn wo beispielsweise Turnhallen mit Feldbetten vollgestellt sind und die Untergebrachten kaum Rückzugsmöglichkeiten haben, ist das Konfliktpotenzial sehr groß – und Riehle zufolge die Integration besonders schwer. Darum sagt er: „Wir müssen die Unterbringung so gestalten, dass die Menschen eine Chance haben, ihre Bedürfnisse zu erfüllen.“

Welche Rolle sollen dabei die fünf neuen Gebäude in Käfertal spielen?

Die zentrale. Riehles Angaben nach ist es nämlich nicht nur das erste Mal, dass die Stadt selbst Gebäude für die Unterbringung von Geflüchteten bauen lässt. Sie sind zudem auch baulich und konzeptionell für Mannheimer Verhältnisse etwas Spezielles.

So sollen die fünf Gebäude in der Mannheimer Edisonstraße im Februar aussehen. © Hoffnungsträgerprojektentwickler

Warum sind die Häuser baulich außergewöhnlich?

Weil sie hauptsächlich aus Holz bestehen. Und weil sie in Käfertal mehr oder weniger nur noch aus etwa 200 vorgefertigten Wandteilen zusammengesteckt werden. „Legomäßig“, erklärt Matthias Kuhn vom Projektentwickler Hoffnungsträger.

Weshalb wird auf diese Art und Weise gebaut?

Das hat zwei wesentliche Vorteile: Erstens geht es vergleichsweise schnell. So sollen alle fünf Gebäude inklusive der Außenanlagen nach dem Baubeginn im Juli bereits im Februar beziehbar sein – also nach etwa acht Monaten. Zudem können die Häuser, da es sich um eine Art Baukastenprinzip handelt, recht flexibel gestaltet werden. Das gilt auch für den Innenbereich, wo durch das Entfernen von Zwischenwänden die Wohnungszuschnitte veränderbar sind – falls die Holzbauten, die Kuhn zufolge eine Lebenszeit von 50 bis 80 Jahren haben, in Zukunft einmal anders genutzt werden sollen.

Fast wie beim Bauen mit Lego werden die Fertigteile zusammengesteckt – erst das Treppenhaus, dann ein „Wohnturm“ nach dem anderen. © Martin Geiger

Wie sehen die Unterkünfte nach der Fertigstellung aus?

Alle haben drei Stockwerke und in der Mitte ein Treppenhaus. Links und rechts davon befinden sich zwei Flügel, die unterschiedlich groß sein können. Pro Etage und Flügel gibt es eine gemeinschaftliche Küche und zwei Sanitärräume. Dazu kommen jeweils zwischen vier und sechs Zimmer, die alle 15 Quadratmeter groß und immer für zwei Personen gedacht sind. Die Wände sind aus Sperrholzplatten, die Böden aus Laminat.

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Warum sind die Häuser konzeptionell außergewöhnlich?

Weil die Stadt dort „Integration anders denken“ will, wie es Bürgermeister Riehle ausdrückt. „Das ist eine der Hauptaufgaben, die wir als Kommunen haben, dass wir Gelingensfaktoren identifizieren.“ Darum sollen die künftigen Bewohnerinnen und Bewohner in Käfertal nicht nur untergebracht, sondern vom ersten Tag an ihre Einbindung in die Stadtgesellschaft gefördert werden. Dazu soll neben den Geflüchteten in jedem Gebäude eine Wohngemeinschaft (WG) aus Studierenden oder Auszubildenden leben. Deren Bewohner will die Stadt „wie in einer Art Casting“ auswählen, so Riehle. Wichtigstes Kriterium: „Wir suchen Studierende, die die Menschen dabei unterstützen möchten, dass ihre Integration in die Gesellschaft gelingt.“

Wie und wo kann ich mich als Studierender für diese WGs bewerben?

Das steht – ebenso wie die Mietpreise – noch nicht fest. Riehle rechnet damit, dass es Anfang nächsten Jahres soweit sein wird.

Bürgermeister Riehle beim Rundgang: Jedes Zimmer ist 15 Quadratmeter groß und für zwei Personen gedacht – selbst wenn diese sich nicht kennen. © Martin Geiger

Wie viele Geflüchtete leben derzeit in Mannheim?

Nach Angaben von Klaus-Jürgen Ammer – der bei der Stadtverwaltung den neu konzipierten Fachbereich Unterbringung, Förderung und Betreuung Schutzbedürftiger leiten wird – etwa 2000 Menschen, die hierzulande Asyl beantragt haben. Hinzu kämen noch etwa 4800 Ukrainerinnen und Ukrainer, die nach dem russischen Angriff auf ihr Land geflüchtet sind. Von diesen müsse die Kommune rund 800 unterbringen, die anderen seien bereits mit Wohnraum versorgt.

Wie entwickelt sich die Zahl der Schutzsuchenden derzeit?

„Im Moment haben wir massiven Druck aus der Ukraine“, sagt Bürgermeister Riehle. „Die Zuweisung von Ukrainern hat die der Asylsuchenden bereits um einiges übertroffen.“ Ammer fasst das in Zahlen: Während pro Monat etwa 20 bis 30 Asylsuchende neu nach Mannheim kämen, seien es aus der Ukraine 120 bis 200 Personen. Hauptgrund dafür sei die Aufhebung des Ausreiseverbots für 18 bis 22-Jährige durch die ukrainische Regierung vor einigen Wochen. Ammer sagt: „Wir haben fast die gleiche Problematik wie im Herbst 2023.“

Redaktion Reporter für das Ressort "Mannheim".

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