Fuchs-Ausstellung

"Wir wollen helfen" - das ist die Benefizaktion des "Mannheimer Morgen"

Seit mehr als sechs Jahrzehnten besteht die Aktion „Wir wollen helfen“ des „Mannheimer Morgen“ - als unbürokratische Unterstützung sozial schwach gestellter Menschen. Der Künstler Manfred Fuchs stiftet ihr den gesamtem Erlös seiner Ausstellung.

Von 
Peter W. Ragge
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Nicole Dudziak und Matthias Kerkmann (beide THW) laden zusammen mit Peter W. Ragge und Matthias Bretschneider und Anja Wagner Weihnachtsgeschenke in Q6/Q7 aus. © Christoph Blüthner

Mannheim.

Den Anfang machen die beiden Zeitungsgründer selbst. Eitel Friedrich Freiherr von Schilling und Karl Ackermann, die Herausgeber, greifen in ihre eigene Tasche, stellen Geld zur Verfügung. Das sei „ein Sonderauftrag zur praktischen sozialen Politik unseres Blattes“, schrieben sie im Dezember 1946.

Der „Mannheimer Morgen“ ist gerade erst ein paar Monate alt, die Stadt liegt noch in Trümmern, viele Menschen hausen in Bunkern oder Baracken, und eine Schlagzeile kündigt an: „Nach Neujahr wieder Winterspeisung“. Aber die damals nur wenige Seiten umfassende Zeitung berichtet auch darüber, dass „MM“-Mitarbeiter an die „Ärmsten der Notleidenden unserer Stadt Weihnachtsgrüße“ überbringen, um „im Dunkel der Notzeit den Glauben an die menschliche Solidarität zu stärken“, vor allem bei den „Alten in Bunkern und Kellern“.

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Diese Solidarität beweist der „Mannheimer Morgen“ bis heute unverändert, seit über 75 Jahren. Dafür ist die „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“ längst zum Markenzeichen geworden, drückt sie doch auf besonders klare Weise aus, worum es geht: „Wir“ wollen helfen - sprich der Verlag hilft, aber er hilft wiederum auf der Basis vieler Menschen, die sich ebenso von dem Wort „Wir“ angesprochen fühlen, nämlich all der Spender, die das Geld dafür geben. Und neben der finanziellen Seite ist das ja auch stets Ausdruck der gegenseitigen Anteilnahme, des bürgerschaftlichen Miteinanders.

Die große Spendenbereitschaft zeigt sich bereits in den 50er Jahren, als nach einem „MM“-Bericht viele Mannheimer gerne Geld spendeten für ein schwer herzkrankes Kind, dessen Leben seinerzeit allein durch eine Operation in den USA gerettet werden kann - und das dann tatsächlich überlebt. Günther Ebert, so der Name des Jungen, kann den Flug über den Atlantik antreten, erfolgreich behandelt werden. Ein junger Mensch hat wieder eine Zukunft - und zugleich ist der Beweis erbracht: Die Bürger sind bereit, Not bei ihren nächsten Nachbarn zu lindern - wenn eine anerkannte Adresse für die korrekte Verwendung aller Gelder einsteht. Und diese Adresse ist seinerzeit wie heute der „MM“, der den Fall des Jungen begleitete und garantierte, dass die Spenden richtig ankommen. Nach dem herzkranken Bub folgen weitere Einzelfälle, und mit der Zeit erwächst daraus die anfangs nur zu Weihnachten tätige, dann sich über das ganze Jahr erstreckende „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“. Neben dem „Adventskalender“ der „Süddeutschen Zeitung“ ist „Wir wollen helfen“ eines der ältesten Sozialwerke einer deutschen Tageszeitung.

Das Fundament dafür ist seit den 1960er Jahren ein juristisch von der Zeitung unabhängiger, eingetragener und vom Finanzamt als gemeinnützig anerkannter Verein. Aber natürlich steht dahinter ideell und materiell der „Mannheimer Morgen“, der damit seit Jahrzehnten soziales Engagement zeigt - und zwar bereits zu Zeiten, als es noch nicht üblich ist, dies als Teil moderner Unternehmenskultur von „Corporate Social Responsibility“ zu betrachten.

 „MM“ trägt Sachkosten

An der Spitze des Vereins steht stets eine Persönlichkeit aus der Unternehmensleitung, lange der frühere Herausgeber Rainer von Schilling und jetzt Florian Kranefuß, Sprecher der Geschäftsführung der HAAS Mediengruppe. Für ihn ist es „selbstverständlich“, dass das Flaggschiff und die Keimzelle der HAAS Mediengruppe, der „Mannheimer Morgen“, sämtliche Personal- und Sachkosten von „Wir wollen helfen“ übernimmt, so dass alle Spenden 1 : 1 ohne Abzug „an die Stellen gelangen, wo Mannheimer sie wirklich benötigen“, wie er betont.

Aber keine Überweisung, kein Scheck gehen ohne genaue Prüfung ‘raus: „Wir wollen helfen“ kann und will immer nur letzter Rettungsanker sein. Spendengelder sollen lediglich dann fließen, wenn wirklich alle anderen Chancen auf Zahlungen von Behörden und Versicherungen ausgeschöpft sind. „Die Spenden erreichen die Bedürftigen als Einzelpersonen direkt und nicht über Umwege“, hebt Kranefuß die besondere Rolle von „Wir wollen helfen“ hervor. Die Aktion helfe „unkompliziert und unmittelbar dort, wo Menschen in nicht selbstverschuldete Notlagen geraten sind, bei denen staatliche Hilfe nicht möglich ist“.

Jeder eingehende Brief, jede Bitte eines Hilfesuchenden wird erst einmal daraufhin geprüft, ob die geschilderte Notlage überhaupt begründet, ob Hilfe erforderlich ist. Dazu erwartet das kleine Team des Hilfsvereins eine Aufstellung über die regelmäßigen Einnahmen, aber auch über Ausgaben, sprich, was für Miete, Heizung, Strom, Telefon, Versicherungen, eventuelle Ratenzahlungen anfällt. Oft versucht das Team, einen anderen Ausweg als nur eine finanzielle Hilfe zu weisen. Denn „Wir wollen helfen“ will helfen, dass sich die Menschen wieder selbst helfen können - was sehr oft funktioniert und dem Team Mut macht.

Dabei fungiert das „Wir wollen helfen“-Team oft als Ansprechpartner, sachkundiger Ratgeber, „Kummerkasten“ und Wegweiser durch den Dschungel juristischer Regelungen. Daher erkennt der Hilfsverein aber wiederum genau, ob bei einer Bitte um Gelder aus dem „Wir wollen helfen“-Topf wirklich eine begründete Notlage vorliegt oder ob es nicht andere Auswege gibt, ohne auf Spendengelder zurückgreifen zu müssen.

Das ist es, was die Spender an „Wir wollen helfen“ so schätzen - die Gewissheit, dass in ihrer eigenen Stadt und nach einer genauen, sachkundigen Prüfung nur da geholfen wird, wo Hilfe wirklich nötig ist. Daher tragen die Mannheimer diese Aktion mit. Mehrere hundert Bürger kommen dazu pro Jahr in das „MM“-Kundenforum, um bar Geld für die Aktion einzuzahlen - in Kleinbeträgen von zehn, 20, 50 oder 100 Euro, mehrfach aber auch 500 und einmal sogar 2000 Euro.

Das Engagement geht aber noch weiter, von dem Basar des Netzwerks Haushalt (früher Hausfrauenverband) oder Benefizkonzerten des Richard-Wagner-Verbandes, deren Erlös dem „MM“ zugutekommt, über das geleerte Sparschwein bis zur ansehnlichen Firmenspende oder dem Verzicht auf Geschenke bei Geburtstagen. Jährlich darf der „MM“-Hilfsverein auf das Bauhaus als größten Einzelspender bauen, gefolgt von der Unternehmensgruppe Diringer & Scheidel und der Sparkasse Rhein Neckar Nord. Aber wichtig ist, dass ein Großteil der Einnahmen in Kleinbeträgen von der Breite der Bevölkerung stammt.

Unvergessen sind die großen Benefizgalas von Künstlern des Nationaltheaters. Als schöne Tradition erhalten hat sich das jährliche Konzert der Staatlichen Musikhochschule, bei der neben seinen Dozenten auch meist der Präsident selbst, der international renommierte Pianist Professor Rudolf Meister, für die gute Sache in die Tasten greift. Auch das Absolventennetzwerk „Absolventum“ organisiert jährlich ein Benefizkonzert und ruft weltweit zu Spenden auf - weshalb auch Überweisungen aus dem Ausland den „MM“-Hilfsverein erreichen.

„MM“-Aktion „Wir wollen helfen“



Träger: Hilfsverein Mannheimer Morgen e. V., gemeinnütziger, eingetragener Verein.

Vorstand: 

Vorsitzender Florian Kranefuß, Vorsitzender der Geschäftsführung der HAAS Mediengruppe (Mitte)

2. Vorsitzender „MM“-Chefreporter Peter W. Ragge (rechts);

Geschäftsführender Vorsitzender Matthias Bretschneider (links).

Alle Spenden sind voll steuerabzugsfähig.

Sämtliche Verwaltungs- und Personalkosten trägt der Verlag des „Mannheimer Morgen“.

Geholfen wird nach Prüfung der Bedürftigkeit und der finanziellen Verhältnisse mit Barzuschüssen in besonderen Einzelfällen, zudem zu Weihnachten mit Gutscheinen für Lebensmittel oder Spielzeug/Bücher/ Kinderkleidung.

Anträge mit Nachweis der Bedürftigkeit (etwa Hartz-IV-Bescheid) auf vorgedruckten Formularen schriftlich an „MM“-Aktion „Wir wollen helfen“, Dudenstraße 12-26, 68167 Mannheim.

Alle Berichte und Informationen im Internet unter mannheimer-morgen.de/wwh

Idee: Blumepeterfest

„Dieses bürgerschaftliche Engagement ist notwendiger Klebstoff, der unsere Gesellschaft zusammenhält und näher zusammenrücken lässt, um Gutes zu bewirken -ganz besonders in Zeiten, in denen die Unterschiede zwischen Armut und Reichtum immer weiter auseinanderdriften“, betont Florian Kranefuß die Bedeutung der vielen Benefizveranstaltungen.

Hervorzuheben ist schließlich das immense Engagement des Karnevalsvereins Feuerio, vieler Mitstreiter und Firmen, die das Blumepeterfest erst möglich machen und mit dessen Reinerlös sie einen wichtigen Teil der Jahreseinnahmen des Hilfsvereins beisteuern.

Begonnen hat das alles 1966, als der „Mannheimer Morgen“ zu seinem 20-jährigen Bestehen den Mannheimern einen Brunnen und die bronzene Blumepeter-Plastik stiftet. Zunächst auf dem Gockelsmarkt in N 4 platziert, steht sie heute auf den Kapuzinerplanken. Auf die Feuerianer Kalu Schmeißer und Hermann Fischer geht die, wie es im ersten Text des „MM“ dazu heißt, „nebelhafte Idee“ eines Blumepeterfests zur Einweihung der Bronzeplastik zurück, das von den Karnevalisten ehrenamtlich ausgerichtet wird, nur auf Spenden basiert und dem „MM“-Hilfsverein Einnahmen bescheren soll. Genau 2749,47 D-Mark bleiben bei der Premiere übrig. Inzwischen steigt das Fest immer an einem Samstag Ende September am Wasserturm, hat sich der Reinerlös fast verzwanzigfacht. 35 000 bis 40 000 Euro kommen jedes Jahr zusammen.

Die Spender legen damit stets den Grundstein, um nicht allein Menschen bei besonderen Notlagen unter die Arme greifen zu können. In der Vorweihnachtszeit gilt das besondere Augenmerk des „MM“-Hilfsvereins Mädchen und Jungen aus armen Familien ebenso wie einsamen, älteren Männern und - meist - Frauen, die nur eine karge Rente erhalten. Ihnen stellt die „MM“-Aktion zu Weihnachten Gutscheine für Lebensmittel aus, damit sie sich den Tisch wenigstens zum Christfest etwas reicher decken können. Und für Kinder, die oft besonders unter Armut leiden, packt der „MM“-Hilfsverein Geschenke, stellt Gutscheine für Spielzeug, Bücher oder Kinderkleidung aus, ordert tröstende Plüschtiere - sichtbare, fühlbare Zeichen, dass die Gemeinschaft an ihrem Leben, ihrem Schicksal Anteil nimmt. Oft fließen Tränen der Rührung, wenn sie überreicht werden.

Soziale Verantwortung

Über immerhin mehr als 500 000 Euro pro Jahr an Spendengeldern kann die „MM“-Aktion meist verfügen, damit zur Weihnachtszeit um die 6000 Menschen beschenken, im Lauf des Jahres in über 200 konkreten Notlagen helfen - meist mit ein paar hundert Euro, in einem sehr speziellen Fall einer Krebserkrankung auch mal bis zu 2000 Euro. Einige Anträge werden aber auch jedes Jahr abgelehnt, denn Hilfe bekommt nur, wer der Hilfe bedarf.

Das war und bleibt Grundsatz von „Wir wollen helfen“. Viele Leser zeigen mit großen und kleinen Geldbeträgen Solidarität und tragen diese Idee mit. Und der „Mannheimer Morgen“ sieht es weiter „als unsere Verpflichtung an, unser Engagement mit Leidenschaft und in bewährter Tradition fortzusetzen - unserer sozialen Verantwortung als Leitmedium der Region und als in Mannheim verwurzeltes Medienunternehmen folgend“, bekräftigt Florian Kranefuß.

Redaktion Chefreporter

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